Fastnacht

Adelsheim ist fünf Stunden im Fasnachtsrausch

Die Prunksitzung der Gäässwärmerzunft lässt die Eckenberghalle beben. 200 Mitwirkende sorgten für einen unvergesslichen Abend.

Von 
Kevin Retlich
Lesedauer: 
Die Seatownzicken verwandelten die Eckenberghalle in eine riesige Schokoladenfabrik. © Kevin Retlich

Adelsheim. Wenn die Eckenberghalle bebt, wenn Wortwitz und Tanzkunst aufeinandertreffen und das Publikum zwischen Lachen und Staunen hin- und hergerissen wird, dann ist klar: Die Gäässwärmerzunft Alleze hat zur Prunksitzung geladen! Fünf Stunden voller Highlights, humorvoller Spitzen und mitreißender Choreographien ließen keinen Platz für Langeweile. Die Feuerwehr- und Stadtkapelle Adelsheim unter der Leitung von Steffen Siegert sorgte mit schwungvollen Klängen für den perfekten Rahmen, während über 200 Mitwirkende sowohl auf als auch hinter der Bühne eindrucksvoll bewiesen, warum die Allezer Fasnacht weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Schon der Auftakt versprach einen Abend voller Glanzlichter. Noch bevor Zeremonienmeister Ralf Ulrich das Publikum mit einem dreifachen „Ahoi“ begrüßte, sorgten die Seatownküken mit ihrer Disney-Show für strahlende Augen. Als quirlige Minnie-Mäuse fegten sie über die Bühne und eröffneten die Sitzung mit ihrem Tanz zum Motto „100 Jahre Disney“. Die kleinsten Tänzerinnen zeigten pure Fasnachtsfreude. Kaum war der erste Applaus verklungen, zündete Sitzungspräsident Robin Arns die ersten Pointen. Mit einem Augenzwinkern nahm er das überstandene Baustellenchaos und das neue Stadtlogo aufs Korn. Passend dazu scherzte er: „Unsere Jacken leuchten, bunt un heiter, ich hoff, des bringt kee Leserbrief-Schreiber!“ Hinter dem Spaß steckte eine klare Botschaft: Fasnacht ist Vielfalt, sie hält der Gesellschaft den Spiegel vor und bringt die Menschen zusammen. „Drum feiert heut gemeinsam, ob laut oder leis‘, denn bunt is es Lebe – ned Schwarz oder Weiß!“ Passenderweise dominierten genau diese beiden Farben im Anschluss das Bühnenbild. Die Tänzerinnen der Zunft begeisterten in den Stadtfarben mit einem mitreißenden Marschtanz zur Musik von Abba und bewiesen, dass Tradition und Moderne auf der Fasnachtsbühne perfekt zusammenpassen. Unter der Leitung von Sarah Schwarzer und Lisa Kern zeigten sie synchrone Schrittfolgen und eine energiegeladene Performance.

Die Tänzerinnen der Zunft begeisterten in den Stadtfarben mit einem mitreißenden Marschtanz zur Musik von Abba. © Kevin Retlich

Kleine Umpa-Lumpas entführten in die Welt von Willy Wonka

Die Seatownzicken verwandelten die Eckenberghalle in eine riesige Schokoladenfabrik. Als quirlig Umpa-Lumpas wirbelten sie über die Bühne und ließen mit einer energiegeladenen Choreographie die Welt von Willy Wonka lebendig werden. Farbenfrohe Kostüme und kreative Tanzfiguren machten den Auftritt zu einem echten Hingucker. Monatelanges Training und viel Herzblut von Darleen Neubeck, Vanessa Arifi und Vanessa Sauter formten den tänzerischen Nachwuchs. Anschließend betrat Rainer Bühler in der Figur des Jolly das närrische Rampenlicht. Egal ob Bundestagswahl, Stadtradeln oder das Adelsheimer Citymanagement, kein Thema war vor ihm sicher. Mit trockenem Humor und treffsicheren Pointen hielt er dem Publikum den Spiegel vor. Dann war es Zeit für eine Premiere: Die „Seatowns“, die neue Tanzgruppe der Gäässwärmerzunft, gaben ihr Bühnendebüt – und das mit Blaulicht, Polizeiuniformen und jeder Menge Action. Ihr Schautanz inszenierte einen nächtlichen Polizeieinsatz auf humorvolle Weise.

