Jubiläum - Vor 150 Jahren begann das größte Verkehrsprojekt der Region, der Bau der Eisenbahn mit den Bahnlinien der Taubertalbahn und der badischen Odenwaldbahn

Die Bahn als größter Arbeitgeber der Region

Von 
Uwe Büttner
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Main-Tauber-Kreis. . Vor 150 Jahren begann das größte Verkehrsprojekt der Region, der Bau der Eisenbahn mit den Bahnlinien der Tauber(tal)bahn und der badischen Odenwaldbahn. Zwischen 1865 und 1869 wurden im heutigen Kreisgebiet 25 Bahnstationen, sechs Tunnel, zahlreiche Brücken und 77 Bahnwärterstationen gebaut. Alleine die Kosten für die Taubertalbahn von Lauda bis Wertheim beliefen sich auf 3,8 Millionen Gulden. Bis 1954 kamen mit den Nebenstrecken 14 weitere Bahnhöfe und Haltepunkte dazu.

Im Frühjahr 1865 liefen die Arbeiten an der Badischen Odenwaldbahn im Bereich des Bahnabschnittes Osterburken-Würzburg bereits auf Hochtouren. Für den Streckenabschnitt "Station Eubigheim" bis zur Landesgrenze waren die Großherzoglich Badische Eisenbahnhochbauinspektionen Mosbach und Gerlachsheim zuständig. Die Hochbauarbeiten wurde bereits am 10. November 1864 in der Amtszeitung "Die Tauber" ausgeschrieben. Im heutigen Kreisgebiet wurden ab 1865 an 29 Bahnwärterhäusern und neun Bahnstationen gebaut. Bis 1866 entstanden die Bahnhöfe in Eubigheim, Wölchingen, Unterschüpf, Königshofen, Lauda, Gerlachsheim, Grünsfeld, Zimmern und Wittighausen.

Erste Probefahrten

Die ersten Probefahrten fanden am 15. Oktober 1866 mit Zügen der Königlich Bayerischen und Großherzoglich Badischen Staatseisenbahn, die sich an der Station Wittighausen trafen, statt.

Am 1. November 1866 wurde die Bahnstrecke für den Personen und Güterverkehr freigegeben. Weitere Bahnstation folgten: Schweigern (1872), Sachsenflur (1903) und Uiffingen (1920). Im Gegensatz zur Taubertalbahn bestehen heute viele der Stationen der früheren Badischen Odenwaldbahn nicht mehr. Die einstigen Haltepunkte und Bahnhöfe in Uiffingen, Schweigern, Unterschüpf und Sachsenflur werden nicht mehr angefahren. Einige der Bahnhofsgebäude wurden schon vor vielen Jahren abgebrochen, darunter auch die von Gerlachsheim.

1865 nahm die Großherzoglich Badische Hochbauinspektion in Gerlachsheim ihren Dienst auf. Ende 1864 war bereits der Verlauf der zukünftigen Bahnstrecke von Lauda bis Werbach abgesteckt. Das sollte der erste Bauabschnitt der Taubertalbahn werden. Am 5. Januar 1865 - vor 150 Jahren - lud der Vorstand der Exprobirations-Comission, der Geheime Referendär E. Cron, zu Informationsveranstaltungen in die Rathäuser ein. Am 25. Januar 1865 wurden die Einwohner der für den Bahnbau betroffenen Gemarkungen von Lauda und Distelhausen in das Rathaus Lauda und die Bürger der Gemarkungen Dittigheim, Tauberbischofsheim, Impfingen, Hochhausen und Werbach in das Rathaus Tauberbischofsheim eingeladen.

In der Veranstaltung wurden die Anlieger über die abgesteckte Bahnlinie, die Projektierung der Veränderung von Wegen und Wasserläufen informiert. Die Unterlagen wurden anschließend öffentlich ausgelegt, so dass auch Einsprüche und Anträge vorgelegt werden konnten. Im März 1865 hatte die Großherzogliche Eisenbahnbaukasse in Gerlachsheim bereits Einschätzungen für die benötigten Grundstücke auf den Gemarkungen zwischen Lauda und Werbach vorgelegt.

Alleine für die Gemarkung Distelhausen wurden für die zukünftigen Gleis- und Bahnanlagen 1106 Morgen Land benötigt. Für die eigentlichen Dienstgebäude, die Bahnstation und die Bahnwartstation, wurden weitere Grundstücke beansprucht. Von den bevorstehenden Baumaßnahmen waren 328 Grundstücksbesitzer betroffen. 230 davon waren ortsansässige Distelhäuser und 98 auswärtige Grundstücksbesitzer mit Parzellen in Distelhausen. Die hohe Anzahl an Grundstücken lag daran, dass es sich oft um Kleinstgrundstücke der Eigentümer handelte.

