Zum Artikel "Hundheim: Oettinger spricht bei CDU Main-Tauber Klartext" (fnweb.de 16. Februar 2024)
Die CDU lud zum Politischen Aschermittwoch nach Hundheim, es durfte mit rustikalen Äußerungen zu rechnen sein.
Und es ist wahr, bei manchem Gesetz der Bundesregierung ist Kritik angebracht. Aber wenn sich Gunther H. Oettinger, der langjährige Kommissar der EU, vor das Publikum stellt und zu viele Vorschriften in der Landwirtschaft anprangert, muss er sich zumindest selber an die Nase fassen – ein Großteil der Vorschriften sind europaweit geregelt, was zur Wettbewerbsfähigkeit aller führt.
Hier die Kritik beim Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir abzuladen, der sich stark für die Bauern und Bäuerinnen einsetzt, ist zumindest doppelmoralisch. Ebenso ist es billige Polemik, auf fehlende Berufsabschlüsse hinzuweisen. Da dies auch einfach nicht korrekt ist: Robert Habeck hat einen Doktor in Philosophie (der nicht abgeschrieben ist, wie es manchem Doktor in CDU/CSU erging) und verdiente sein Geld als Schriftsteller in Zusammenarbeit mit seiner Frau mit zahlreichen gemeinsamen Veröffentlichungen. Zudem kümmerten sich beide gleichberechtigt um die Erziehung der vier Kinder. Ein Lebensmodell, was manchem Konservativen natürlich wie „fehlende Berufsausbildung” vorkommt. Zum Glück sind wir da gesellschaftlich mittlerweile weiter und sind nah dran, den Artikel 3, Paragraf 2 des Grundgesetzes endlich einmal zu erfüllen.
Hier weiter die billige Keule zu schwingen, hilft in diesen Zeiten wenig – zumal die Oppositionsarbeit der CDU/CSU viel Kritik, aber wenig Konstruktives für die Zukunft Deutschlands bietet.
Dirk Simon, Weikersheim