Mannheim. Wie geht es weiter mit dem Grosskraftwerk Mannheim (GKM)? Die neue GKM-Doppelspitze aus Kerstin Böcker und Thomas Hörtinger muss die Transformation des größten Energiestandorts in Baden-Württemberg vorantreiben. Das klassische Geschäftsmodell des Unternehmens – die Erzeugung von Strom und Fernwärme aus Steinkohle – nähert sich ihrem Ende. Ab 2030 will der Mannheimer Energiekonzern MVV bei der Fernwärme komplett auf den fossilen Brennstoff verzichten. Aber damit nicht genug: „Nach aktueller Gesetzeslage gehen wir davon aus, dass die marktbasierte Steinkohleverstromung im GKM im Jahr 2033 endet“, erklären die zwei Vorstände der Aktiengesellschaft im Vorwort des aktuellen Geschäftsberichts 2024.
Und weiter heißt es dort: „Um auch nach dem Kohleausstieg einen Beitrag zu einer sicheren Energiebereitstellung leisten zu können, haben wir die Überlegungen zur Transformation unseres Standorts auch im letzten Jahr weiter intensiviert.“ , wie sie das Unternehmen zukunftsfest machen wollen. Das GKM war bereits federführend bei der Planung und dem Bau der ersten Flusswärme im Auftrag der MVV, die zweite leistungsstärkere ist bereits europaweit ausgeschrieben. Und wenn alles gut geht, steht im Idealfall nach Angaben des GKM bereits 2029 eine dritte Flusswärmepumpe auf dem Betriebsgelände. Außerdem hat die MVV auch den Bau eines wasserstofffähigen Fernwärmenachheizers in Auftrag gegeben.
Damit kommen Böcker und Hörtinger ihrem Ziel weitere Schritte näher: „Für uns als Grosskraftwerk Mannheim steht unverändert die Neuausrichtung hin zu einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Strom- und Wärmeerzeugung im Fokus der weiteren Entwicklung“. Auch deshalb hat das GKM 2024 seinen Geschäftszweck in der Satzung um energiespezifische Dienstleistungen erweitert. Das GKM will in Zukunft nicht nur Energie produzieren, sondern in die Planung, den Bau und die Betriebsführung von Anlagen der Energieerzeugung und -speicherung einsteigen. Die Deals mit der MVV (Flusswärmepumpen, Fernwärmenachheizer) sollen nur der Anfang sein.
Böcker und Hörtinger verfolgen aber auch ehrgeizige Pläne im Bereich neuer Technologien. Dabei sind sie allerdings auf die Zustimmung der Anteilseigner angewiesen. Das GKM ist ein Gemeinschaftskraftwerk, an dem RWE Generation (40 Prozent), EnBW (32) und die MVV (28) beteiligt sind. Die hohen Investitionen für den Bau eines wasserstofffähigen Gas-und-Dampf-Kraftwerks oder großer Speicher-Batterien lassen sich nicht aus der Portokasse finanzieren.
Da muss der Vorstand im Aufsichtsrat noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Denn das Geschäftsmodell des GKM ist ungewöhnlich. Das unternehmerische Risiko tragen die Eigner. Das GKM produziert den Strom und die Wärme für sie zum Selbstkostenpreis und kassiert dafür einen vertraglich auf rund 6,7 Millionen Euro festgelegten Gewinn. Zusätzlich liefert das GKM Strom an die Deutsche Bahn und Ferndampf für Industriebetriebe in der direkten Nachbarschaft. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr erheblich von 932 auf 650 Millionen Euro gefallen. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 1,5 Milliarden Euro. Seitdem ist der Strom- und Wärmeabsatz stark gesunken. Die Mitarbeiterzahl ist dagegen von 506 auf 511 gestiegen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/wirtschaft/firmen_artikel,-gkm-wie-laeuft-die-transformation-beim-grosskraftwerk-mannheim-_arid,2304331.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Hat das GKM in Mannheim eine Zukunft?