Übrigens... erfreut sich neben Zappen auf der TV-Fernbedienung auch Radio-Wellenreiten großer Beliebtheit. Und so gerate ich eher zufällig in eine (fast schon beendete) Anruf-Sendung, bei der Hörerinnen und Hörer Wörter vorstellen, die aus der Mode gekommen sind. Und so erklärt ein Mann, warum er „Dauerlauf“ für viel anschaulicher als „Jogging“ hält. Obendrein findet der Senior schade, dass die „Trimm-Dich-Bewegung“ samt „Leibesertüchtigung“ sprachlich vom englischen Fitnesstraining überrollt worden ist. Als Abschluss bedauert eine Frau, dass früher übliche Ausrufe des Erstaunens wie „potzblitz“ oder „sapperlot“ fast verschwunden sind.
Mir geht durch den Sinn, welches Wort ich gern vor dem Absickern in die Vergessenheit bewahren würde. Da fällt mir eine Kombi aus einem nach wie vor quicklebendigen Adjektiv und einem etwas antiquiert anmutenden Verb ein - „liebäugeln“. Oma pflegte bei Café-Besuchen angesichts der süßen Vielfalt zu verkünden, eigentlich liebäugle sie mit Frankfurter Kranz, aber dann bestellte sie sich doch ein Stück von der Schwarzwälder Kirschtorte.
Eigentlich erstaunlich, dass sich die Sprache dem Gegenteil, nämlich „bösäugeln“ widersetzt hat - obwohl sie ausdrücklich den „bösen Blick“ benennt. Ich nehme mir vor, mit „liebäugeln“ wieder mehr zu liebäugeln. Auch journalistisch. Schließlich gilt die im Faust festgehaltene Erkenntnis „Aus den Augen, aus dem Sinn“ insbesondere für Wörter. Und mal ehrlich, an der Kuchen-Theke mit einem üppig gefüllten Bienenstich zu liebäugeln, klingt doch weit köstlicher als diesen zu favorisieren.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/leben_artikel,-ansichtssache-potzblitz-und-sapperlot-_arid,2127869.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Potzblitz und sapperlot!
Immer mehr deutsche Wörter geraten aus der Mode, beklagen sich in einer Radiosendung Hörerinnen und Hörer. Auch unserer Kolumnistin Waltraud Kirsch-Mayer fällt eines ein, das sie vor dem Absickern bewahren möchte