Ausstellung

Diese sehenswerten "Formen" zeigt der Port 25 in Mannheim

Im Mannheimer Port 25, dem "Raum für Gegenwartskunst", vereinigt die Ausstellung "Formen" vier unterschiedliche Positionen. Vertreten sind dabei auch Arbeiten von Madeleine Dietz - ein Besuch

Von 
Thomas Groß
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Künstler Emmanuel Boos zeigt im Port 25 seine Objekte aus Porzellan. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Der Ausstellungstitel ist so denkbar allgemein wie zugleich konkret gefasst: „Formen“ heißt die aktuelle Schau in der Mannheimer Stadtgalerie Port 25 im Jungbusch und lässt dabei ebenso an die äußere Gestalt von künstlerischen Arbeiten denken wie an den Prozess des Verfertigens selbst. Vier bemerkenswerte Positionen werden in der von den Port 25-Leiterinnen Kim Behm und Yvonne Vogel kuratierten Schau vorgestellt. Alle vier repräsentieren einen elementaren Kunstprozess. Jede einzelne Position steht eigenständig für sich, aber es ergeben sich zwischen den Arbeiten der verschiedenen Kunstschaffenden auch immer wieder reizvolle Kontraste und Korrespondenzen.

Ausstellung im Port 25 in Mannheim: Aufmerksamkeit des Betrachters wird besonders auf charakteristischen Dachstuhl aus Beton gelenkt

Wie in der früheren Port 25-Ausstellung mit dem Titel „Bilder“ verschwimmen nun erneut die Gattungsgrenzen, da hier Zeichnerisches räumlich zu werden vermag oder Skulpturales zuweilen sehr malerisch wirkt. Aber immer wieder geht es um ein räumliches Gestalten, das im Falle der Mannheimer Künstlerin Anna Siebert auch buchstäblich raumgreifend wird. Eine breite Papierbahn, gefertigt aus gebrauchtem Verpackungsmaterial, begegnet dem Besucher schon auf der Treppe zum großen Ausstellungsraum, setzt sich in diesem groß und wellenförmig fort und überspannt die Zwischenwände, wodurch die Aufmerksamkeit des Betrachters besonders auf den charakteristischen Dachstuhl aus Beton gelenkt wird.

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Zusammengetackerte Papiertüten und Packpapier bilden das Ausgangsmaterial, eine Art Ready Made, das Siebert nach Art der französischen Nouveau Réalistes in einen Ausdrucksträger ganz eigener Art zu verwandeln versteht und ihn so neu bewertet. Verschiedene Farbnuancen fallen ins Auge, und natürlich sind die Papiere auf je ganz individuelle Weise verknittert, was die räumliche Wirkung dieser collageartigen Arbeit, die einen auch an eine Quilt-Decke erinnern mag, noch erhöht.

"Formen" im Viererpack

 

  • Unter dem Titel „Formen“ zeigt das Mannheimer Ausstellungshaus Port 25 - Raum für Gegenwartskunst (Hafenstraße 25-27) vier unterschiedliche aktuelle Kunstpositionen. Die Ausstellung ist geöffnet bis 26. Mai.
  • Gezeigt werden raumbezogene Installationen aus Papier von Anna Siebert und Arbeiten von Ulrike Thiele, die sich mit dem Bildmedium des Dias beschäftigen.
  • Außerdem in der aktuellen Ausstellung vertreten sind der Keramikkünstler Emmanuel Boos sowie Madeleine Dietz, die künstlerische Arbeiten aus Stahl und Erde präsentiert.
  • Alle vier Kunstschaffenden leben und arbeiten in der Region Rhein-Neckar.
  • Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Am 24.3., 15 Uhr: Kunstgespräch mit Anna Siebert und Ulrike Thiele; 28.4., 15 Uhr: Gespräch mit Madeleine Dietz, 26. 5., 15 Uhr: Gespräch mit Emmanuel Boos. tog

Einen starken Kontrast zu solchen Repräsentanten einer „armen“ Kunst bilden die Porzellanobjekte des Keramikkünstlers Emmanuel Boos. Der gebürtige Franzose, der seit Jahren in Mannheim lebt, hat insgesamt 216 Porzellanwürfel auf drei Drahtgestellen drapiert. Eine besondere Installation ist das, bei der die Summe ihrer Einzelteile ebenso wichtig ist wie jeder einzelne der Bestandteile selbst. Die Würfel entsprechen in ihrer Größe in etwa den bekannten „Magic Cubes“, haben durchaus auch selbst etwas nachgerade Magisches, wirken aber doch viel edler als jene massenhaft hergestellten Kunststoffprodukte. An den Wänden daneben wird die jeweilige Rezeptur aufgeführt, durch welche die jeweilige Lasur zustande kam, doch verständlich wird diese natürlich nicht. Der edle Glanz wirkt so erst recht noch exquisit. Reizvoll auch drei zusätzliche Keramikobjekte von Emmanuel Boos, die an Styropor, einen Hohlspiegel oder eine verbogene Schachtel erinnern, aber eben doch viel exklusiver glänzen.

Die namhafteste und international gefragte Kunstschaffende in der Ausstellung im Port 25 ist Madeleine Dietz

Was die in Mosbach lebende Ulrike Thiele bewegt, ist die Frage: Wie verortet sich der Mensch? So erklärt sie es selbst beim Pressegespräch zur Ausstellung. Gerahmte Diapositive nutzt sie etwa als Material, konkrete Lebensspuren mithin, die auch als Dokumente einer konkreten Zeit fungieren. Traubenförmig hängen sie aneinander oder werden in einem Bildrahmen nebeneinandergesetzt, um solcherart unzählige vergangene Momente gleichsam zu kristallisieren.

Thieles Arbeit ist eher eine konzeptuelle Kunst, von „Zustandsbeschreibung“ spricht sie selbst, um ihre feineren Arbeiten auf Papier zu charakterisieren. Die namhafteste, auch international gefragte Kunstschaffende, die jetzt im Port 25 präsentiert wird, ist Madeleine Dietz. Stillgestellt, eine große Ruhe ausstrahlend - so wirken ihre Arbeiten, die einfache Erde mit Stahlkonstruktionen in Form geometrischer Körper kombinieren und sich auf ganz unverwechselbare Art im Raum ausbreiten und präsent machen.

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An Grabstätten oder Urnen können sie erinnern. Man denkt an den Staub, aus dem wir gemacht sind und zu dem wir wieder zerfallen werden. Eine Arbeit heißt „Entfestung“, weil sie an Auflösung denken lässt. Doch ein existenzieller Charakter ist noch jeder dieser Arbeiten eingeschrieben, welche die in Mannheim geborene und heute in Landau lebende Künstlerin für die Schau ausgesucht hat. Planer, flächiger wirkt, was sie „Bildhauerzeichnung“ nennt, doch es geht dabei nicht um Skizzenhaftes, sondern um die Begegnung der Techniken und Arbeitsweisen. Madeleine Dietz stellt die Frage, wo es für uns Haltepunkte gibt, wo Schutz oder eine Bergung zu finden sind. So ergibt sich eine reizvolle Korrespondenz zu Anna Sieberts Packpapierobjekt. Doch immer wieder sind es auch die Kontraste, die einen Besuch dieser Ausstellung reizvoll machen.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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