Mannheim. Diversität, Gleichstellung und Inklusion setzt US-Präsident Donald Trump gleich mit „Verschwendung“ und „Radikalität“. So bekamen bereits französische Unternehmen, die in den USA aktiv sind, entsprechende Post von der US-Botschaft – sie mögen doch bitte ihre Programme zurückfahren.
Haben auch Unternehmen in Deutschland solche Schreiben erhalten? Zumindest von den befragten Firmen in der Region ist davon nichts zu hören. Doch Trumps rabiates Vorgehen treibt auch sie um, zumal in den USA teils gute Geschäfte gemacht werden.
John Deere
Der Traktorenhersteller John Deere hat seinen Hauptsitz in Moline im US-Bundesstaat Illinois. In Mannheim unterhält der Konzern sein größtes Werk außerhalb Nordamerikas. Auf Anfrage heißt es dort, man habe in den letzten Jahren verschiedene Diversitäts- und Inklusionsprogramm entwickelt und halte daran fest. Man wolle ein gutes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden schaffen.
„Die Vielfältigkeit in unserer Belegschaft trägt maßgeblich zum Erfolg unseres Unternehmens bei. Beispielsweise sind am Mannheimer Standort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 60 verschiedenen Herkunftsländern beschäftigt. Sie produzieren innovative Traktoren in höchster Qualität, die in der ganzen Welt verkauft werden“, teilt John Deere in einem Statement mit. Bei den Aktivitäten spiele auch der verschärfte Fachkräftemangel eine Rolle. Man werde deshalb künftig noch stärker darauf achten, gut ausgebildete und hoch qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen, ungeachtet von Herkunft, Geschlecht, Alter und ähnlichem.
In den USA hatte der Traktorenhersteller unterdessen im Sommer 2024 in einem Beitrag auf der Plattform X mitgeteilt, dass er u. a. Paraden und Veranstaltungen zu sozialem und kulturellem Bewusstsein künftig nicht mehr unterstützen wird. Zudem werde man innerhalb des Unternehmens bekräftigen, dass Quoten für Diversität nicht zur Firmenpolitik gehörten.
Kurz zuvor war John Deere auf X in einem Beitrag des konservativen Aktivisten Robby Starbuck scharf für seine Diversitäts-Bemühungen kritisiert worden. Unter anderem warf er dem Unternehmen vor, dass es eine Pride-Veranstaltung für Kinder unterstützt hatte und Mitarbeitende ermuntere, in jeder Kommunikation das Pronomen anzugeben, mit dem sie angesprochen werden wollen.
Coca-Cola Europacific Partners (CCEP)
Der Coca-Cola-Abfüller CCEP ist – anders als die Coca-Cola Company – ein europäisches Unternehmen. Die Deutschland-Zentrale ist in Berlin, in Mannheim gibt es einen Produktionsstandort mit rund 475 Mitarbeitenden. Als Lizenzpartner des US-Konzerns Coca-Cola ist CCEP für die Abfüllung und den Vertrieb der Coca-Cola-Produkte zuständig. Der europäische Abfüller wirbt – ähnlich wie der US-Konzern – traditionell offensiv damit, dass er sich für Vielfalt und Toleranz einsetzt. CCEP engagiert sich unter anderem stark für die LGBTIQ+ -Community.
Das Werk in Mannheim ist seit 2023 sogar Pilotstandort für die Diversity-Initiative des Unternehmens: Unter anderem gab es dort für alle Beschäftigten ein verpflichtendes Training zum Thema, außerdem stehen regelmäßig Workshops dazu auf dem Programm. Das Angebot, das in Mannheim quasi erprobt wird, wird nach und nach an den anderen CCEP-Standorten ausgerollt.
