Wetzlar. Viel fehlte nicht – und die Rhein-Neckar Löwen hätten sich endgültig den Vorwurf gefallen lassen müssen, sich geistig bereits aus dieser Saison verabschiedet haben. Doch mit einem Kraftakt verhinderte der Handball-Bundesligist bei der HSG Wetzlar noch eine Niederlage und rettete ein 30:30, nachdem der zweifache Meister wenige Tage zuvor seine Fans mit einer lustlosen Vorstellung gegen Abstiegskandidat TVB Stuttgart und einer 26:33-Niederlage brutal enttäuscht hatte.
Der Auftritt gegen die Schwaben passte zu einer Reihe von unerklärlichen Leistungen der vergangenen Wochen. Man denke nur an die Niederlage gegen den Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten (31:32) im Spiel um Platz drei des DHB-Pokals, die Selbstaufgabe beim HC Erlangen (25:34) und die Fast-Blamage gegen den Tabellenletzten VfL Potsdam (29:26). Eine Niederlage gegen die Wetzlarer, die zuvor achtmal in Folge verloren hatten, hätte da ins Bild gepasst.
Rhein-Neckar-Löwen-Torwart Späth lobt Kampfgeist trotz spielerischer Mängel
„Irgendeine Reaktion mussten wir zeigen. Das waren wir uns und dem ganzen Verein schuldig“, sagte Spielmacher Juri Knorr, der elf Treffer erzielte und neben Torwart David Späth seinen Anteil daran hatte, dass sein Team nach einem 27:30-Rückstand zumindest noch einen Punkt holte. Es zeigte Kampfgeist. Nach dem Offenbarungseid gegen Stuttgart durfte angezweifelt werden, ob diese Grundtugend noch in der Mannschaft steckt.
„Mit Blick auf den Spielverlauf ist das ein gewonnener Punkt. Wir haben uns nicht aufgegeben – und das haben wir verbessert im Vergleich zum Stuttgart-Spiel. Wir wissen, dass nicht alles top gelaufen ist. Aber wir haben das Beste daraus gemacht“, sagte Späth.
Bei den Mittelhessen präsentierten sich die Mannheimer einmal mehr als eine extrem unberechenbare Mannschaft. Die Partie war ein Spiegelbild der Saison. Von einer „Achterbahnfahrt“ sprach deshalb zuletzt Kapitän Patrick Groetzki.
Rauf und runter ging es auch in Wetzlar für die Löwen, die in der ersten Halbzeit alles unter Kontrolle hatten – und nach dem Seitenwechsel 20 Minuten lang komplett die Stabilität verloren. Fünf (!) vergebene Siebenmeter belegten außerdem eine keinesfalls maximal ausgeprägte Konzentration.
HSG Wetzlar – Rhein-Neckar Löwen 30:30 (13:15)
Wetzlar: Suljajovic, T. Klimpke (n.e.) – Meyer Ejlersen (1), Mappes (7), Petersen Norberg, O. Klimpke, Vranjes (1), Becher, Ahouansou (7), Schoch, Weimer, Müller (1), Löwen, Zacharias (6), Novak (5/1), Cavor (2).
Löwen: Appelgren, Späth (ab 44. Minute) – Nothdurft (5), Kohlbacher (5), Groetzki – Forsell Schefvert (1), Knorr (11/1), Lindenchrone (6) – Jaganjac, Plucnar, Davidsson (1), Martinovic (1), Móré, Michalski (n.e.), Willner (n.e.), Karrenbauer (n.e.).
Schiedsrichter: Otto/Piper.
Zuschauer: 4.421.
Strafminuten: Vranjes (4), Cavor (4) – Nothdurft (2), Kohlbacher (2). Disqualifikation: Kohlbacher (Löwen/44.) nach Foul an Novak.
Beste Spieler: Mappes, Suljakovic – Knorr, Späth.
„Das Unentschieden ist gerecht. Mit der ersten Halbzeit bin ich wirklich einverstanden“, sagte Trainer Sebastian Hinze, der die Phase nach dem Seitenwechsel von seinem Team als „wild“ bezeichnete. Die Löwen verloren ihre Linie – vor allem in der Abwehr. Und nicht nur bei den Siebenmetern ließen sie die Kaltschnäuzigkeit vermissen.
Letztes Saisonspiel am Sonntag gegen den neuen Meister?
Kurzum: Die Badener machten sich einmal mehr das Leben schwer. Vielleicht sind sie aber auch einfach nicht besser, denn wenn sich bestimmte Schwächen wiederholen, ist das ein Muster – und kein Zufall.
Am Sonntag (15 Uhr) steht am letzten Spieltag noch einmal ein Highlight an. Die Füchse Berlin kommen nach Mannheim und wollen sich zum Meister krönen. Man darf gespannt sein, auf was für Löwen sie treffen. „Wir wollen es Berlin so schwer wie möglich machen“, kündigt Knorr an. Ob auf die Worte Taten folgen?
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