Masterplan Innenstadt

Adelsheim: Das sind die Vorschläge im Masterplan für eine zukunftsfähige Innenstadt

Von 
Michael Fürst
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Adelsheim. Während des langen Vortrags von Ivana Rohr und Robin Höning sah man immer wieder, wie Gemeinderäte die Köpfe zusammensteckten und „tuschelten“. Das, was die beiden Vertreter der Firma „Endboss“, welche die Innenstadt-Analyse „Lebendiges Adelsheim“ erstellt hatten, da präsentierten, war für viele Gremiumsmitglieder so interessant, dass man sich gleich austauschen musste. Bürgermeister Wolfram Bernhard fasst seine Eindrücke anschließend so zusammen: „Das macht mir Angst, aber auch eine Menge Freude.“

Und um das ging es: In der Sitzung des Gemeinderats vom 23. Mai wurde das Büro „Endboss“ aus Hannover damit beauftragt, einen „Masterplan Innenstadt“ zu entwickeln. Im Rahmen des Förderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung bekommt die Stadt diese Maßnahme mit 1,85 Millionen Euro vollständig gefördert – es kostet sie also nichts. Während der Ermittlung der Grundlagen, einer Undercoverwoche, einer Aktionswoche und eines Bürgerforums trugen die Mitarbeiter von „Endboss“ viele Eindrücke zusammen, die sie anschließend verarbeiteten. Daraus entstanden viele, viele konkrete Ideen und Vorschläge für das eine Ziel: Adelsheim zukunfts- und lebensfähig machen. Diese Ideen und Vorschläge stellten sie am Montagabend vor.

Erkenntnisse: „Endboss“ hat unter anderem festgestellt, dass in Adelsheim eine große Gastfreundschaft herrsche. Das soziale Leben spiele sich vor allem in Vereinen ab, und es gebe im öffentlichen Raum keine Aufenthaltsqualität. Zudem gebe es nur ein begrenztes gastronomisches Angebot, und die Situation für Fußgänger „im Zentrum“ sei zum Teil „lebensbedrohlich“. Unter der Bevölkerung herrsche große Sorge vor dem Aussterben des Einzelhandels. Das Angebot vor allem für Jugendliche sei nicht ausreichend; der Wunsch nach mehr Aktivitäten und Events sei hoch. Aus den Erkenntnissen generierten Rohr und Höning vier Handlungsfelder:

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Handlungsfeld „Soziales Miteinander“: Das Kulturzentrum öffnen und zum Gemeindezentrum machen, schlägt „Endboss“ unter anderem vor. Kinder und Jugendliche sollen „Platz“ in der Stadt bekommen. „Denken Sie Jugend in der Politik explizit mit“, forderte Ivana Rohr. Dazu sollte ein regelmäßiges Veranstaltungsangebot geschaffen werden. Eine Kooperation der Stadt mit JVA stellte sie auch in den Raum. Zwei Pilotprojekte schlugen Rohr und Höning in diesem Zusammenhang vor: Die Kirche in der Marktstraße zusammen mit der Kirchengemeinde und der Stadtbibliothek zu einem „Dritten Ort“ umbauen sowie die Oberschlossbar mit einem selbstorganisierten Betrieb aktivieren.

Handlungsfeld „Zukunft des lokalen Einzelhandels“: Interessante und Unternehmensnachfolger finden, Leerstände vermeiden, neue Zielgruppen ansprechen und neue Kooperationen befördern – so lauteten die nicht ganz neuen und etwas abstrakten Ideen in diesem Segment. Als eine „Erstmaßnahme“ schlug Höning vor, ein Programm zu entwickeln, bei dem der bestehende Einzelhandel mit entsprechenden Gewerken außerhalb kooperieren soll.

Handlungsfeld „Kommunikation“: „Gemeinsam mit Kommunikationsprofis und den jetzt schon engagierten Bürgern eine Kampagne erarbeiten lassen, die Möglichkeit zur Identifikation, Raum für Neues und Spaß bringt“, heißt es in der Ausarbeitung. Das aktuelle Motto „Zukunft aus Tradition“ sei kein Alleinstellungsmerkmal. Das Erarbeitete auf „sinnvollen Kanälen“ und einer eigens geschaffenen Kommunikationsplattform veröffentlichen. Zudem müsse der Tourismus mehr in den Fokus gerückt werden.

Handlungsfeld „Verkehr“: Hier schlagen die „Endboss“-Mitarbeiter ein Verkehrs- und Mobilitätskonzept vor. „Sofort!“. Und zwar erstellt von „echten Experten“, denn sie sagten: „Wir sind keine Experten für Verkehrsplanung.“

Was wäre wenn…?: Hier stellten Rohr und Höning ein paar provokante Suggestivfragen. Unter anderem: „Was wäre, wenn es auf dem Marktplatz auch einen Markt gäbe?“, „Was wäre, wenn es einen Bürgerbus in Adelsheim gäbe?“, „Was wäre, wenn der Bereich vor der Kirche bis zum Rathaus zum Dorfplatz würde?“, „Was wäre, wenn man einfach testweise sitzen kann, wo man möchte?“ Hierzu solle die Stadt Stühle anschaffen, diese im Stadtinneren verteilen, so dass eben jeder Bürger da hinsitzen könne, wo er gerne möchte… „Was wäre, wenn jeder Haushalt wüsste, was zu tun ist?“ Die Antwort lieferte „Endboss“ gleich mit: Die Firma werden ein kleines 250-Seiten-Buch mit den Inhalten der vorgetragenen Präsentation auflegen; das in etwa 1500 Haushalten verteilt werden soll.

Nächste Schritte: Die Stadt will schon im Januar den Posten eines City-Managers ausschreiben, der möglichst schon im März seine Arbeit in einer innerstädtischen Immobilie, idealerweise an der Markstraße, aufnehmen soll. Am 14. Januar wird Bürgermeister Wolfram Bernhard mit den bereits gebildeten Arbeitsgruppen „zur Gastronomie“ treffen.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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