Aufgelesen Warum kein Fechtmuseum?

Klaus T. Mende macht sich Gedanken über die Fechterstadt Tauberbischofsheim

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Klaus T. Mende
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Tauberbischofsheim soll künftig also den Zusatz „Fechterstadt“ auf dem Ortsschild tragen. Zudem denkt man über touristische Hinweisschilder an den Autobahnen nach. Gute Ansätze – aber sie greifen zu kurz. Eine leere Weinflasche zieht erst dann die Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie mit einem edlen Tropfen gefüllt ist. Genauso verhält es sich mit bloßen Schildern: Sie erinnern zwar an große Erfolge, füllen die Geschichte unserer Fechter aber nicht mit Leben.

Wer ernsthaft Touristen anziehen will, muss weiter denken. Warum also kein Fechtmuseum, das die sportlichen Glanzzeiten der Degenasse, Florettisten und Sabreure erlebbar macht? Das kommende Jahr böte mit dem 50. Jubiläum der Medaillengewinne bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 einen idealen Anlass, diese Idee anzugehen.

Der FC Tauberbischofsheim war im Fechten einst das, was die deutsche Nationalmannschaft bis heute im Fußball ist: ein Aushängeschild mit Strahlkraft - weit über alle Grenzen hinweg. Die DFB-Verantwortlichen haben längst verstanden, welchen Wert ihre Geschichte besitzt, und in Dortmund ein eigenes Museum geschaffen – ein Publikumsmagnet, der die Erfolge verschiedener Epochen eindrucksvoll präsentiert. Warum sollte eine kleinere, aber nicht weniger bedeutende Version davon in Tauberbischofsheim nicht möglich sein?

Räumlichkeiten dafür ließen sich bestimmt finden, und emotionale Erinnerungsstücke gäbe es reichlich: Die Puschs, Behrs, Fichtels, Bachs, Baus oder Funkenhausers könnten ganze Vitrinen füllen. Ein solches Museum würde nicht nur den Erfolgen der Bischemer „Medaillenhamster“ gerecht, sondern auch Identität stiften, Neugier wecken und die Fechterstadt endlich mit dem „edlen Tropfen“ füllen, der ihr zusteht.

Tauberbischofsheim hat Fechtgeschichte geschrieben – sie sollte auch für alle sichtbar erzählt werden.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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