Flensburg. Die Rhein-Neckar Löwen jubelten und feierten, obwohl es für sie in der Handball-Bundesliga um nichts mehr geht. Doch der 33:28 (17:14)-Sieg bei der favorisierten SG Flensburg-Handewitt machte am Sonntag natürlich richtig Spaß. Im Angriff überzeugte einmal mehr der zwölffache Torschütze Jon Lindenchrone, hinter einer starken Abwehr war aber vor allem Schlussmann Mikael Appelgren (18 Paraden) der überragende Mann bei den Löwen.
Der schwedische Keeper stand übrigens auch auf dem Feld, als die Mannheimer zum bislang letzten Mal in der „Hölle Nord“ gewonnen hatten: Am 28. Mai 2017 siegten die Löwen an der Förde und sorgten gegen den direkten Titelrivalen für eine Vorentscheidung im Meisterschaftskampf. Lange ist‘s her.
„Das fühlt sich schön an“, sagte Appelgren nach dem Coup im hohen Norden und gab zu, ebenfalls an 2017 gedacht zu haben. Er machte seinen Vorderleuten in der Abwehr ein Kompliment („Ich bin sehr stolz auf die Jungs“) und schloss zudem aus, in der nächsten Saison für den THW Kiel zu spielen. Er habe davon auch nur in der Zeitung gelesen, sagte der Torwart.
Die Löwen mussten an der Ostsee ohne die verletzten Rückraumspieler Ivan Martinovic (Patellasehne) und Sebastian Heymann (Ellenbogen-Operation) auskommen. Zumindest bei Topstar Martinovic besteht aber die Hoffnung, dass der Kroate in dieser Saison noch einmal in den Kader zurückkehrt und mithilft, zumindest noch den siebten Rang zu erreichen.
Am Mittwoch geht es für die Rhein-Neckar Löwen im Heimspiel gegen den VfL Gummersbach
Voraussetzung dafür ist allerdings ein Heimsieg über den VfL Gummersbach (32:26 Punkte) am Mittwoch (19 Uhr) in der Mannheimer SAP Arena. Die Oberbergischen haben momentan einen Minuspunkt mehr auf dem Konto als die Badener (35:25). Im Kampf um Platz sieben mischt auch noch der TBV Lemgo Lippe (33:25 Punkte) mit.
Für die Löwen spricht das Restprogramm mit gleich drei Heimspielen. Nach der Begegnung gegen Gummersbach kommen am 29. Mai (19Uhr) der TVBStuttgart und am 8.Juni (15Uhr) zum letzten Spieltag die Füchse Berlin in die Quadratestadt.
Gewiss: Die Aufgabe gegen den Hauptstadtclub ist eine schwierige, die Berliner können sich in Mannheim zum Meister krönen. Oder werden die Löwen zum Spielverderber? Immerhin haben die Badener in eigener Halle schon manch ein Topteam geschlagen – beispielsweise auch die Füchse im DHB-Pokal. Und der Sieg in Flensburg gibt ebenfalls Auftrieb. Auswärts muss die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze nur noch am 1. Juni (16.30 Uhr) bei der HSG Wetzlar antreten.
Flensburg – Löwen 28:33 (14:17)
SG Flensburg-Handewitt: K. Møller, Buric (ab 49. Minute) – Golla (1), Kirkeløkke, Holst Jensen, Mensah Larsen (1), Gottfridsson, Jørgensen (5), Hansen (2), Horgen (2), Rithaphorn, Jakobsen (10/2), Knutzen, Kopljar, Blagotinsek, L. Møller (7).
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (n.e.) – Nothdurft (5), Kohlbacher (3), Groetzki (1) – Forsell Schefvert (6), Knorr (6), Lindenchrone (12/2) – Plucnar, Jaganjac, Davidsson, Móré (n.e.), Willner (n.e.), Michalski (n.e.), Karrenbauer (n.e.).
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies.
Zuschauer: 6.300 (ausverkauft)
Strafminuten: Golla (2) – Lindenchrone (2), Jaganjac (2).
Beste Spieler: Jakobsen – Appelgren, Lindenchrone, Forsell Schefvert.
Nächstes Spiel: Mittwoch, 19 Uhr, Rhein-Neckar Löwen – VfL Gummersbach.
In Flensburg bekamen die Löwen in den ersten Minuten gleich zweimal aufgezeigt, wie schnell man von den Norddeutschen im Tempospiel bestraft wird, wenn man seine Chancen nicht nutzt oder den Ball verliert. Entsprechend legte die SG ein 3:1 (3.) vor.
Dann aber agierten die Mannheimer mit wesentlich mehr Konsequenz und Geduld, minimierten ihre Fehler und zeigten eine hohe Verantwortung für den Ball. Zudem trumpfte Appelgren auf und sorgte dafür, dass sich die Löwen immer weiter absetzten. Juri Knorr schwang sich im Rückraum wie schon zuletzt beim Arbeitssieg über den VfL Potsdam zum Anführer auf und der erneut gute Lindenchrone besorgte das 10:7 (13.) für die Mannheimer. Zu diesem Zeitpunkt stand Appelgren bei einer Fangquote von 36 Prozent. Doch das reichte dem Schweden nicht, er krallte sich auch noch den Siebenmeter von Emil Jakobsen.
Bis zur 20. Minute zogen die Badener sogar auf 14:8 davon – und es war sogar noch mehr möglich. Doch der dreimal perfekt freigespielte Jannik Kohlbacher ließ zwei klare Möglichkeiten aus, einmal stand er bei seinem Abschluss im Kreis.
Rhein-Neckar Löwen haben kurze Schwächephase vor der Pause
Flensburg begann eine Aufholjagd mit dem siebten Feldspieler, während den Löwen im Angriff ein wenig die Struktur verloren ging. Der eingewechselte Gustav Davidsson blieb zunächst blass, mit einem 4:0-Lauf verkürzte Flensburg auf 12:14 (26.). Einzig dank des weiterhin mutigen Lindenchrone nahmen die Mannheimer noch ein 17:14 mit in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel blieben beim zweifachen Meister und Pokalsieger die Probleme in der Offensive zunächst bestehen – auch weil SG-Keeper Kevin Møller sich nun kurzzeitig steigerte. Die Flensburger waren schnell am Drücker. Da tat den Löwen ein Tor von Tim Nothdurft zum 18:20 (38.) gut.
Die Kräfteverhältnisse verschoben sich in dieser Phase – und der Ausgleich war praktisch nur noch eine Frage der Zeit. Nach 39 Minuten fiel er dann auch: 20:20. Das Sechs-Tore-Polster der Badener war aufgebraucht.
Löwen verteidigen mit großer Leidenschaft
Alles deutete nun darauf hin, dass die Norddeutschen die Partie endgültig auf ihre Seite ziehen. Doch Appelgren war wieder zur Stelle und die Löwen gingen mit 22:20 in Führung (42.), während die SG bei ihrer Angriffsvariante mit dem siebten Feldspieler blieb und sich trotzdem schwertat.
Flensburg wechselte den Keeper und Benjamin Buric kam, der sofort den Wurf von Patrick Groetzki abwehrte (50.). Doch die Löwen verteidigten das permanente Überzahlspiel der SG mit viel Leidenschaft. Nach einem Ballgewinn erzielte Lindenchrone mit einem Wurf ins leere Tor das 28:25 (50.) für sein Team und mit seinem elften Treffer legte er das 29:25 (52.) nach. Den entnervten Flensburgern fiel danach erst recht nichts mehr ein.
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