Wie gehen bloß diese Schuhe zu?“, flucht die Mutter. Vor fünf Jahren fing sie mit Ski alpin an, kam seinerzeit die blaue Piste einigermaßen anständig hinab.
Danach war entweder keine Zeit, kein Schnee oder Corona. Nun steht sie auf 1644 Meter Höhe an der Station Curnius oberhalb des Örtchens Laax und soll die 200 Meter bis zum Sessellift, der sie auf den 2200 Meter hohen Crap Sogn Gion bringt, überwinden. Per Ski, versteht sich. Der Gatte hilft bereits dem zwölfjährigen Sohn, der am liebsten gleich lospesen will. Fazit: Wenn Interessen und Können zu unterschiedlich sind, hilft nur eins: sich aufteilen. Die Männer düsen vorneweg, die Mama lässt es gemütlich angehen und fährt ab Crap Sogn Gion (Felsen des heiligen Johannes) über die Alp Dado 600 Höhenmeter zum Curnius in ihrem Tempo hinab.
Schweiz
Anreise Per Bahn ab Stuttgart, über Zürich nach Chur. Ab Chur per Postauto bis Laax Rancho, ab da Postauto nach Laax See, www.bahn.de, www.sbb.ch.
Unterkunft 2 Erw. mit Kind (12 Jahre) Ü/F im Vierer-Zimmer etwa 150 Euro, ein Frei-Bett ist gratis,www.youthhostel.ch/de/hostels/laax-wellness-hostel-3000/. Fewo 55 qm für circa 150 bis 450 Euro pro Nacht direkt neben der Piste, www.rocksresort.com/appartements/.
Aktivitäten Ein Besuch auf dem Baumwipfelpfad kostet ab 16 Euro für Erwachsene, 8 Euro für Kinder (6 bis 17 Jahre). Mehr Infos: www.flimslaax.com/naturerlebnisse/baumwipfelpfad.
Allgemeine Informationen www.myswitzerland.com; www.graubuenden.ch; www.laax.com. GF
Graubünden, flächenmäßig der größte Kanton der Schweiz, ist neben dem Wallis der Ferien-Kanton und der einzige mit drei Amtssprachen: Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch. Im Sommer sind mit der Unterkunft oft die Bergbahnen in der Gästekarte enthalten. Im Winter kosten die Ski-Pässe. Dafür erhält man eine ausgefeilte Gondel- und Liftlogistik. Wer es beispielsweise als bekennender Langsamfahrer geschickt anstellt, kann im Skigebiet Flims-Laax-Falera von 2810 Meter Höhe ausschließlich blaue Pisten bis zur Talstation Falera, dem Nachbarort von Laax, fahren und damit fast 1600 Höhenmeter meistern.
An einem Vormittag lässt die Familie aber die Ski in der Jugendherberge stehen und mietet sich stattdessen drei Schlitten, um ab der Station Curnius sitzend, wahlweise in Bauchlage, eine Schlittenpiste hinabzubrettern. Dauer: 20 bis 30 Minuten. Tempo und Fahrtrichtung lassen sich in Sitzposition per Füße – bei Bauchlage per Hände – regulieren. Der Trick: Anders als etwa beim Paddeln fährt der Schlitten nicht in die entgegengesetzte Richtung, sondern in Richtung des Fußes, der steuert. Die Sichtweite dank Nebel von nur zehn bis 15 Metern bietet zusätzlichen Nervenkitzel oder wie Tim es formuliert: „Wir fahren in die Schneehölle.“
Das der Gemeinde Laax gehörende Bad befindet sich direkt neben der Jugendherberge. Eigentlich ist es aber umgekehrt, denn „die Badi“ existierte schon seit den 1980er Jahren und damit lange vor der Unterkunft. Als das Hallenbad in die Jahre kam und eine Sanierung unausweichlich wurde, entschloss sich die Gemeinde gemeinsam mit den Schweizer Jugendherbergen zum großen Wurf. Sie investierten neben der Badsanierung in eine Edel-Jugendherberge namens „WellnessHostel 3000“ samt 835 Quadratmeter großem Wellnessareal namens „Aua grava“. Kosten: 17,5 Millionen Franken. Es liegt eine Etage unterhalb der Herberge und bietet in schlicht-elegantem Naturstein-Ambiente zwei Saunen, ein Dampfbad, Eisregen, Eisbecken und Heißbecken. Tim darf mit seinen zwölf Jahren zwar noch nicht rein, weiß sich aber durchaus zu beschäftigen, während die Eltern abends das lila durchflutete Wellnessareal besuchen. Die schicke Lobby der Jugendherberge ist zugleich auch Aufenthaltsraum, die Rezeption verleiht Gesellschaftsspiele und für Bücherwürmer gibt es eine Lounge mit Bibliothek und Panoramafenster Richtung Bündner Bergwelt. Familienfreundlich ist auch der Baumwipfel-Pfad, der mit knapp 1,6 Kilometern sogar der längste der Welt sein soll. Der Weg startet nur zehn Gehminuten von der Jugendherberge entfernt, ist dank Aufzug barrierefrei und lässt sich in beide Richtungen begehen. Prompt kommt auch eine Frau mit Kinderwagen entgegen. Für größere Kids enthält der Eintritt einmal Rutschen in der Spiral-Rutsche, die sich im Turm Murschetg und damit aus Hostel-Sicht am Ende des Baumwipfelpfads befindet – genau neben der Talstation an der Skipiste.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Ungewöhnliche Wette: Mannheimer ging mit Skiern auf die Buga