Im Schlosspark

„Adelsheim leuchtet“ endlich wieder

Einer Vielzahl von mal spektakulären, mal ruhig-meditativen Bild-Klang-Installationen begegnen

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„Adelsheim liegt am Pazifik“. © Louis von Adelsheim

Adelsheim.Adelsheim leuchtet“ endlich wieder: Ab Freitag, 8. Juli, wird für vier Wochenenden, jeweils freitags und samstags, nachts von 22 bis 1 Uhr, eine neue Ausstellung von Louis von Adelsheim zu erleben sein. Zum ersten Mal seit dem Winter 2016 können die Gäste im weitläufigen Schlosspark einer Vielzahl von mal spektakulären, mal ruhig-meditativen Bild-Klang-Installationen begegnen.

„Zwischen den Zeiten“

Wie oft in kreativen Prozessen wurde der Titel für die Ausstellung erst spät gefunden. Sie heißt „Zwischen den Zeiten“. Inzwischen können sich der Künstler und sein Team eigentlich keinen anderen Namen mehr vorstellen. Jeder spürt, dass wir in einer Zwischen-Zeit leben: Die Pandemie ist noch nicht Vergangenheit, die Gegenwart ist schon vom Krieg gezeichnet, der Klimawandel ist nicht mehr nur Zukunft: Verschiedene Zeiten scheinen sich zu überlappen.

Obwohl es Louis von Adelsheim nie um das platt Dokumentarische geht, wird man den großen Themen und Widersprüchen der Gegenwart in der Video-Schau immer wieder begegnen.

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Dem Feuer als wärmendem, angesichts der weltweit zunehmenden Trockenheit aber auch gefährlichem Element; der Technik als Instrument des Fortschritts, das sich zum Beispiel in der Waffen-Technologie in ein Medium der Zerstörung verwandeln kann; der Natur in ihrer Schönheit und Verwundbarkeit.

Zu den zentralen Symbolen gehört eine Uhr, die unkontrolliert vorwärts und rückwärts läuft. Rückfall in die überwunden geglaubte Vergangenheit oder Möglichkeit zur Umkehr?

Spiegelinstallation

Der Videokünstler nutzt den Moment der Zwischen-Zeit auch für einen Blick in die eigene kreative Vergangenheit. Mit einer Spiegelinstallation aus dem Jahr 2001 ist eine der frühen wichtigen Arbeiten Adelsheims – einmal in der Originalversion und einmal in einer neu entwickelten Form – zu sehen.

2018 hat von Adelsheim seine große Präsentation „Los muros de Chile“ im renommierten Museo de Arte Contemporáneo (MAC) in Santiago vorgestellt. Sie wurde mit dem Kritikerpreis für die beste internationale Ausstellung des Jahres ausgezeichnet.

Einige Installationen aus der chilenischen Hauptstadt sind in abgewandelter Form in die neue Ausgabe der beliebten „Adelsheim leuchtet“-Reihe aufgenommen worden. Sie thematisieren soziale Ungleichheit und das Elend der Gefängnis-Insassen und ihrer Angehörigen. Die Achse Santiago-Adelsheim spielte auch für „Los Muros de Chile“ eine Rolle: Die Ausstellung entwickelte Motive aus der Schau „Innen ist außen“ aus dem Jahr 2013 weiter, in deren Rahmen Videos auf die Außenmauer der Justizvollzugsanstalt der Stadt projiziert wurden.

Adelsheim arbeitet mit seinen kreativen Partnern im Sinne eines Work in Progress gerne beharrlich an bestimmten Themen und Motiven weiter, die sich im Wandel der Zeiten und der künstlerischen Verfahren in immer wieder neuen Formen präsentieren. Trotzdem fehlen auch in diesem Jahr ganz neue Arbeiten nicht. In einer Installation mit verblüffendem Effekt entsteht aus den Elementen Licht, Natur und Spiegeln eine Art Video, für das keine Kamera benötigt wird; und Adelsheim leuchtet in diesem Sommer nicht nur, Adelsheim spricht auch: Der Künstler hat etwa 40 Stadtbewohner, Männer, Frauen und Kinder, zu ihrer Sicht auf Vergangenheit, Zukunft und den Sinn des Lebens befragt. Auf dem Tanzberg kann das Ausstellungspublikum auf drei Leinwänden ihre Antworten erleben.

Wenige Tage vor der Eröffnung arbeiten Louis von Adelsheim und sein im wahrsten Sinne des Wortes unermüdliches Team fieberhaft an der Fertigstellung. Auch hier lebt man „zwischen den Zeiten“, weil wegen der für die Videos nötigen Lichtverhältnisse die Nacht zum Arbeitstag gemacht werden muss.

Am liebsten hätte man gerne eine Woche länger bis zur Premiere. Aber so ist es in der Kunst eigentlich immer. Die Hauptsache ist, dass auch in diesem so besonderen Sommer den Adelsheimern wieder eine Gelegenheit zur Zusammenkunft und zum Kunsterlebnis geboten werden kann.

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