Pro & Kontra Talavera Würzburg: Einfachere Parkplatzsuche oder das falsche Signal?

Die Talavera wird gebührenpflichtig, das Parken in der Würzburger Innenstadt insgesamt teurer: Der Würzburger Stadtrat hat zu später Stunde umstrittene Entscheidungen gefällt, über die sich hier zwei FN-Redakteure ihre Gedanken machen.  

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Pro-Stimme »Vereinfachte Parkplatzsuche für Auswärtige«

Die Talavera ist eine beliebte Möglichkeit, das Auto abzustellen. Ich gebe zu, ich nutze sie hin und wieder auch gerne – schließlich ist das Parken dort kostenlos. Zumindest bis jetzt noch. Denn ab Sommer sollen all jene, die von diesem Angebot Gebrauch machen, zur Kasse gebeten werden.

Mit 30 Cent pro angefangener halber Stunde beläuft sich die geplante Gebühr in einer erträglichen Höhe – eigentlich. Doch die Mehrheitsentscheidung des Würzburger Stadtrats Ende letzter Woche hat zu einem Aufschrei geführt. Schließlich gilt’s, sich von einer lieb gewonnen Gewohnheit zu verabschieden. Ich kann den Ratsbeschluss aber nachvollziehen. Es geht nicht darum, die Verkehrsteilnehmer abzuzocken. Ich bin vielmehr der Meinung, dass solch ein großer Platz in Zentrumsnähe nicht als Gratis-Dauer- und Langzeitparkmöglichkeit missbraucht werden darf.

Mit der Gebühr wird in Zukunft die Parkplatzsuche für Auswärtige wesentlich einfacher und darüber hinaus mehr Verkehr aus der Würzburger City herausgehalten. In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels ein kleiner, aber wichtiger Beitrag, den Schadstoffausstoß in die Luft zu reduzieren.

Die Verwaltung wäre aber im Umkehrschluss in der Pflicht, das ÖPNV-Angebot weiter zu verbessern und die Kosten für eine Fahrt in die Innenstadt an die Parkgebühren zu koppeln.

Dann würden sich viele Auswärtige mit dem Ratsbeschluss für die Talavera anfreunden – und die Innenstadt wäre, wie bisher auch, immer gut frequentiert.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

Kontra-Stimme »Von der Talavera zur „Zahlavera”«

Den Zeitpunkt hätte man nicht „besser“ wählen können: Omikron wütet, die Energiepreise steigen und wir befinden uns mitten im grauen, dunklen Winter.

Jeder lechzt nach helleren Tagen, nach besseren Zeiten, nach den kleinen Freuden des Alltags – wie zum Beispiel Shoppengehen in Würzburg. Dort hat man nun beschlossen, dass das Parken auf der Talavera ab Juni kostenpflichtig wird. Außerdem werden in der Innenstadt neue Parkzonen eingerichtet, mit denen dann höhere Tarife einhergehen. Das hehre Ziel ist eine attraktivere und grünere Innenstadt. Ich persönlich habe noch keine Klagen gehört, dass Würzburg nicht hübsch oder grün genug sei. Aber vielleicht sind wir „vom Land“ einfach nicht kritisch genug. Allerdings frage ich mich, wieviele Läden und Restaurants es dann in der schönen neuen Stadt noch gibt, wenn die Parkgebühren weiter steigen und aus der Talavera eine „Zahlavera“ wird. Vielen Kunden und Gästen ist die Lust am Einkaufen und Essengehen wegen Corona sowieso schon vergangen. Und manche werden sich überlegen, warum sie hohe Parkgebühren zahlen sollen, wenn man ganz einfach auch im Internet einkaufen kann. Dass die Straßenbahnen „mittelfristig“, also irgendwann, alle zwölf Minuten fahren sollen, ist nur ein schwacher Trost. Bis dahin wird es vielleicht für manches Geschäft schon zu spät sein. Die Pendler, die jeden Tag zum Arbeiten nach Würzburg fahren und aus verschiedenen Gründen nicht die Bahn benutzen können, sind dabei die größten Verlierer. Das Motto „Würzburg macht Spaß“ klingt inzwischen wie Ironie.

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Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim