Versorgung

Wirtschaft und Opposition machen Druck beim SuedLink-Bau

Windenergie aus dem Norden soll auf einer Stromautobahn in den industriestarken Süden kommen. Vor einem wichtigen Baustart bei Heilbronn drückt nicht nur der EnBW-Chef aufs Tempo

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lsw
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Ein Leerrohr der geplanten Stromautobahn SuedLink ragt vor dem Umspannwerk Leingarten-Großgartach aus einem kleinen Tunnel. © Marijan Murat/dpa

Karlsruhe. Beim Bau der Stromtrasse SuedLink darf aus Sicht von EnBW-Chef Andreas Schell, der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) und der SPD im Landtag keine Zeit mehr verloren werden. „Die Übertragungstrasse SuedLink ist eines der Schlüsselprojekte der Energiewende in Deutschland“, sagte Schell der Deutschen Presse-Agentur. Die Verbindung, die Windstrom aus dem Norden in den Süden der Republik bringen soll, sei wichtig über Baden-Württemberg und Bayern hinaus, für Industrie und Privatleute.

Es gehe um vier Gigawatt Leistung, machte der Vorstandsvorsitzende des Karlsruher Konzerns deutlich – der Gegenwert von zwei bis drei Atomkraftwerken. UBW-Hauptgeschäftsführer Oliver Barta erklärte am Montag: „Nur, wenn es uns gelingt, den Netzausbau kontinuierlich und mit hoher Geschwindigkeit voranzutreiben, werden wir den Wohlstand in Baden-Württemberg dauerhaft erhalten können.“

Am Donnerstag wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zum Baubeginn eines sogenannten Konverters in Leingarten bei Heilbronn erwartet. Konverter wandeln Gleich- in Wechselstrom um und umgekehrt. Aus haushaltsüblichen Steckdosen kommt Wechselstrom, bei dem die Spannung mit Transformatoren recht einfach geändert werden kann. Für den langen Weg vom Norden in den Süden Deutschlands wird aber Gleichstrom genutzt, da dabei weniger Energie verloren geht.

Fertigstellung 2028 angepeilt

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Die Bundesregierung listet SuedLink im Koalitionsvertrag als eines der „besonders prioritären Vorhaben“ auf. „Wir haben das Dilemma im Land, dass wir Großprojekte verzögern“, sagte Schell. „Das darf im Fall SuedLink nicht passieren.“ Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien und flexibler Kraftwerke gehöre jener der Übertragungsnetze zu den wichtigsten Punkten bei der Energiewende.

Eigentlich sollte SuedLink schon im vergangenen Jahr fertiggestellt sein. Nun wird 2028 angepeilt. Schell hält das noch für realistisch. Das Investitionsvolumen beträgt rund zehn Milliarden Euro. „SuedLink ist eines der technisch hochkomplexesten Übertragungsnetze, die wir bauen“, sagte der Manager und verdeutlichte die Dimensionen: Die Kabel hätten den Durchmesser eines Handballs, ein Meter wiege 42 Kilogramm. Manche Straßen seien für eine solche Last nicht ausgelegt und müssten punktuell ausgebaut werden. Es brauche mindestens 8000 Transportgenehmigungen. Die Trasse verlaufe durch 20 000 Grundstücke, bei manchen seien die Eigentümer nicht bekannt.

Rund 700 Kilometer lang soll die Stromautobahn von Brunsbüttel nach Leingarten-Großgartach am Ende sein. Bisher ist ein Abschnitt von 17,6 Kilometern Länge von Leingarten nach Bad Friedrichshall genehmigt. Die restlichen Verfahren müssten noch ihren Gang durch die Landesbehörden nehmen, sagte der Konzernchef. Der letzte Antrag solle nächstes Jahr eingereicht werden. Schell appellierte, Anträge schnell zu bearbeiten und Möglichkeiten zu suchen, um Zeit zu sparen.

„Dass bisher nur ein kleiner Abschnitt der 700 Kilometer langen Stromautobahn genehmigt worden ist, zeigt leider wieder einmal, wo es bei der Umsetzung von Großprojekten noch Defizite gibt“, teilte UBW-Geschäftsführer Barta mit. Dabei sei nach dem zügigen Bau der Flüssiggas-Terminals vom neuen Deutschland-Tempo die Rede gewesen. „Hier wurde bewiesen, dass Großprojekte auch in Deutschland mit hoher Effizienz realisiert werden können“, so Barta. „Für die Industrie in Baden-Württemberg sind leistungsfähige Stromtrassen ein wichtiger Baustein, genauso wie die LNG-Terminals an der Nordseeküste.“

Der Wirtschaftsexperte der oppositionellen SPD-Fraktion, Boris Weirauch aus Mannheim, sieht laut Mitteilung auch das Land in der Pflicht: „Beim Ausbau der Stromtrassen steht die Landesregierung mit in der Verantwortung, dass es nicht im Genehmigungsdschungel zu weiteren Verzögerungen kommt.“ Damit Mittelstand und Industrie bestehen können, brauche es dringend Windstrom aus dem Norden. lsw

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