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Rhein-Neckar Löwen: So fällt die Bundesliga-Bilanz nach zehn Spieltagen aus

An den ersten zehn Spieltagen klappt nicht alles bei den Rhein-Neckar Löwen. Aber es gibt eine gute Basis – und einen Auftrag für den Trainer.

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Marc Stevermüer
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Jubel bei Löwe Dani Baijens. © Photo: Krause / Rohdiamant

Mannheim. Für große Emotionen und viele Worte sind Isländer nicht zwingend bekannt. Insofern ist Maik Machulla fast schon ein wenig erstaunt über das, was er am Sonntag als Trainer der Rhein-Neckar Löwen von seinem Rückraumspieler Haukur Thrastarson beim hart erkämpften 38:34 (20:20)-Sieg über den TVB Stuttgart sieht. Unglaubliche 14 Treffer erzielt der Rechtshänder. Eine herausragende Leistung. Und zweifelsohne eine Seltenheit. Eine Meisterleistung, die für sich spricht. Was sich vermutlich auch Thrastarson denkt. Er fasst sich isländisch kurz, lobt die gesamte Offensivleistung: „Wenn wir so spielen, ist es für alle einfacher.“

Machulla imponiert indes nicht nur das, was er von Thrastarson auf dem Feld sieht. Ihm gefällt mindestens genauso, was der 24-Jährige als einer seiner Schlüsselspieler über 60 Minuten gegen Stuttgart ausstrahlt und mit jeder Faser seines Körpers demonstriert. Nämlich Siegeswille und Unerschrockenheit, Leidenschaft und Emotionen.

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Marc Stevermüer
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An den ersten zehn Spieltagen war Thrastarson allein schon aufgrund seiner Leistung ein Anführer. Gegen die Schwaben kommt nun aber noch ein Boss-Auftritt dazu. Er lässt bei seinen Toren seiner Freude freien Lauf, nimmt das Publikum und seine Mannschaft mit. „Gemessen an isländischen Maßstäben hat er extrem gebrannt. Er hat mit den Fans gespielt und das hat uns geholfen. Für mich ist es schön zu sehen, dass der Junge auch diese Seite hat“, wundert und freut sich Machulla zugleich, während zeitgleich ein kleines Lächeln über sein Gesicht huscht. Keine Frage: Ihm gefällt diese Entwicklung, die nach der Länderspielpause fortgesetzt werden soll.

Gegen Stuttgart stimmt auch die Abschlussquote bei den Löwen

Ein paar Profis fehlen dem Coach in dieser Woche im Training. David Späth und Jannik Kohlbacher weilen bei der deutschen Nationalmannschaft, die am Donnerstag in Nürnberg und am Sonntag in München auf Island und somit auf Thrastarson trifft. „Hoffentlich spielt er dann nicht wie gegen Stuttgart“, scherzt Späth und spricht nach dem Sieg über den TVB „von unserer besten Angriffsleistung in dieser Saison.“

Bei 38 erzielten Toren ist das nicht weiter verwunderlich. Im Gegensatz zu vielen anderen vorangegangenen Partien nutzen die Löwen gegen die Schwaben ihre vielen klaren Chancen, die sie sich wieder einmal herausspielen. Der Unterschied: Diesmal vergessen die Mannheimer die Belohnung nicht.

Für Trainer Maik Machulla und die Löwen steht eine Länderspielpause an. © PIX-Sportfotos

„Wenn wir so spielen, machen wir immer unsere 30 Tore“, legt sich Dani Baijens fest. Der nie um einen Spruch verlegene Niederländer harmoniert prächtig mit Thrastarson, beide stehen für die Handball-Hochgeschwindigkeitsvariante – und erzielen am Sonntag gemeinsam 21 Treffer. „Haukur spielt wie ich“, sagt der bestens gelaunte Baijens, ehe er in der Kabine verschwindet: „Mit Tempo, mit Tiefe. Das ist geiler Handball.“ Also ein Spektakel. Und doch stehen die Löwen nicht in der Bundesliga-Spitzengruppe, sondern bei 12:8 Zählern.

Kommentar Die Rhein-Neckar Löwen und ihre drei ???

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Marc Stevermüer
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„Das sind vier Punkte zu wenig, weil wir uns selbst im Weg standen und nicht clever genug waren“, ist Torwart Späth ehrlich und denkt an die verschenkten Siege in Kiel und gegen Göppingen zurück. Auch in Hamburg und Hannover sei „mehr drin gewesen“, ergänzt Baijens, „in diesen Spielen waren wir nicht schlechter“. Aber jeweils nicht cool genug.

„Wir sind immer noch eine neu zusammengestellte Mannschaft“, gibt Baijens angesichts des XXL-Umbaus mit acht Zugängen im Sommer zu bedenken. Auch Trainer Machulla ist neu, viele Dinge müssen sich noch finden und herauskristallisieren oder auf ihre Nachhaltigkeit überprüft und getestet werden.

Nun geht es für die Löwen darum, Heymann in die Saison zu bringen

Oft stellte sich in dieser Saison die Frage nach dem Chef. Baijens ist es von seinem Naturell, Thrastarson von seiner Leistung. Gegen Stuttgart stimmt bei beiden beides. „Super“ sei der Auftritt des Duos gewesen, lobt Machulla, der für den Jahresendspurt noch ein paar Aufgaben zu erledigen hat. Mal kleine, mal größere. Eine ganz, ganz wichtige wird aber zweifelsohne die Personalie Sebastian Heymann sein.

Den wurfgewaltigen und abwehrstarken Rückraummann, der von Bundestrainer Alfred Gislason nicht für die Länderspiele in dieser Woche nominiert wurde, hatte Machulla vor der Saison eigentlich als feste Stütze eingeplant. Heymann sollte mehr Verantwortung übernehmen, doch dann fand der gebürtige Heilbronner nicht zu seiner Form und verlor anschließend jegliches Selbstvertrauen.

Heymann startet bei den Löwen gegen Stuttgart

Am Sonntag gegen Stuttgart, als der verletzte Abwehrchef Halil Jaganjac fehlt, startet Heymann trotzdem. Und zwar mit einem klaren Auftrag: Der Olympiazweite von 2024 soll sich auf die Defensivarbeit beschränken, sich Sicherheit und ein gutes Gefühl über gewonnene Zweikämpfe holen.

In der ersten Halbzeit klappt das kaum, weil alle Löwen schlecht verteidigen. Heymann wird ausgetauscht, kehrt in der Schlussphase aber zurück und wird zu einem Faktor. „Da hat er noch einmal richtig Präsenz mitgebracht. Ich muss versuchen, Basti in unser Spiel einzubauen“, ist Machulla nach wie vor von den Qualitäten des gebürtigen Heilbronners überzeugt. Es müssen ja nicht gleich 14Tore wie bei Thrastarson sein.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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