Wie gut sind diese Rhein-Neckar Löwen? Und was ist für den Handball-Bundesligisten in der neuen Saison möglich? Ehrlich gesagt: Man weiß es nicht. Seriöse Antworten auf diese Fragen haben vermutlich noch nicht einmal die Löwen selbst. Der Kaderumbau ist gigantisch groß – und entsprechend auch die Ungewissheit.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber ebenso: Mit Beginn der neuen Spielzeit gibt es kaum ein spannenderes Projekt in der Bundesliga als die Löwen, die sich als Herausforderer sehen. Und zwar für die Mannschaften, die sich in der vergangenen Saison für den Europapokal qualifizierten.
Die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb ist für den einstigen Champions-League-Dauergast längst zu einer Ausnahme geworden. Dreimal in den zurückliegenden vier Jahren verpasste der Club den Europapokal. In der Bundesliga folgte zuletzt auf Rang zwölf der neunte Platz. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Mannheimer trotz gelegentlicher Höhepunkte mittlerweile nichts anderes als ein Verein aus dem Tabellenmittelfeld sind. Überholt und abgehängt von den Spitzenclubs, zu denen die Badener einst selbst zählten. Ehe Fehlentscheidungen in Serie den Verein ins graue Mittelmaß führten.
Man kann dem zweimaligen Meister und Pokalsieger aber keinesfalls vorwerfen, dass er in diesem Sommer nichts getan hätte, um in der Tabelle wieder nach oben zu klettern. Acht Spieler sind neu, Trainer Maik Machulla ebenfalls. Es tut sich was. Im Vergleich zur Vorsaison scheinen die Löwen in der Breite besser besetzt zu sein, im Rückraum gibt es wesentlich mehr Variabilität. Das hilft in der Gegenwart – und für die Zukunft stehen auch schon viele Personalentscheidungen fest.
Keine Frage: Sportchef Uwe Gensheimer und Machulla verleihen dem Neustart mit ihrem planenden Verstand und ihrem Weitblick eine gewisse Substanz. Für den Sommer 2026 stehen mit Jacob Lassen, Marius Steinhauser und Aron Seesing bereits drei Zugänge fest. Geklärt werden muss nur noch der Verbleib von Jannik Kohlbacher, dessen Vertrag in knapp einem Jahr endet. Kurzum: Die Mannschaft wird im Kern zusammenbleiben, sie kann sich entwickeln und gemeinsam wachsen. Die Perspektive stimmt also.
In jeder Partie an seine Grenzen gehen zu müssen, wird für den halben Kader eine neue Erfahrung.
Doch zunächst einmal gilt es, nach all den Enttäuschungen in der Vergangenheit nun so etwas wie eine echte Aufbruchstimmung zu entfachen. Das geht mit leidenschaftlichen Auftritten, vor allem aber noch deutlich einfacher mit Erfolg. Womit wir wieder bei den Ausgangsfragen wären: Wie gut sind diese Rhein-Neckar Löwen? Und was ist für den zweifachen Meister und Pokalsieger in der neuen Saison möglich?
Sieben der acht Zugänge kennen die Bundesliga nicht. Sie haben also keine Ahnung davon, wie intensiv es in der stärksten Liga der Welt zugeht und dass auch bei einem Aufsteiger die Punkte nicht im Vorbeigehen mitgenommen worden. In jeder Partie an seine Grenzen gehen zu müssen, wird entsprechend für den halben Kader eine neue Erfahrung sein. Wie schnell sich die umgebauten Löwen darauf einstellen und sich finden, wird den Saisonverlauf maßgeblich beeinflussen. Und auch schon erahnen lassen, was in der Zukunft noch möglich ist.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Die umgebauten Rhein-Neckar Löwen sind der spannendste Club der Bundesliga
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