Ratgeber

Taugt Kunst als Geldanlage für jedermann?

Lohnen sich Finanzinvestitionen im Kunstbereich? Mit Gemälden oder Skulpturen gibt es eine gute Chance auf Rendite. Doch es gibt Fallstricke. Experten klären auf

Von 
Elena Vogel
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„Brausende Hochrufe“ ist der Titel des Werks von Hans Ticha. 2020 für die DDR-Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommerns angekauft, ist der Wert des Pop-Art-Bildes inzwischen gestiegen. © Jens Büttner/dpa

Berlin. Ein Gemälde von Monet, Picasso oder Van Gogh können wohl nur die wenigsten Menschen ihr Eigen nennen. Wer in die Werke gefeierter Künstler investieren will, sieht sich oft mit schwindelerregenden Preisen konfrontiert, die im sechsstelligen Bereich oder darüber liegen. Investitionen also, die nur für einen kleinen Kreis von Menschen möglich sind. Doch auch ohne das große Geld gibt es Wege, sinnvoll in Kunst zu investieren.

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Zu Beginn ihrer Karriere konnte man bereits für rund 1000 Euro Werke der heute am teuersten gehandelten Künstlerinnen und Künstler - von Pablo Picasso, Yayoi Kusama, Gerhard Richter bis zu Rebekka Horn - kaufen. Meist seien sie von Sammlerinnen und Sammlern entdeckt worden, die nicht zuerst an einen finanziellen Gewinn dachten, sagt Expertin Eva Müller. Seit 30 Jahren arbeitet sie als selbstständige Kunstberaterin in München.

Nur investieren, wenn man Freude am Kunstwerk hat

Müller rät dazu, nur dann in Kunst zu investieren, wenn man auch Freude an dem Kunstwerk hat. Denn die emotionale Bindung hebe es deutlich von anderen Anlageoptionen ab. Und wie bei jeder Geldanlage müsse dem Käufer bei dieser Form der Investition stets bewusst sein, dass es keine Garantie für finanziellen Gewinn gebe. Will man preiswerte Kunst erwerben, also maximal 1000 Euro für ein Kunstwerk ausgeben, kann man laut der Expertin einerseits auf renommierte Kunstschaffende setzen und nach speziellen Editionen, sogenannten Auflagenobjekten, Ausschau halten. Oder man richtet seinen Blick auf die Werke von jungen Künstlern. Das Problem dabei: Die Berufsbezeichnung „Künstler“ ist in Deutschland nicht geschützt. Es kann sich also jeder Künstler nennen.

Deswegen gilt es, den Blick auf die Kunst zu schulen: Welche Arbeiten sind wertig und welche haben keine Chance, auf dem Kunstmarkt zu bestehen? Wer das richtig einschätzen können will, sollte sich mit der Kunst auseinandersetzen, Ausstellungen und Messen besuchen, Kunstmagazine lesen und an Akademiepräsentationen teilnehmen.

So lerne man nicht nur die Wertigkeit von Kunstwerken richtig zu beurteilen, sondern entwickle auch einen eigenen Kunstgeschmack, so Müller. Die Expertin rät außerdem dazu, nicht auf kurzfristig gehypte Trends zu setzen, sondern dem eigenen, geschulten Geschmack zu vertrauen.

Wer sich mit seiner Investition dennoch sicher sein will, könne sich auch an eine Kunstberatung wenden. Hier müsse man nur darauf achten, dass diese unabhängig von Künstlern und Galerien berät.

Kunstmarkt ist hart umkämpft -und sehr elitär

Der Einstieg in den Kunstmarkt ist schwer, sagt Erich Reich, Geschäftsführer der Plattform „Studierenden Kunstmarkt“, die Werke von Kunststudierenden zum Verkauf anbietet. Er beobachte oft, dass es viele Menschen Überwindung kostet, in eine Galerie zu gehen. Allein die Tatsache, dass an den Gemälden kein Preisschild hängt und man sich als Laie outet, sobald man in den Katalog nach dem Preis der Kunstwerke schaut, schließe viele Menschen vom lukrativen Kunstmarkt aus.

Für Einsteiger gebe es beinahe kein Hereinkommen, der Markt sei sehr elitär. Reich will das ändern und gleichzeitig jungen Künstlern eine Chance geben, sich auf dem hart umkämpften Markt zu beweisen. Auf seiner Plattform können sich Künstler registrieren, die sich im Studium befinden. Mittlerweile vertritt der „Studierenden Kunstmarkt“ etwa 400 Kunststudierende.

Bei der großen Auswahl an Künstlern, Stilrichtungen und Preisen falle es nicht leicht, die richtige Investition zu finden, sagt Reich. Auch er rät deswegen, niemals ein Kunstwerk zu kaufen, „das dir nicht gefällt“ und sich intensiv mit dem Künstler auseinanderzusetzen. Schließlich investiere man immer in den Menschen und seine Biografie. Wichtige Fragen seien deshalb: War der Künstler bereits auf Ausstellungen und Sammlungen vertreten? Hat er schon Kunstwerke verkauft? Wie bekannt ist er? Wo hat er studiert?

Auch die Biografie der Künstler entscheidet mit über den Preis

Aber auch weniger technische Fragen können relevant sein: Hat er bereits einen eigenen Stil entwickelt oder kupfert er nur ab? Was beschäftigt ihn? Und woher bekommt er seine Motivation? Die Antworten auf diese Fragen bilden laut dem Experten die Basis, ob sich die Investition in einen jungen Künstler und dessen Werke lohnt. War er bereits auf vielen Messen und Sammlungen vertreten, sei die Wahrscheinlichkeit auf eine Wertsteigerung seiner Werke um ein Vielfaches höher.

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„Wenn man weiß, worauf mach achten muss, lohnt sich eine solche Investition auf jeden Fall“, sagt Reich und macht das an einem Beispiel deutlich. „Wir vertreten den Künstler Toninho Dingl. Werke von ihm, die vor drei Jahren 1000 Euro gekostet haben, werden jetzt für 5000 Euro gehandelt.“ Eine sehr gute Entwicklung, die keine Seltenheit sei.

Wer mit dem Gedanken spielt, jetzt in Kunst zu investieren, sich aber über die Höhe der Investition noch unsicher ist, solle erst mal mit einer kleineren Summe anfangen, rät der Experte. „Nimm erst mal 200 Euro in die Hand und taste dich langsam ran.“ Auf diese Weise könne man schauen, ob man sich mit einer solchen Investition wohlfühlt, ob man künftig vielleicht sogar mehr ausgeben will - oder ob der Kunstmarkt vielleicht doch nicht die richtige Anlageplattform ist.

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