Mannheim. Haukur Thrastarson wollte einfach nicht antworten. Zumindest nicht auf diese eine Frage, die absolut berechtigt war. 14 Treffer erzielte der Isländer am Sonntag für die Rhein-Neckar Löwen und war damit der entscheidende Mann beim 38:34 (20:20)-Sieg über den TVB Stuttgart – aber über seine eigene Leistung wollte Thrastarson trotzdem nicht sprechen. „Wir haben als Mannschaft sehr gut angegriffen“, sah der Isländer lieber den Gesamtauftritt des Handball-Bundesligisten in der Offensive.
Das haben wir überragend gemacht."
Diesmal war in der Tat die Chancenverwertung kein Thema. „Wir haben wahnsinnig strukturiert angegriffen und wirklich nichts liegenlassen. Das haben wir überragend gemacht“, freute sich Trainer Maik Machulla und sprach ein „großes Lob an die Mannschaft, besonders an Haukur“ aus.
Nach seiner Muskelverletzung gehörte Abwehrchef Halil Jaganjac zwar wieder zum Kader, der Kroate kam aber nicht zum Einsatz. „Er hat fast zwei Wochen nicht trainiert und ist nicht im Rhythmus. Das Spiel war zu eng, um ihn dann zu bringen“, erklärte Machulla den Verzicht. Den Mittelblock bildeten zu Beginn Sebastian Heymann und Robert Timmermeister – und diese Kombination funktionierte in der ersten Halbzeit genauso wenig wie alles andere, was auch nur ansatzweise mit Abwehrarbeit zu tun hatte.
Nur zwei Torwartparaden in der ersten Halbzeit bei den Rhein-Neckar Löwen
Nach der ersten Parade von David Späth – seiner einzigen vor dem Seitenwechsel – gingen die Löwen mit 5:4 (7.) in Führung. Über Jannik Kohlbacher und Dania Baijens kamen die Mannheimer vor 9.248 Zuschauern in der SAP Arena auch früh zu zwei Tempotoren, mit Thrastarsson hatte der zweifache Meister und Pokalsieger außerdem einen zuverlässigen Siebenmeterschützen in seinen Reihen. Viermal trat der Isländer in der ersten Halbzeit zum Strafwurf an, viermal verwandelte er. Nach 60 Minuten hatte der Rückraummann alle fünf Siebenmeter genutzt. Diese Sicherheit kannte man von den Löwen gar nicht mehr.
Den Rhein-Neckar Löwen fehlte der Zugriff auf den Angriff des TVB Stuttgart
Nach einem Wechselfehler des überragenden Stuttgarters Kai Häfner spielten die Badener ihre Überzahl geduldig aus und trafen durch Patrick Groetzki zum 7:6 (9.). Doch in der Abwehr ließen die Mannheimer so ziemlich alles vermissen. Auf die Varianten und taktischen Spielchen der Schwaben, die mal mit und mal ohne Kreisläufer agierten, stellten sich die Löwen zu keiner Zeit so richtig ein.
Der Wechsel im Innenblock von Heymann auf Steven Plucnar sorgte für eine leichte Verbesserung, doch unter dem Strich bekamen die Badener einfach keinen Zugriff auf die Stuttgarter Angriffsaktionen. Mike Jensen rückte für Späth zwischen die Pfosten (15.), doch auch vom Dänen ging keine Initialzündung aus und nach dem 12:14 (20.) mussten die Löwen wirklich froh sein, ein 20:20 mit in die Pause zu nehmen.
Löwen – Stuttgart 38:34 (20:20)
Löwen: Späth (1 Tor), Jensen (ab 15. bis 30. Minute, bei zwei Siebenmetern) – Nothdurft (4), Kohlbacher (3), Groetzki (3) – Thrastarson (14/5), Baijens (7), Aspenbäck – Heymann, Timmermeister, Plucnar, Jaganjac (n.e), Steenaerts (n.e.), Móré (n.e), Sandell (6), Larson (n.e.).
Stuttgart: Vujovic, Rebmann (bei zwei Siebenmetern und ab 22. bis 28. Minute) – Serradilla (1), Lien (6), Pribetic (1), Snajder (1), Toskas, Mengon (5), Heydecke, Matzken (4), Zieker (3/1), K. Häfner (12/6), Nigg (1), Sdunek.
Zuschauer: 9.248.
Strafminuten: Timmermeister (4), Kohlbacher (2), Heymann (2) – Häfner (2), Snajder (4), Megnon (2).
Beste Spieler: Thrastarson, Baijens – Häfner.
Immerhin stimmte diesmal die zuletzt sehr schwache Chancenverwertung, dafür kamen aber die Torhüter Jensen und Späth zusammen nur auf zwei Paraden. „Für Mike und mich war es nicht einfach, weil Stuttgart immer wieder einen zweiten Ball bekam“, sagte Späth, der mit Beginn des zweiten Durchgangs wieder im Löwen-Tor stand – und sich gleich mit einer Siebenmeterparade gegen Häfner einführte (32.).
Doch die Mannheimer nahmen daraus keinen Schwung mit, weshalb Stuttgart weiterhin vorlegte. Vorzugsweise per Siebenmeter, weil die Löwen einfach nicht wachsam verteidigten. Sieben Strafwürfe erhielt der TVB bis zum 22:23 (37.). Am Ende waren es zehn.
Längst war Mitte des zweiten Durchgangs klar, dass die Löwen für einen Sieg eine Energieleistung brauchen. So wie es Thrastarson bei seinem Treffer zum 24:23 (38.) vormachte. Doch in der Abwehr fehlte weiterhin genau diese Bereitschaft. Immer wieder gab es Siebenmeter für Stuttgart, einen weiteren Strafwurf von Häfner krallte sich Späth und Groetzki traf zum 28:26 (44.).
Mit einem Gegenstoßtreffer zum 30:28 (48.) hielt Tim Nothdurft den Druck auf Stuttgart hoch, doch die Schwaben wussten aus den mehr als 45 Minuten zuvor ja, dass sie zu ihren Chancen kommen werden. Oder zum Siebenmeter.
Torwart Späth trifft zum 34:31
Kurzum: Auch die Löwen mussten immer wieder treffen. Und taten das vorzugsweise über Thrastarson. Das 33:31 (53.) war das 13. Tor des Isländers, zudem zog er eine Zeitstrafe gegen Simone Megnon. Stuttgart nahm den Torwart aus dem Spiel, verlor den Ball – und Späth warf über das ganze Feld ins leere Tor zum 34:31 (54.). Nun war auch der schwäbische Widerstand gebrochen.
„Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Am Ende kam es darauf an, wer am Ende zwei, drei Bälle wegwirft“, sagte Machulla, der in der Schlussphase noch einmal Kraftpaket Heymann im Mittelblock brachte. Eine Maßnahme, die sich zur Freude des Trainers auszahlte: „Er hat uns richtig geholfen.“
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