Auf die Frage, ob das Unternehmen nun Anpassungen an seiner Diversity-Strategie plant, heißt es in der Deutschland-Zentrale in Berlin nur knapp, man arbeite nach wie vor an der eigenen Willkommenskultur. Weiter will man sich dort zu dem Thema nicht äußern. Auf der Homepage des Unternehmens wird der Begriff Willkommenskultur erklärt. Dort heißt es unter anderem, man setze sich für eine „inklusive Unternehmenskultur“ ein und fördere Vielfalt in fünf Dimensionen: Geschlecht, Behinderung, LGBTIQ+, Generationen und Herkunft. Das Thema ist bei CCEP direkt bei der Geschäftsleitung angesiedelt: Dort unterstützten jeweils zwei Mitglieder intern je eine Vielfaltsdimension, heißt es auf der Homepage weiter.
SAP
In vielen US-Behörden läuft Software von SAP, die USA sind der größte Markt für den Walldorfer Konzern. Ein Sprecher gibt sich auf Anfrage zurückhaltend, er teilt lediglich mit: „Wir prüfen nach wie vor die Auswirkungen der neuen US-Regularien auf SAP.“ Klingt ein bisschen nach: Zeit gewinnen. Noch Ende Januar hatte Vorstandsvorsitzender Christian Klein dieser Redaktion gesagt, in den USA ändere sich nichts. „Das Thema Diversität müsste meines Erachtens sogar noch mehr in den Vordergrund gestellt werden, bei der Aus- und Weiterbildung etwa.“ Grundsätzlich bekäme SAP ohne Vielfalt Probleme, „wir wären weniger innovativ, würden Herausforderungen, Chancen und Kundenbedürfnisse weniger umfassend wahrnehmen“.
Südzucker
Was viele nicht wissen: Der Tiefkühlpizza-Hersteller Freiberger („Alberto“, „La Pizza“, verschiedene Handelsmarken) gehört zum Mannheimer Südzucker-Konzern. Zu Freiberger wiederum gehört Richelieu Foods in den USA. Ein Südzucker-Sprecher sagt deutlich: Ziele und Maßnahmen zu Diversity würden nicht aufgeweicht. „Wir sehen die Vielfalt in unserer Belegschaft als besonderen Wert an.“
BASF
„Vielfalt wertzuschätzen und zu fördern, ist in unseren Unternehmenswerten verankert“, hebt Katja Scharpwinkel, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin des Ludwigshafener Chemiekonzerns BASF, in einem Interview mit dieser Redaktion hervor. Ihre Grundhaltung ist klar: „Wir glauben an Vielfalt und daran, dass vielfältige Teams zu besseren Lösungen führen. BASF arbeitet aktiv daran, ein einbeziehendes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich unsere Teams mit Respekt, Vertrauen und Wertschätzung begegnen.“ Man beobachte die Entwicklung aufmerksam, „das Thema bewegt uns“.
Daimler Truck
Nordamerika ist nach Umsatz der größte Markt für den Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck (Western Star, Freightliner). „Wir beobachten die Situation genau und halten uns an die Gesetze und Bestimmungen der jeweiligen Länder“, teilt ein Sprecher mit. Gleichzeitig macht er die Grundhaltung klar: „Wir sind ein globales und aufgeschlossenes Unternehmen und schätzen die Unterschiedlichkeit unserer mehr als 100.000 Beschäftigten aus rund 130 Nationen, die weltweit bei Daimler Truck zusammenarbeiten.“ Ähnlich äußert sich Till Oberwörder, Chef der Bussparte Daimler Buses. Fairness und Wertschätzung seien sehr wichtig.
Auf der Internetseite von Daimler Truck heißt es: „Als Unterzeichner der Charta der Vielfalt sorgen wir dafür, dass alle unsere Beschäftigte die gleichen Chancen haben – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft.“
Bilfinger
Der Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger führt Aufträge in den USA für den öffentlichen Sektor aus. Das Unternehmen sei nicht von der US-Regierung oder anderen Behörden kontaktiert worden, um sich zum Thema Diversität zu positionieren, teilt eine Sprecherin mit. Gleichzeitig klingt durch: Geändert würde ohnehin nichts. „Wir fördern ein inklusives Arbeitsumfeld, das frei von Diskriminierung ist und gleiche Chancen für alle bietet“, bekräftigt sie und nennt ein Beispiel. Bilfinger verfolge „mit Nachdruck“ das Ziel, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Man bleibe „engagiert“ und wolle „die Bemühungen fortsetzen“.
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