Ab Mai 1865 begann Casier Pfister von der Großherzoglich Eisenbahnbauverwaltung in Gerlachsheim, bei dem der Distelhäuser Bürgermeister Ulsamer als Zeichnungsberechtigter die Verträge gegenzeichnete, mit dem Ankauf der Grundstücke. Die Kaufverträge umfassten zehn Paragraphen, in denen alles genauestens festgelegt wurde. Die kompletten Nachweise befinden sich noch heute im Staatsarchiv in Ludwigsburg. Da sich die Verhandlung oft wegen nicht geklärter Eigentumsverhältnisse in die Länge zogen, konnte erst ab 1866 mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden.

Bereits ab dem Frühjahr 1865 waren Bauausschreibungen in der Tauber zu lesen. Die erste Bauausschreibung vom 6. Januar 1865 wurde von der Großherzoglichen Bauinspektion in Wertheim veröffentlich. Für die beiden Tunnel in Gamburg und Bronnbach wurden 13 762, 25 Gulden veranschlagt.

Die Eisenbahnbauunternehmer Gebrüder Maurer suchten in ihrem Zeitungsinserat vom 24. Oktober 1866 für die ersten fünf Lose der Taubertalbahn auf den Gemarkungen Lauda, Distelhausen, Tauberbischofsheim, Impfingen, Hochhausen, Werbach, Niklashausen und Gamburg 500 bis 600 tüchtige Erdarbeiter bei gutem Lohn und dauernder Beschäftigung. So wurde die Bahn mit ihren Eisenbahnbauunternehmern bis in die 1870er Jahre zum größten Arbeitgeber der Region. Die Einheimischen verdienten sich mit Fuhr- und Erdarbeiten ein Zubrot. Die örtlichen Handwerker waren auch am Bau der zahlreichen Bahngebäude beteiligt.

Durch den 1866er Krieg mit den Gefechten bei Tauberbischofsheim am 24. Juli 1866 wurden die Arbeiten an der Bahnlinie eingestellt und so konnte die planmäßige Eröffnung für das gleiche Jahr nicht mehr stattfinden. Erst im Frühjahr 1867 konnten die Arbeiten an der Bahntrasse wieder aufgenommen werden. Im März 1867 erfolgten die Bauausschreibungen der Empfangsgebäude der Bahnstation von Distelhausen (15 911,03 Gulden) und Tauberbischofsheim (33 732,21 Gulden). Auf den Gemarkungen von Lauda, Distelhausen, Dittigheim, Tauberbischofsheim, und Impfingen entstanden im gleichen Zeitraum sieben Bahnwärterstationen die 23 632,16 Gulden Baukosten veranschlagt wurden. Am 20. April 1867 wurde die Station Hochhausen für 20 964,02 Gulden ausgeschrieben. Der Bauabschnitt bis Hochhausen war gleichzeitig der erste Bauabschnitt der Taubertalbahn, der fertiggestellt wurde.

Übergabe im Oktober 1867

Ab September 1867 fanden regelmäßige Probefahrten zwischen Lauda und Hochhausen statt. Die Eröffnung der Bahnstrecke musste jedoch aus technischen Gründen immer wieder verschoben werden. Um weitere Verzögerungen der Eröffnung zu vermeiden, wurden von Neckarelz provisorische Empfangsgebäude nach Tauberbischofsheim gebracht und auf den noch nicht fertiggestellten Bahnstationen in Distelhausen, Tauberbischofsheim und Hochhausen aufgestellt. Die erste Probefahrt mit Personenverkehr fand am 1. Oktober 1867 statt. Am 10. Oktober 1867 konnte schließlich die Bahnstrecke mit dem ersten Streckenabschnitt von Lauda bis Hochhausen dem Verkehr übergeben werden. Der erste Fahrplan umfasste jeweils fünf Fahrten in beide Richtungen.

1868 erfolgte der Bahnanschluss bis Wertheim und schließlich 1869 bis Bad Mergentheim und Crailsheim, von da an hatte das Taubertal im heutigen Kreisgebiet eine durchgehende Verkehrsverbindung mit Bahnanschlüssen von Wertheim bis nach Crailsheim, nach Würzburg und Heidelberg.

Als letzte Haltepunkte der Taubertalbahn wurden im Jahr 1954 die Haltepunkte Dittigheim und Niklashausen eingerichtet.

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