Zuckerindustrie

Tarifstreit bei Südzucker: Gewerkschaft NGG droht mit "Zucker-Engpass"

Kurz vor der nächsten Tarifrunde in der Zuckerindustrie macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mächtig Druck. Ab April drohen Warnstreiks in den Werken von Südzucker. Kommt es zum Zucker-Engpass?

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Alexander Jungert
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Ein Südzucker-Mitarbeiter begutachtet Rüben im Werk Offstein. Stehen hier und an anderen Standorten bald die Bänder still? © Sebastian Gollnow/dpa

Metropolregion. Kurz vor der nächsten Tarifrunde in der Zuckerindustrie macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mächtig Druck. Bislang habe die NGG gute Erfahrungen mit Südzucker gemacht. „Umso unverständlicher ist es, dass die Arbeitgeber jetzt - nach satten Gewinn-Jahren - beim Lohn-Plus so stark auf die Bremse treten. Das wollen und können sich die Beschäftigten nicht bieten lassen“, sagt Elwis Capece, Geschäftsführer der NGG-Region Mannheim-Heidelberg. Die Gewerkschaft droht sogar mit Streiks, durch die es ein „gewisses ‚Zucker-Defizit‘“ geben könne.

Das fordert die Gewerkschaft NGG 

Die Forderung: ein Lohn-Plus von 9,8 Prozent. Außerdem sollen Azubis 190 Euro mehr pro Monat fürs Portemonnaie bekommen. Die Arbeitgeber hätten bislang allerdings nur vier Prozent mehr Lohn angeboten, dazu eine Einmalzahlung von 1000 Euro, so die Gewerkschaft.

„Das reicht aber bei Weitem nicht, um die Inflation auszugleichen. Die hat nämlich in den letzten beiden Jahren gewaltig auf den Lohn gedrückt: Die Kaufkraft ist seitdem regelrecht weggerutscht“, so Capece. Dagegen habe die Zuckerindustrie „im Sog der Inflation kräftig die Preisspirale nach oben geschraubt“: „Sie hat ein enormes Umsatzplus gemacht und satte Gewinne eingefahren. Davon haben zwar auch die Zuckerrübenbauern der Region profitiert - vor allem aber die Südzucker AG selbst“, sagt Capece.

Warnstreik bei Südzucker droht ab April

Für ihn ist klar: „Sind die Arbeitgeber nicht bereit, deutlich mehr in die Lohntüten zu packen, dann wird das auch für die Südzucker-Hauptverwaltung in Mannheim Konsequenzen haben. Ab April drohen Warnstreiks in allen Zuckerwerken. Wenn es dazu kommt, dann werden weder Tüten- noch Würfelzucker verpackt. Und auch die Produktion von Zuckersticks für die Gastronomie steht dann vorübergehend still“, erklärt Capece. Vor allem aber müsse sich die Lebensmittelindustrie auf einen „Zucker-Engpass“ einstellen.

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Ein Konzernsprecher von Südzucker bestätigt, dass es von Arbeitgeberseite ein Angebot von vier Prozent plus einer Inflationsausgleichsprämie gibt. Zur Androhung von Streiks und möglichen Auswirkungen auf die Produktion gibt es keinen Kommentar. „Grundsätzlich suchen wir als Tarifpartei die Lösung am Verhandlungstisch“, teilt der Sprecher lediglich mit.

Gewerkschaft hebt die Bedeutung heimischer Landwirtschaft hervor

An diesem Mittwoch ist die dritte Tarifrunde geplant. „Dann entscheidet sich, ob die Zuckerindustrie bereit ist, beim Lohn nachzulegen“, so Capece. Die Beschäftigten von Südzucker in Mannheim erwarteten jedenfalls, dass die Arbeitgeber bei der Bezahlung „noch kräftig nachsüßen“. Das Unternehmen betreibt unter anderem ein Werk in Offstein bei Worms. Hier und am Stammsitz Mannheim arbeiten insgesamt rund 1200 Menschen.

Insgesamt sei die Zuckerindustrie ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die Region - gerade auch die Landwirtschaft, so die NGG in ihrer Mitteilung weiter. „Sie ist ein wirtschaftlicher Garant für die Zuckerrübenbauern.“ Die heimische Zuckerindustrie biete damit gute soziale, ökologische und ökonomische Pluspunkte gegenüber importiertem Rohrzucker.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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