Sennfeld. Die Festhalle in Sennfeld war bereits zehn Minuten vor 19 Uhr am Dienstagabend gut gefüllt. Es gab nur noch wenige freie Plätze. Insgesamt sind rund 60 Bürger zur Informationsveranstaltung zum Windpark Waidachswald gekommen, davon auch einige Bürger aus Schefflenz. Bürgermeister Wolfram Bernhard sowie Oliver Bieber und Jan Falke von der Investorenfirma Vattenfall standen Rede und Antwort. Zunächst stellten die beiden jedoch den aktuellen Stand des Projektes dar (die FN berichteten) und informierten darüber, was Vattenfall eigentlich genau macht (siehe Infobox). Anschließend bekamen die Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die wichtigsten Antworten haben die FN nun zusammengefasst.
Warum soll ein interkommunaler Windpark entstehen?
Die beteiligten Kommunen Adelsheim, Schefflenz und Roigheim möchten ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Deshalb beschlossen die Gemeinderäte von Adelsheim, Roigheim und Schefflenz in ihren jeweiligen Sitzungen im September 2021 einstimmig, die interkommunale Waldfläche Waidachswald zur Errichtung eines Windparks auszuschreiben.
Wieso hat man sich für Vattenfall als Projektierer entschieden?
Es gab eine europaweite Ausschreibung, bei der neun Angebote eingegangen seien, erklärte Bürgermeister Bernhardt am Abend. Schlussendlich entschied man sich für Vattenfall als Investor (die FN berichteten).
Weitere Informationen zum Projekt und Investor Vattenfall
Vattenfall ist eine schwedische Firma und einer der führenden europäischen Erzeuger von Strom und Wärme in Europa.
Die Hauptmärkte liegen in Schweden, Deutschland, Niederlande, Dänemark und Großbritannien. Insgesamt werden etwa 20 000 Mitarbeiter beschäftigt.
In Bezug auf Windkraft ist Vattenfall einer der größte Erzeuger von On- und Offshore-Windenergie in Europa. Die Firma betreibt mehr als 1200 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von circa 4,2 Gigawatt in fünf Ländern.
Vattenfall verfolgt das Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Das soll durch die Errichtung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen sowie Speichermöglichkeiten erreicht werden.
Weitere Informationen zum interkommunalen Windpark Waidachswald gibt es unter www.windpark-waidachswald.de im Internet. nb
Wieso sollen die Windkraftanlagen im Waidachswald gebaut werden?
Die Suche nach einem geeigneten Standort ist komplex, da zahlreiche Kriterien berücksichtig werden müssen. Unter anderem geht es um Natur- und Artenschutz, Schall- und Schattenwurf und Mindestabstände zu Wohnbebauung oder Straßen. Das Potenzialgebiet Waidachswald liegt außerhalb der gesetzlich festgelegten Abstände zu den Siedlungen Schefflenz, Waldmühlbach, Roigheim, Ober- und Unterschefflenz. Ebenso ausgeschlossen werden Schutzgebietszonen I und II des Wasserschutzgebiets „Fischbachquellen, Leopoldsbrunnen, neue Quelle“. Dieser Bereich liegt zwar im Planungsgebiet, dort sind aber keine Windkraftanlagen vorgesehen. Es steht also noch nicht fest, wo genau die Anlagen im Waidachswald errichtet werden.
Wie viele Windkraftanlagen sollen entstehen?
Aktuell plant Vattenfall mit 22 Anlagen auf einem rund 1307 Hektar großen Areal. Diese Zahl steht aber noch nicht fest. Für jedes Windrad müsse eine Baugenehmigung eingeholt werden, so Oliver Bieber. Die Behörden prüfen vor der Vergabe diverse Kriterien, unter anderem Tier- und Artenschutz, Grundwasserschutz, Schall- und Schattenwurf. Nur wenn es keine Punkte gibt, die gegen eine Errichtung sprechen, wird der Windradstandort genehmigt. So könne es letztlich auch sein, dass nur fünf Anlagen im Waidachswald entstehen werden.
Welche Informationen liegen zu den Anlagen bisher vor?
