Redakteure trinken gerne Kaffee, rauchen wie ein Schlot und sind per se das Sinnbild eines ungesunden Lebenswandels. Dieses schöne Klischee mochte früher in Einzelfällen zutreffen – nicht aber für die überaus sportliche FN-Crew. Denn die fährt Rad, joggt durch Feld und Flur, müht sich beim Qi Gong oder walkt ohne Unterlass. Und es gab sogar einmal eine FN-Fußballmannschaft. Genauer gesagt, sogar zwei: die der Technik und die der Redaktion. Letztere war zwar wortgewandt, aber treffsicherer war in der Regel die technisch versierte Techniker-Mannschaft, die interne Duelle gerne für sich entschied. Die Redakteurinnen und Redakteure haben Platz zwei in der FN-internen Wertung mit stoischer Gelassenheit erduldet und sich eben ebenbürtige Gegner gesucht.
Furcht einflößender Gegner
Ein legendäres Match datiert aus den 90-er Jahren. Damals gab es in Bad Mergentheim die Tauberfranken-Ausstellung. Die FN-Mannschaft stand damals in vollem Saft und suchte sich für ein Benefiz-Spiel im Deutschordenstadion einen mehr als respektablen, ja fast Furcht einflößenden Gegner: die Ü 100 aus dem Hohenlohischen. Wackere Jungs, alle Mann über 100 Kilo schwer und trotzdem flink wie Wiesel – na gut, wie leicht übergewichtige Wiesel.
Das Ergebnis sollte zweitrangig sein, denn die Einnahmen wurden für einen guten Zweck gespendet. Aber verlieren will auch niemand, und so entwickelte sich ein zäher Kampf, in dem unsere damalige Außenstürmerin Roswitha Düll – heute beim SWR unter Vertrag – mit elfengleicher Leichtigkeit über den Platz schwebte und die Jungs vom Gegner ein ums andere Mal ins Leere laufen ließ.
Schinken im Netz
Tore wollten trotzdem nicht viele fallen – was womöglich an dem überdimensionalen rohen Schinken lag, den der Torwart der Ü-100 in sein Gehäuse gehängt hatte und den er später mit unvergleichlichem Appetit verschlang. Wir Redakteure mussten einfach nur schneller sein als der Gegner, denn sich auf einen ungleichen Zweikampf einzulassen glich einem freiwilligen K.o.
Wie das Spiel letztlich ausging, weiß niemand mehr, denn im Überschwang der Gefühle vergaß selbst Moderator Batty Feldhoffer, was er zuvor in gruseligen 2x20 Minuten gesehen hatte.
Versteht sich von selbst, dass die beiden Mannschaften nach dem Spiel gemeinsam in die Verlängerung gingen – in der Alten Münze in Bad Mergentheim, wo sich die Ü-100 auch am Buffet als deutlich zweikampfstärker erwies.
Unwetter
Am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben ist allerdings ein Spiel, das gar nicht stattfand. Im Juli 1995 wollten die wackeren FN-Kicker in Buchen gegen die Mannschaft der Rhein-Neckar-Zeitung dem Ball hinterherjagen. Doch sie kamen nicht mal aus ihren Autos raus – so stark setzte vor Spielbeginn der Regen ein und machte aus dem Platz in kürzester Zeit ein Schlammloch. Unverrichteter Dinge fuhr die Truppe wieder gen Heimat – immerhin ungeschlagen. Rund 45 Kilometer entfernt davon hatte der Himmel ebenfalls seine Schleusen geöffnet, statt Regen aber riesige Hagelkörner im Gepäck, die eine Schneise der Verwüstung in den oberen Bezirk des südlichen Main-Tauber-Kreises schlugen. Bäume wurden regelrecht kleingehackt, ganze Felder vernichtet. Es war so schwarz, dass man die Hand nicht vor Augen sah, wie damals ein Augenzeuge aus Finsterlohr berichtete. Am Radweg zwischen Tauberzell und Archshofen erinnert ein Gedenkstein an dieses Unwetter.
Die FN-Redaktionsmannschaft setzte sich wenig später zur Ruhe. Heute lassen es die vier von damals übrig gebliebenen Recken ruhiger angehen. Auf dem Sofa.
Laut werden sie dort allenfalls noch, wenn die Nationalmannschaft mal wieder in ihrem taktischen Korsett erstickt . . .
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