Gastronomie/Handel

Warum das Tialini-Restaurant Ludwigshafen verlässt

In Ludwigshafen ist das Tialini-Restaurant an der Rhein-Galerie geschlossen. Was die Gründe sind, wer der Nachfolger wird und was sich in der Mall ändert.

Von 
Christian Schall
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Das Tialini-Restaurant neben der Rhein-Galerie in Ludwigshafen ist seit 25. Juni geschlossen. © Christian Schall

Ludwigshafen. Als im Januar 2013 der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking höchstpersönlich in Ludwigshafen zur Eröffnung seines ersten Restaurants mit dem Kunstnamen Tialini vorfuhr, sollte das erst der Anfang einer neuen Gastronomiegeschichte in Deutschland sein, gemäß dem Leitmotiv des Unternehmens „Una storia italiana“ (Deutsch: eine italienische Geschichte). Geplant war eine bundesweite Expansion, in der Region waren auch Standorte in Darmstadt und Heidelberg im Gespräch, sie sind letztlich aber nie realisiert worden. Bei nur fünf Tialini-Restaurants, räumlich begrenzt auf den Südwesten Deutschlands, war schließlich Schluss.

Zwölfeinhalb Jahre später ist in dem Pavillon neben der Rhein-Galerie mit direkter Flusslage der Pizzaofen aus. Das Restaurant ist geschlossen, seit 25. Juni, wie ein Aushang an der Eingangstür informiert. Im Außenbereich sind Tische und Stühle weggeräumt und gestapelt. Nur das Logo auf der Markise und der Umriss der bereits demontierten Leuchtreklame an der Fassade zeugen noch sichtbar von Tialini.

Das weiße Blatt Papier an der Glastür enthält auch eine Botschaft des Teams an die Kundschaft: „Liebe Freunde und treue Gäste, nach fast 13 wunderbaren Jahren müssen wir schweren Herzens bekanntgeben, dass unser geliebtes Tialini am 25.06.2025 seine Türen schließen wird.“ Man wolle die Gelegenheit nutzen, sich „bei jedem Einzelnen von Ihnen“ zu bedanken. „Sie waren mehr als Gäste für uns - Sie wurden Teil unserer Familie.“ Man sei dankbar und wehmütig und erinnere sich mit Freude und Stolz an viele schöne Momente.

Wendelin Wiedeking Anfang 2013 bei der Eröffnung des Tialini in Ludwigshafen. © Pressefotoagentur Thomas Tröster

„Die Entscheidung zur Schließung unseres Standorts in Ludwigshafen ist Teil einer übergeordneten strategischen Neuausrichtung unseres Family Offices“, erklärt Alena Wiedeking, die Geschäftsführerin von Tialini. „Wir haben im vergangenen Jahr intensiv geprüft, wie und wo wir unsere unternehmerischen Aktivitäten künftig fokussieren möchten – mit dem Ergebnis, dass wir uns langfristig aus dem operativen Gastronomiegeschäft zurückziehen werden.“ Die Entscheidung sei dem Unternehmen nicht leichtgefallen, aber sie eröffne neue unternehmerische Spielräume und Entwicklungsmöglichkeiten in anderen Bereichen.

Um welche Bereiche es sich handelt, beantwortet Wiedeking auf Nachfrage: „Wir investieren in unterschiedliche Geschäftsbereiche – unter anderem in Startups, Immobilien, Gewerbeparks oder auch digitale Geschäftsmodelle. Dabei verfolgen wir einen langfristigen, unternehmerisch geprägten Ansatz und wollen uns auf diese Bereiche künftig stärker fokussieren.“ Von den fünf Lokalen sind nur noch zwei übrig, sie befinden sich in Karlsruhe und Wiesbaden.

„Wir haben uns dort stets sehr wohl gefühlt“

Wiedeking, die Schwiegertochter des Firmengründers, spricht von einer „besonderen Bedeutung“ des Standorts Ludwigshafen, „als erster Tialini-Standort überhaupt und aufgrund seiner attraktiven Lage mit Blick auf den Rhein“. Es sei über viele Jahre ein hervorragender Standort gewesen. „Wir haben uns dort stets sehr wohlgefühlt.“

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Mit den von der Schließung betroffenen Mitarbeitern habe Tialini „überwiegend individuelle Aufhebungsvereinbarungen geschlossen und dabei faire und großzügige Abfindungslösungen angeboten“. Parallel habe der potenzielle Nachfolger Gespräche mit allen Beschäftigten geführt. „Wir gehen davon aus, dass viele der Kolleginnen und Kollegen entweder dort oder in anderen gastronomischen Betrieben schnell eine neue berufliche Perspektive finden werden“, so Wiedeking.

