Ausstellungseröffnung

Adelsheim: Kunstwerke an die Nacht übergeben

„Adelsheim leuchtet“ nach sechs Jahren wieder. „Zwischen den Zeiten“ macht nachdenklich und fasziniert

Lesedauer: 

Adelsheim.Adelsheim leuchtet“ – zu diesem wohl einmaligen Kunst- und Naturevent, dieser ganz besonderen Begegnung mit Licht, Elementen, Menschen, Klängen, Gedanken und Fragen sind die Menschen an den kommenden drei Wochenenden in den Adelsheimer Schlosspark eingeladen. Am Freitagabend wurde „Zwischen den Zeiten“ mit zahlreichen Gästen eröffnet – so betitelt Louis von Adelsheim das diesjährige „Adelsheim leuchtet“. Es ist Nummer 21 in einer Abfolge von sehr unterschiedlichen Projekten mit diesem Namen, die 2005 begannen.

Stationen erklärt

Im Beisein von Peter Hauk, Ministers für Ländlichen Raum, und dem Bürgermeister von Adelsheim, Wolfram Bernhardt, und Buchens Roland Burger führte der Künstler in eine Beschreibung der vielfältigen Botschaften der 15 Stationen ein. Allerdings tat er das nur so umfangreich, weil es noch nicht dunkel genug war, um die Tore der Ausstellung zu öffnen, denn: „Adelsheim leuchtet“ braucht die Nacht. Das Publikum freute sich jedoch über die Informationen aus erster Hand.

Vorher brachte Minister Hauk seine besondere Wertschätzung für das Engagement zum Ausdruck, das sich in „Adelsheim leuchtet“ zeigt. Er ging dabei sogar so weit, dem Projekt regenfreie Wochenenden zu wünschen, obwohl dies, wie er betonte, seinen Amtspflichten eigentlich zuwiderlaufe – denn in der Landwirtschaft sei durchgehend Regen erwünscht.

Mehr zum Thema

BEG Bauland

Wichtige Entscheidungen getroffen

Veröffentlicht
Von
pm
Mehr erfahren
Film

Wim Wenders beleuchtet das Werk von Anselm Kiefer

Veröffentlicht
Von
Gebhard Hölzl
Mehr erfahren

Für Bürgermeister Wolfram Bernhardt ist es das erste „Adelsheim leuchtet“ im Amt. Ebenfalls mit Humor beschrieb er, welche Schwierigkeiten es für die Vorbereitung seiner kleinen Ansprache für ihn bedeutet habe, dass sich der Titel der Ausstellung mehrmals veränderte. Jedes Mal habe er sich in die jeweilige Thematik vertieft, um kurz danach zu erfahren, dass sie nicht mehr gültig war. Wie groß aber an diesem Abend seine Freude über das wahr gewordene „Zwischen den Zeiten“ war, war dem Amtsträger deutlich anzumerken.

Menschen spielen wichtige Rolle

Die Stadt und ihre Menschen spielen – wie von Adelsheim in seiner Einführung verdeutlichte – diesmal auch eine ganz besondere Rolle. Station 14, „Adelsheim leuchtet und spricht“, ist für Louis von Adelsheim Ausgangspunkt des ganzen Projekts. Dort kommen auf drei Bildschirmen in Lebensgröße Adelsheimer Bürgerinnen und Bürger – von Kindern bis zu altersweisen Menschen – zu Wort, um ihre Gedanken zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft preiszugegeben. Praktisch ihre Überlegungen, was in Adelsheim ihrer Einschätzung nach fehle. Allein diese Installation dürfte den Besuch der Ausstellung lohnend machen.

Die 15 Stationen sind so vielfältig. Viele sind neu, andere retrospektiv. Da sind große Projektionen in die Architektur einbezogen – wie Nummer 11, wo auf der Brandmauer des Schlossparks ein virtuelles Flammenmeer erscheint. Es gibt nachdenklich, machende Installationen, die eine Botschaft transportieren, wie die Station 3 „Chilenische Welten“. Der Künstler nennt es ein Memento Mori – auch dort geht es um Feuer, aber Thema ist dabei der abwendbare Tod von Gefangenen.

Viele Facetten

Dieses „Adelsheim leuchtet“ ist ohnehin von einer großen Spannbreite gekennzeichnet: Fragen an die Ungerechtigkeiten, die Gefahren und das Leiden der Gegenwart, ohne dabei jemals in Anklage zu verfallen oder vorformulierte Antworten anzubieten. Aber auch die reine Freude am gestaltendenden Umgang mit Licht und der leuchtenden Farbe, ihrer Kombination mit Klang und synergetischer Musik, dem Zusammenspiel mit dem Untergrund, auf dem sie zur Wirkung gelangt.

Spiel, Tanz, Licht und – ganz wesentlich – die Unterstützung durch die umgebende Natur des Parks und deren Elemente. Auch (oder gerade) wenn es Nacht ist. „Die größte Kunst wird von der Natur produziert,“ sagt der Künstler und schafft die Spiegel-Installation „Upside down“ dazu.

Gesamtkunstwerk

In Adelsheim ist wieder ein Gesamtkunstwerk entstanden. Louis von Adelsheims Leinwand ist dieser multidimensional erfüllte Ort, der den Besuchern Räume, Träume und Tore verheißt, die unterschiedliche Zugangsweisen ermöglichen. Dabei arbeitet von Adelsheim nie mit Lichteffekten. Dies hat auch mit der Geschwindigkeit des Lichtes zu tun, das er einsetzt. Vor allem aber damit, dass das Licht und der Bildschirm den Betrachter unter die Oberfläche führen sollen ohne ihm den genauen Weg vorzuschreiben.

Louis von Adelsheim hat ein großes Team um sich, mit dem er arbeitet. Nicht nur die anspruchsvollen Projektionstechniken bergen beim großen Projekt bis zur letzten Minute vor der Eröffnung unerwünschte Überraschungen, die man gemeinsam meistern musste. Trotz all der Erfahrungen aus vielen Jahren „Adelsheim leuchtet“ glich da das Lampenfieber der Beteiligten sicherlich dem der Akteure bei einer großen Theaterpremiere. Doch diese Premiere ist gelungen.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten