Im Test

Familientaugliches Alltagsauto

Kia hat seinen Niro aufgehübscht und schickt ihn auch in der zweiten Generation als Stromer auf die Straße

Von 
Stephan Eisner
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Mannheim. Es gibt sie leider viel zu selten, die kompakten E-Fahrzeuge. So wie auch bei den Verbrenner-Brüdern bilden sie den Kompromiss in der Alltagsmobilität. Nicht von ungefähr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten daraus die Golf-Klasse entwickelt, mit dem Namensgeber von Volkswagen, der ein absoluter Bestseller ist. Die Kompakten sind wendig und agil, brauchen keine allzu großen Parklücken, sie sind komfortabel genug, um eine Urlaubsreise angenehm zu bewältigen. Ein solcher Vertreter ist der Kia Niro, den es auch als Stromer gibt.

Das Modell aus Südkorea tritt in der zweiten Generation auf dem deutschen Markt an. Und schon sein Vorgänger lieferte eine gute Figur ab. Der Neue fällt mit seinem geschlossenen Grill, dem Stoßfängerdesign und den extravagant gestalteten Scheinwerfereinheiten auf. Die Seitenansicht ist von den kontrastfarbigen C-Säulen geprägt. An den Grunddaten der zweiten Generation hat sich nichts Wesentliches geändert. Viereinhalb Meter lang, mit reichlich Luft im Innenraum und fast 500 Liter an Kofferraumvolumen – hier steht ein familientaugliches Alltagsauto.

Kia Niro EV 64,8 kWh Inspiration

Motor: Elektromotor

Leistung: 150 kW / 204 PS

Batteriegröße: 64,8 kW

Max. Drehmoment: 255 Nm

Antrieb: Vorderradantrieb, Eingang-Reduktionsgetriebe

Höchstgeschw.: 167 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 7,8 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 16,2 kWh / Testverbrauch: 16,8 kWh

Reichweite: 460 km

Ladezeit: DC 150-kW-Ladestation 10-80 % in 45 min

Länge: 4420 mm, Breite: 1825 mm, Höhe: 1570 mm

Leergewicht: 1757 Kilogramm

Kofferraum: 475 – 1392 l

Preis: 47 590 Euro

Serienausstattung: Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer, el. verstell. u. beheizb. Außenspiegel, Einparkhilfe vorne und hinten mit Rückfahrkamera, Navigationsgerät, Vordersitze el. einstellbar und beheizbar, sieben Jahre Herstellergarantie, zahlreiche Assistenzsysteme. se

Dass Kia eine schöne Materialauswahl zeigt, hochwertig verarbeitete Fahrzeuge anbietet und diese mit einer Sieben-Jahres-Garantie versieht, hat sich inzwischen herumgesprochen. Auch bei der Serienausstattung lässt sich der Hersteller nicht lumpen, in der Top-Variante „Inspiration“ sind zusätzlich noch Abstandsregeltempomat, das große Navi, zahlreiche Sicherheitsassistenten und eine induktive Ladeschale serienmäßig an Bord. Im Gegensatz zum Vorgänger e-Niro darf der Niro EV jetzt 750 kg schwere Anhänger an den Haken nehmen – wenn mal die Gartenabfälle weggebracht werden müssen.

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tmn
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Obwohl der Niro EV fast 1,8 Tonnen mit sich herumschleppt, fährt er sich leichtfüßig. Dank des straffen Fahrwerks und den bodennah platzierten Akkus nimmt das kleine SUV auch flott genommene Kurven sicher und schiebt erst spät bei strammem Gasfuß über die Vorderräder zum Fahrbahnrand.

Lange Ladezeit

Ungewöhnlich viel Zeit lässt sich der Niro für das Laden. 80 kW Ladeleistung DC sollen theoretisch möglich sein, die Anzeige präsentiert aber kaum mehr als 40 bis 50 kW. Ab 80 Prozent sinkt die Ladeleistung auf unter 20 kW. Und so dauert es rund 45 Minuten, bis die Batterie von zehn auf 80 Prozent geladen ist. Nach weiteren langen 35 Minuten werden die 100 Prozent erreicht. Dann sind im Alltag mehr als 400 Kilometer an Reichweite realistisch. Vor allem, wenn der Kia auf Landstraßen oder in der Stadt unterwegs ist, kann der Verbrauch auch unter 15 kWh liegen. Geht es auf die Autobahn, hüpft der Radius dann schon bei 130 km/h munter nach unten, Reiseetappen von über 300 Kilometern sind aber kein Problem.

Die Bedienung des Kia ist nicht immer intuitiv. Trotz stattlichen Displays findet sich beispielsweise die Radioeinstellung nicht sofort. Auch die Regelung für die Klimaanlage ist gut versteckt. Zwischen beiden Anzeigen lässt sich aber per Knopfdruck wechseln – eine gute Sache, wenn man es herausgefunden hat. Sehr praxistauglich ist die Steuerung der insgesamt vier Rekuperationsstufen über Schaltpaddel am Lenkrad. Die Stufen, in denen man die Energierückgewinnung steuern kann, erlauben vom Segeln auf Langstrecke bis zum stark verzögernden Ein-Pedal-Fahrmodus jede Wahloption. In der höchsten Rekuperationsstufe ist es sogar möglich, bis zum Stillstand abzubremsen – speziell im Stadtverkehr eine hilfreiche Einstellung.

Den Kia Niro gibt es ab 32 760 Euro, dann als Hybrid-Version, mit Plug-in-Hybrid ist er rund 6000 Euro teurer. An der Spitze steht der Stromer – für mindestens 45 690 Euro.

Ressortleitung Projektredakteur/Autoredakteur

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