Maxi Maurer von den Merchemer Brogge nahm das Publikum in die Welt des Hobby Horsings mit. Mit viel Selbstironie erzählte er Stallgeschichten rund um seine Pferde: Blackie und Amadeus. Unterstützt von Sitzungspräsident Robin Arns präsentierte er eine mitreißende Kür auf dem Steckenpferd – inklusive ausdrucksstarker Mimik und eleganter Galoppsprünge. Direkt im Anschluss stürmten die Jungtänzerinnen der Zunft als „Wilde Kerle“ die Bühne und lieferten einen Auftritt voller Dynamik und Teamgeist. Tanja Müller und Luisa Madinsky hatten eine mitreißende Choreographie einstudiert, die das Publikum in die rebellische Welt der Fußballhelden entführte.

Bürgermeister als Testperson für medizinischen Hanf

Karl und Karlotte alias Andreas und Antonia Poser von der FG Lustige Vögel Schweinberg zeigten mit ihrer kuriosen Apotheken-Show, dass Gesundheit nicht immer ernst sein muss. Statt Rezepten gab es nicht funktionierende Rolltreppen und ein kurioses Sortiment. Der Höhepunkt war Bürgermeister Wolfram Bernhardt, der sich als Testperson für medizinischen Hanf „opferte“. Die Juniorenschautanzgruppe des TSV Buchen nahm die Zuschauer mit auf eine bewegende Reise durch die Welt der Emotionen. Lia Hohnstein, Noel Martinovic und Laura Koch schufen eine ausdrucksstarke Choreografie, die von Freude bis Trauer reichte. Kurz vor der Pause schaffte die Gruppe Tanzzeit aus Walldürn eine märchenhafte Atmosphäre. Mit fantasievollen Kostümen und anmutigen Bewegungen erzählten sie die Geschichte eines magischen Festes.

Nach einer kurzen Schunkelrunde nahm die Stimmung richtig Fahrt auf. Die Beesche-Bengel der Stedemer Beesche verwandelten die Eckenberghalle in ein tobendes Piratennest. Mit wilden Choreographien und spektakulären Hebefiguren ließen sie das Publikum in die Welt der Freibeuter eintauchen. Unter der Leitung von Melanie Böttcher und Sophia Wollenschläger bewies das Männerballett, dass es für eine gelungene Meuterei nicht nur Muskeln, sondern auch Taktgefühl braucht. Direkt danach wurde es magisch, als die Brautanzgruppe des FV Freibier aus Sulzbach das Publikum in einen mystischen Zauberwald entführte. Dank Hebefiguren und kraftvoller Choreographien begeisterten sie die Zuschauer.

Die Jungtänzerinnen der Zunft stürmten als „Wilde Kerle“ die Bühne und lieferten einen Auftritt voller Dynamik und Teamgeist © Kevin Retlich

Neueste Pläne für die Stadt präsentiert

Nach so viel Tanzkunst wurde es Zeit für die nächste Bütt – und hier betrat Bürgermeister Wolfram Bernhardt die Bühne. Mit breitem Grinsen und Selbstironie präsentierte er seine neuesten Pläne für die Stadt unter dem Motto „Make Alleze Great Again“. Das Publikum feierte seine pointierten Seitenhiebe. Direkt im Anschluss übernahm der Elferrat das Zepter. Bekannte Partysongs wurden gekonnt in Szene gesetzt, die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt.

Die Tänzerinnen der Zunft sind das tänzerische Aushängeschild der Allezer Fasnacht. Jahr für Jahr setzen sie neue Maßstäbe. Unter dem Motto „MC on Fire – Vollgas auf der Tanzstraße!“ verwandelten sie die Bühne in ein brodelndes Rockkonzert. Unter der kreativen Regie von Ellen Windhager stellten die Tänzerinnen erneut unter Beweis, dass sie mit Ausdrucksstärke und technischer Präzision das Publikum begeistern können. Die Gäässbockboys setzten zum großen Finale an und katapultierten das Publikum in die 70er Jahre. Mit ihrem Schautanz „Dancefloor Dreams“ holten sie die Disco-Zeiten zurück und sorgten für eine Stimmung, die den legendären Nächten der Disco-Ära alle Ehre machte.

Mehr zum Thema

Bildergalerie

Bunte Prunksitzung der Gäässwärmerzunft

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
12
Mehr erfahren
Prunksitzung der Extraklasse (plus Bildergalerie)

Merchemer Brogge verwandeln das Schloss in eine Fastnachtshochburg

Veröffentlicht
Von
Kevin Retlich
Mehr erfahren
Narren kamen voll auf ihre Kosten (plus Bildergalerie)

Heeschter Berkediebe begeisterten bei Prunksitzung

Veröffentlicht
Von
Nina Trabold
Mehr erfahren

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten