Biotechnologie

Was der Biotech-Konzern Abbvie in Ludwigshafen plant

Gute Nachrichten aus Ludwigshafen sind selten geworden. Nicht so am Montag bei Abbvie. Das amerikanische Biotech-Unternehmen plant mit einer 150-Millionen-Euro-Investition die Zukunft der Forschung. Was dort geplant ist

Von 
Christian Schall
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So soll das neue Forschungs- und Laborgebäude „LUnA“ von Abbvie in Ludwigshafen aussehen, wenn es voraussichtlich 2027 fertig ist. © Abbvie

Ludwigshafen. Gute Nachrichten aus Ludwigshafen sind selten geworden. Ob die maroden Hochstraßen, eine chronisch klamme Stadtkasse oder zuletzt die Sorgen um den größten Arbeitgeber der Stadt, BASF, der sein Stammwerk mit Milliarden-Einsparungen und Stellenabbau wieder profitabel machen will.

Abbvie baut in Ludwigshafen neues Forschungsgebäude

Doch am Montag gab es in der Chemiestadt einen Grund zu feiern: beim symbolischen Spatenstich für ein neues zentrales Forschungs- und Entwicklungsgebäude von Abbvie. Der amerikanische Biotechnologiekonzern investiert in den Neubau auf dem Firmengelände unweit des Hauptbahnhofs rund 150 Millionen Euro.

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Das „LUnA“ (für „LUdwigshafens neue Arbeitswelt“) genannte Gebäude wird auf sechs Etagen hochmoderne Forschungs- und Laboreinrichtungen bieten. Etwa ein Drittel der mehr als 1000 Forscherinnen und Forscher am Standort wird voraussichtlich ab 2027 - für dieses Jahr ist die Fertigstellung geplant - im „LUnA“ arbeiten.

Abbvies Spatenstich ist der dritte große in Rheinland-Pfalz im April

„Investitionen in Forschung und Entwicklung sind die Basis für Innovation und Wertschöpfung“, sagte Martin Gastens, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung bei Abbvie Deutschland. Als Forscher treibe es ihn an, Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen. Gastens dankte Bund und Land für die Unterstützung. Diese sei nötig, „weil wir uns zunehmend Gegenwind aus Berlin ausgesetzt sehen“. Attraktive Rahmenbedingungen in Deutschland seien für das Unternehmen essenziell.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) holte sich das Lob Gastens’ persönlich ab. Sie war beim Spatenstich in Ludwigshafen dabei - und kam kaum aus dem Schwärmen heraus, angesichts des dritten Spatenstichs in diesem Monat für große Investitionen in der Branche in Rheinland-Pfalz. Zuvor war bereits Baubeginn für den neuen, 2,3 Milliarden Euro teuren Standort des US-Pharmariesen Eli Lilly in Alzey sowie ein neues Forschungs- und Verwaltungsgebäude des Forschungsinstituts Tron in Mainz.

Ludwigshafen ist einer der wichtigsten Standorte von Abbvie

„Der Neubau ist ein Vertrauensbeweis an unser Land“, so Dreyer. „Wir werden alles tun, um Sie hier gut beheimatet zu wissen.“ Forschung und Produktion in Ludwigshafen seien sehr wertvoll. „Wir leben in einer Zeit, in der in der Biotechnologie Innovationssprünge möglich sind“, sagte Dreyer und nannte als Beispiel Therapien gegen Krebs oder Alterserkrankungen. Weil diese die Menschen stark forderten, sei die Forschung auf diesen Feldern sehr relevant für die Gesellschaft.

Abbvie will mit dem Neubau langfristig optimal auf die Anforderungen der fortschreitenden Laborautomatisierung und der digitalen Forschung vorbereitet sein. „Wir schaffen dadurch attraktive Arbeitsbedingungen für unsere Top-Wissenschaftler und neuen Talente“, sagte Gastens. Ziel sei es, neue Therapien gegen schwere Erkrankungen in Bereichen wie Onkologie, Neurologie oder Immunologie zu entwickeln. Diese könnten das Leben von Millionen Patienten verbessern.

Obwohl Abbvie seinen Deutschland-Sitz in Wiesbaden hat, ist Ludwigshafen der größte und wichtigste deutsche Standort des Unternehmens. Dort arbeiten mehr als 2000 der bundesweit 3000 Beschäftigten. Im gesamten Konzern nimmt Ludwigshafen nach Unternehmensangaben eine zentrale Rolle ein. Denn die Niederlassung ist weltweit der zweitgrößte Forschungs- und Entwicklungsstandort von Abbvie. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Produktion, in Ludwigshafen werden Medikamente für 100 Länder hergestellt und verpackt. 95 Prozent der hier produzierten Produkte werden exportiert.

Forschung zentral für Abbvie

„Die Forschung hier ist maßgeblich für unseren Erfolg“, erklärte Thomas Hudson, im globalen Management Vorstand für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung. „,LUnA‘ repräsentiert unsere Zukunft“, sagte er und bekannte: „Ich bin seit 30 Jahren in der Forschung und Entwicklung, war in den USA und in Kanada, aber hier habe ich die besten Wissenschaftler der Welt kennengelernt.“ Hudson bezog sich nicht nur auf Chemie oder Biologie, sondern auf viele Disziplinen, in denen in der Rhein-Neckar-Region geforscht werde. „Es ist unglaublich, was Sie hier haben. Ich hoffe, Sie schätzen das.“

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Azita Saleki-Gerhardt, Leiterin des operativen Bereichs und Aufsichtsratschefin von Abbvie Deutschland, ergänzte: „Ich bin sehr stolz auf diesen Standort. Er hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Die Mitarbeiter hier bringen eine großartige Leistung.“

Abbvie forscht zu Krebs, Immunerkrankungen und dem Nervensystem

Der Schwerpunkt der Forschung von Abbvie ist nach eigenen Angaben in Bereichen mit hohem medizinischen Bedarf, zum Beispiel Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Krebserkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems.

Der Standort besteht seit 1886 und war jahrzehntelang als Knoll AG bekannt. Zwischenzeitlich gehörte Knoll zur BASF, bevor es 2001 an Abbott verkauft wurde. Abbvie ist 2013 aus der forschenden Pharmasparte von Abbott entstanden.

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck lobte die langjährige Zusammenarbeit zwischen Stadt und Abbvie, die „sehr, sehr erfolgreich und gut“ sei. Aufgrund der Bedeutung im Unternehmen sei der Standort ein „Leuchtturm in unserer Stadt“. Steinruck betonte auch die enge Zusammenarbeit im Gesundheitsnetzwerk Rhein-Neckar.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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