Kommentar Gewohnheit und Wandel

Sascha Bickel zur Schließung der Volksbank-Filialen

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Sascha Bickel
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Ja, da stoßen Welten aufeinander. Den einen ist die Schließung der örtlichen Bankfilialen schlicht egal, sind sie doch voll vernetzt, sicher im Online-Banking und zahlen an der Ladenkasse oftmals schon direkt übers Smartphone, während die anderen enttäuscht und aufgebracht sind. Die zweite Gruppe schätzt nämlich den persönlichen Ansprechpartner, geht gerne den Weg zur nahen Filiale und macht Bankgeschäfte wie man es eben lange schon gewohnt ist. Da ist ein Gefühl der Vertrautheit und auch das Wissen um noch etwas Leben im Dorf.

Doch die Entwicklungen weisen in eine andere Richtung. Die Dörfer verlieren immer mehr stationäre Versorger und Anlaufstellen – und dazu gehören auch die Bankfilialen. Nur wenige stemmen sich erfolgreich dagegen. Doch dafür braucht es Frequenz. Das gilt ebenso für die Geldinstitute. Je mehr Menschen eine Filiale nutzen, desto mehr rechnet sich auch der Unterhalt dieser Büros, der Personaleinsatz und die Vorhaltung der gesamten (Sicherheits-)Technik.

Es ist eine Gratwanderung für die Banken selbst. Durch Zentralisierung verlieren sie an Gesicht und Gesichtern vor Ort, nah dran an den Kunden. Alles wird austauschbarer. Das eigene Personal muss die Wege ebenso mitgehen (wollen). Und gleichzeitig gilt es die Wirtschaftlichkeit zu wahren und Trends nicht zu verschlafen. Nicht einfach!

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Ein Verlust an Infrastruktur in den kleinen Ortschaften – ist ein Verlust. Und so muss die Frage gestellt werden, wie man die Bindung zu den Menschen ohne Online-Banking und vielleicht sogar ohne Auto aufrechterhalten kann. Mit einer rollenden Bankfiliale in einem Spezialbus, die ab und an vorbeischaut? Oder mit Gutscheinen fürs Ruftaxi in den nächsten Ort mit Bank?

Einfach zur Tagesordnung über zu gehen, ist der falsche Weg. Denn: Die regionalen Banken werden gebraucht und genauso die Kunden, jung und alt, Technik versiert oder eben nicht. Es geht um Wertschöpfung, die vor Ort bleiben soll, aber auch um Arbeitsplätze in der Region. Es geht um Zusammenhalt, trotz Gewohnheit und Wandel.

Redaktion Stellvertretender Reporter-Chef; hauptsächlich zuständig für die Große Kreisstadt Bad Mergentheim