Aus dem Tal der Tränen in Richtung Aufstieg? Nach dem verpassten Drittliga-Aufstieg in der Relegation gegen Hannover 96 II unternehmen die Würzburger Kickers in der Regionalliga-Bayern-Saison 2024/25 einen dritten und wohl letzten Anlauf in Richtung 3. Liga. Gelingen soll das mit einem neuen Trainerduo und viel neuem Personal auf dem Platz.
Rückblende: Der 2. Juni wird sich auf unliebsame Weise in das kollektive Gedächtnis am Würzburger Dallenberg einbrennen. Im Elfmeterschießen scheiterten die Kickers vor 25 000 Zuschauern in Hannover an der Zweitvertretung des Zweitligisten – und verpassten somit die Rückkehr in den Profifußball, woran der Klub nach dem Abstieg 2022 zwei Jahre lang gearbeitet hat.
Dass „Plan B“ nur stiefmütterlich Beachtung fand, wurde in den Tagen nach Hannover deutlich. Die Kickers mussten sich neu sortieren und stellten schließlich das Visier auf volle Attacke in Richtung erneuter Meisterschaft. Der Meister der kommenden Regionalliga Bayern-Saison – und das kommt nur alle drei Jahre vor – steigt ohne Umwege in die 3. Liga auf.
Die sportliche Verantwortung tragen wird erneut Sportdirektor Sebastian Neumann, mit dessen Vertrag verlängert wurde, sowie der neue Cheftrainer Markus Zschiesche, der seinen Vorgänger Marco Wildersinn nach zwei Jahren am „Dalle“, beerbt. Mit im Gepäck hat der Berliner Zschiesche seinen langjährige Co-Trainer Ronny Ermel. Als neuer Torwarttrainer wurde Niko Sternberg, der zuletzt bei RB Leipzig arbeitete, verpflichtet.
Von der Mannschaft der vorsaison wurden neun Spieler gehalten. Zahlreiche Leistungsträger, allen voran Ivan Franjic, Saliou Sané und Marius Wegmann, haben den FWK den Rücken gekehrt. Neuzugänge wurden im Verlauf der Vorbereitung tröpfchenweise präsentiert. Der prominenteste Namen der bislang elf Neuen ist ohne Frage Stürmer Benjamin Girth, der seine Qualitäten schon in der 2. Bundesliga und der 3. Liga unter Beweis gestellt hat. Mit Noah Awassi, Fatih Baca und Elja Härtl wurden für die Innenverteidigung körperlich starke Abwehrspieler, die sich in der Spielklasse bereits eindrücklich bewiesen haben, geholt. Für die kreativen Momente sollen künftig Moritz Hannemann, Theo Harz und Rückkehrer Enes Küc, der bereits in der Saison 2019/20 für die Kickers auflief, sorgen. Das großgewachsene Sturmtalent Alem Japaur steht als Backup für Routinier Girth im Sturmzentrum bereit. Die jungen Talente Joel Ampadu und Maximilian Fesser werden sich in der Herausfordererrolle beweisen müssen.
Montcheu links?
Eine echte Hiobsbotschaft mussten die Kickers im letzten Test gegen die U23 des FSV Mainz 05 vermelden. Kapitän Peter Kurzweg riss sich beim 3:1-Sieg das Kreuzband und fällt somit monatelang aus. „Das tut auf jeden Fall weh“, sagt dazu Coach Zschiesche. Der 30-jährige Linksverteidiger, der mit den Kickers schon in der 2. Bundesliga auf dem Platz stand, wird als Integrationsfigur und Anführer auf und neben dem Platz eine große Lücke hinterlassen. Den Ausfall möchten die Kickers durch einen Transfer eines erfahrenen Spielers ausgleichen.
Kurzwegs Position links in der Viererkette dürfte zunächst der Rechtsverteidiger der Vorsaison Fabrice Montcheu übernehmen. Dafür winkt dann Neuzugang Jonas Wieselsberger, der eine gute Vorbereitung spielte, der Stammplatz rechts hinten. Wer als neue Nummer eins zwischen den Pfosten in die Saison geht, ist indes noch völlig offen. Der letztjährige Stammkeeper Vincent Friedsam liefert sich mit seinem Stellvertreter aus dem Vorjahr, Johann Hipper, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Entscheidung wird erst nach einigen Spieltagen fallen. Wer neuer Kapitän wird, nach der Verletzung von Kurzweg, gibt Zschiesche kurz vor dem ersten Spiel gegen Türkgücü München bekannt.
In einer Umfrage des Bayerischen Fußballverbandes nannten alle 18 Regionalliga-Trainer die Würzburger Kickers als Topfavoriten auf den Titel (siehe unten). „Wir, die Trainer, die Neuzugänge und die Spieler die schon da waren, wissen warum sie hier sind, welche Aufgabe wir haben“, nimmt Coach Zschiesche die Favoritenrolle an. Er mahnt aber auch, dass die hohen Erwartungen gleich zum Saisonstart mit der aufzubringenden Geduld kollidieren könnten. In gerade einmal vier Wochen, inklusive einem viertägigen Trainingslager in Langenburg, mussten die „Rothosen“ sich auf die neue Saison vorbereiten. So kurz wie kein anderes Team in der Liga.
Hinzu kommt, dass der Kader immer noch nicht komplett ist. Zschiesche und Ermel mussten dem Team in kürzester Zeit ihre Spielidee vermitteln. Der Prozess wird noch bis weit in die Saison gehen. „Wir wollen immer aktiv spielen, immer offensiv ausgerichtet sein und dem Gegner so gut wie keine Ruhe geben“, kündigt der Trainer an.
Wie reibungslos der Neustart nach dem Relegationsdrama von Hannover vonstatten geht, ist mit vielen Fragezeichen versehen. Klar ist jedenfalls: Die Kickers müssen liefern. Noch eine weitere Saison unter Profibedingungen in der Regionalliga wird es am Dallenberg nicht geben. Der Aufstieg in die 3. Liga ist für die Unterfranken diesmal völlig alternativlos.
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