Der genaue Anlagentyp steht noch nicht fest. Man plane mit einer Nabenhöhe von 165 Metern. Die Rotorblätter sind 80 Meter lang. Damit beträgt die Nennleistung jedes Windrads etwa 6,5 Megawatt. Das führe zu einer Gesamtleistung von rund 145 Megawatt für theoretisch 128 000 Haushalte. Ob bei den Anlagen Technik verwendet wird, bei der auch SF6-Gas zum Einsatz kommt, ist noch nicht sicher.
Wie viel Fläche wird gerodet werden müssen, um die Anlagen zu errichten?
Vattenfall wolle bestehende Wege nutzen, um die Einzelteile der Anlagen an die jeweiligen Standorte zu transportieren, so Bieber. Diese Wege müssen etwa 4,5 Meter breit sein. Ist dies nicht gegeben, werde ein Bankett geschottert.
Außerdem sollen die Standorte nicht mitten im Wald, sondern nahe eines Weges errichtet werden, um so wenig Waldfläche wie möglich umzunutzen. Grundsätzlich unterscheide man zwischen dauerhafter und temporärer Umnutzung. So wird das Fundament etwa einen Durchmesser zwischen 22 und 28 Metern haben (abhängig vom Anlagentyp). Daneben werde eine Fläche für Servicefahrzeuge und Infrastruktur entstehen. So wird dauerhaft eine Fläche von etwa 4500 Quadratmetern benötigt. Gerodete Bereiche werden an anderer Stelle wieder aufgeforstet. Für die temporären Flächen werden rund 5000 Quadratmeter benötigt. Nach dem Ende der Bauarbeiten sollen dort wieder heimischen Baumarten gepflanzt werden.
Ist der Bau von Windkraftanlagen nachhaltig?
Bernhardt und Bieber räumten ein, dass beim Bau von Windkraftanlagen CO2 produziert werde und die Anlagen Strom bräuchten, um betrieben zu werden. Allerdings sparen die Windräder nach Errichtung ebenfalls CO2 ein – die Rede ist von 220 000 Tonnen. Den Strom, den die Windräder benötigten, würden sie im besten Fall selbst produzieren, so Bieber. Bernhardt fügte an, dass die „Energie Payback Time“ (Zeitpunkt, an dem sich die Anlage energetisch amortisiert) bei etwa neun Monaten liege.Eine genaue Aussage lässt sich aufgrund des frühen Planungsstadiums jedoch noch nicht machen.
Wie profitiert die Stadt Adelsheim vom Windpark?
Die Stadt erhält einen Pachtbetrag von Vattenfall. Sie rechnet mit mindestens 160 000 Euro pro Jahr und Anlage. Die genau Summe sei jedoch vertraulich, so Bernhardt. Zusätzlich gebe es eine EEG-Zusatzvergütung in Höhe von etwa 30 000 Euro je Anlage und Jahr, fügte Bieber an. Diese Einnahmen kommen dem kommunalen Haushalt zugute.
Wie profitieren die Bürger?
Ein Bürgerbeteiligungsmodell soll eingerichtet werden. So können sich Interessierte aus den beteiligten Kommunen mit einem Mindestbeitrag von 300 Euro in die geplante GmbH einbringen.
Warum wurden die Bürger nicht früher in das Projekt einbezogen?
Bürgermeister Wolfram Bernhardt wies darauf hin, dass das Thema Windpark Waidachswald bereits am 26. April 2021 in einer Gemeinderatssitzung angesprochen wurde. Die Tagesordnung wurde rechtzeitig bekannt gegeben. So hätte jeder Bürger die Möglichkeit gehabt, sich in der Sitzung zu äußern und sich zu informieren.
Die Unterlagen seien ebenfalls einsehbar gewesen. Dies gelte auch für weitere Sitzungen im Projektentwicklungsverlauf. Jedoch seien nur ganz wenig Bürger dieser Möglichkeit nachgegangen. Stadtrat Marco Ries ging darauf ein und stellte die Frage an die Bürger: „Wo waren Sie denn?“
Die Bürger äußerten zudem ihre Bedenken in Bezug auf den absinkenden Grundwasserspiegel, sollten so viele Anlagen im Waidachswald errichtet werden. Zudem machen sie sich Sorgen, dass bestehende Quellen versiegen könnten und das Ökosystem Waidachswald zerstört werde. Sie sprachen sich dafür aus, bei neuen Erkenntnissen informiert zu werden.
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