Nach einem Umbau wird L‘Osteria eröffnen

Der Nachfolger für Tialini wirbt am Rheinufer noch nicht offensiv, steht aber schon in den Startlöchern. L’Osteria wird die Fläche übernehmen und damit erneut ein Anbieter aus der Systemgastronomie mit einem italienisch angehauchten Konzept. Eröffnung soll im Spätsommer sein, kündigte eine Firmensprecherin an. Bis dahin sollen die Räumlichkeiten umgestaltet werden, „um die unverwechselbare L’Osteria-Wohlfühlatmosphäre zu kreieren“. Mit dem Umbau sei vor kurzem begonnen worden. „Hierbei setzen wir auf hochwertige Materialien wie etwa Messing und Holz sowie auf warme Farbakzente.“ Zur Dauer des Mietvertrags machte die Sprecherin keine Angaben.

L‘Osteria wird 250 Sitzplätze anbieten – mehrheitlich, nämlich 150, auf der Terrasse. Diese sei ein wichtiger Teil des Konzepts. „Die Lage am Rhein und die unmittelbare Nähe zum Einkaufszentrum Rhein-Galerie mit dem breiten Angebot an Einzelhandel und Gastronomie machen den Standort für uns interessant.“ Die Lage sei „ein Highlight“.

Ludwigshafen wird der vierte L‘Osteria-Standort in der Region Rhein-Neckar

In Ludwigshafen will das Unternehmen etwa 45 Mitarbeiter beschäftigen. Dabei schielt L‘Osteria auch auf die ehemaligen Tialini-Angestellten. Für sie gab es einen exklusiven Bewerbertag, um ihnen Marke und Konzept vorzustellen. Sie konnten außerdem an einem Probetag in den drei anderen Restaurants in der Region teilnehmen. „Rund 95 Prozent der ehemaligen Angestellten, die bei uns auch einen Probetag absolviert haben, werden wir auch übernehmen“, sagt die Sprecherin.

Bekannt ist die 1999 in Nürnberg gegründete Restaurantkette für ihre übergroßen Pizzen, die mit einem Durchmesser von mehr als 40 Zentimeter weit über den Tellerrand hängen. Es wird das vierte Restaurant in der Region, nach Mannheim, Heidelberg und Viernheim.

Im Februar hat in Hamburg das 200. Restaurant der Kette eröffnet, die inzwischen in neun Ländern Pasta und Pizza anbietet. Ähnlich rasant wie im vergangenen Jahr mit 27 Neueröffnungen – so viele wie nie zuvor - soll das Wachstum in diesem Jahr in Deutschland und Europa weitergehen. Mit dem ersten Restaurant auf Mallorca erfolgt nun auch der Markteintritt in Spanien. Bis 2030 will sich L‘Osteria mit dann 500 Restaurants in Europa im Vergleich zu heute mehr als verdoppeln.

Trotz bester Lage am Fluss dauert es noch etwas, bis hier wieder Gäste bewirtet werden. © Christian Schall

Welche Wechsel sich in der Mall anbahnen

Nicht ganz so nahtlos wie im Gastronomiepavillon gehen die Wechsel in der Mall der Rhein-Galerie über die Bühne. Rund ein Dutzend Ladeneinheiten stehen zurzeit leer, zum Teil bereits seit fast einem Jahr. Auch hier haben die Insolvenzen einiger Handelsketten wie Depot oder Onygo Spuren in Gestalt von Leerständen hinterlassen. Noch nicht wieder belegt ist die Fläche im Obergeschoss, auf der das Mannheimer Modehaus Engelhorn bis Anfang Januar ein Outlet betrieben hatte. Daneben wird bald ein Pop-up-Blutspendezentrum des Deutschen Roten Kreuzes eröffnen. Im Erdgeschoss hat sich der Optiker Fielmann im Zuge einer Renovierung vergrößert.

Ende September wird der Modehändler Mister-Lady das Center verlassen, der Räumungsverkauf hat begonnen. In der Region noch unbekannt dürfte der Name eines neuen Mieters im Erdgeschoss sein. Ouourose, ein Anbieter von Fast Fashion und Lifestyle-Produkten in acht Kategorien, eröffnet an diesem Freitag. Ihren Ursprung hat die Marke in China, in Europa ist sie in Budapest registriert. Das Unternehmen reagiert nach eigenen Angaben schnell auf (Internet-)Trends und bringt monatlich mehr als 500 neue Produkte auf den Markt.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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