Großrinderfeld. Sie sind Deutsche Meister und Nationalmannschaft, EU-Auswahl und auch Vizeweltmeister: Eine Titelsammlung, mit der kaum ein Team aufwarten kann. Die Großrinderfelder Hornussergesellschaft darf sich mit solchen Bezeichnungen schmücken. Denn sie sind deutschlandweit die einzige Mannschaft, die sich der Schweizer Nationalsportart verschrieben hat.
Was ist Hornussen überhaupt? Vorsitzender Andreas Zeisner vergleicht den Sport mit Baseball: „Beim Hornussen gibt es zwei Mannschaften, ein Team ist der Angreifer, das andere der Verteidiger.“ Geschlagen wird mit dem Stecken, einer Art Peitsche, die den Spielball, den Hornuss, weit ins gegnerische Feld treiben soll. Dort wird er von den Verteidigern mit einem Holzbrett, dem Schindel, „abgetan“. Gespielt wird in zwei Umgängen, also jede Mannschaft ist zweimal Angreifer und Verteidiger. „In der Regel sind das mehr als drei Stunden“, erklärt Zeisner. Gewonnen hat das Team, bei dem die wenigsten Spielbälle ungestoppt den Boden des Spielfelds erreicht haben.
Bei den Eidgenossen wird gleich in mehreren Ligen das Hornussen mit großem Ehrgeiz betrieben. Außerhalb des Landes wird die Sportart eher neugierig beäugt – wenngleich auch die Großrinderfelder mit viel Enthusiasmus ihr Training betreiben. Zum Spielen kommen sie meist nur, wenn sie die Kollegen in der Schweiz besuchen, wie Zeisner erzählt. Denn für ein Übungsmatch bräuchten sie 16 Spieler je Team.
Regelmäßig sind die Aktiven auf dem Ries, dem Spielfeld an der Wenkheimer Straße, beim Training. Stetig wird die Technik verfeinert, um mehr Weite zu erzielen. Wichtig ist mittlerweile auch die Schutzausrüstung mit Helm und Gitter wie beim Eishockey. „Der Nouss muss das 280 Meter lange Spielfeld passieren und hat eine enorme Geschwindigkeit“, sagt der Präsident.
Andreas Zeisner war 1993 schon dabei, als man die Hornussergesellschaft gegründet hat. Damals gab es noch den Verein in Münnerstadt, über den auch der Kontakt entstanden ist. Nach dem ersten Treffen stand für die Großrinderfelder fest: „Das machen wir.“ 1994 wurde der Verein ins Leben gerufen, 1995 trat man dem Eidgenössischen Hornusserverband (EHV) bei. Und jahrelang haben die beiden die Deutsche Meisterschaft unter sich ausgemacht – bis sich die Münnerstädter vor rund zehn Jahren aufgelöst haben.
Die Schweizer nehmen ihren Sport sehr ernst – die Großrinderfelder auch, wenn sie im August nach Hergiswil fahren. Dann stehen an zwei Wochenenden Turniere auf dem Plan. „In unserer Leistungsklasse steht der Spaß deutlich im Vordergrund, auch wenn wir gewinnen wollen. Da spielen aber oft auch Enkel und Großväter miteinander.“
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