Fußball - Drittliga-Experte Martin Lanig im FN-Kurzinterview

„Alibis sind da schnell gefunden“

Von 
Michael Fürst
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Martin Lanig im „Magenta-Gespräch“ mit Franz Wunderlich, dem Sportvorstand von Viktoria Köln. © T-Online

Martin Lanig aus Königshofen hat 123 Bundesliga-Spiele (zehn Tore) für den VfB Stuttgart, den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt absolviert. Seit Beginn der Saison 2019/20 ist der 35-Jährige Drittliga-Experte bei „MagentaSport“. Zwar ist im Hygienekonzept des DFB festgeschrieben, dass kein Moderator und kein Experte bei den Geisterspielen im Stadion sein dürfen, doch freilich verfolgt Lanig die Entwicklung der 3. Liga weiter. Im Kurzinterview schätzt er die Situation vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs am Samstag ein.

Herr Lanig, freuen Sie sich über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der 3. Liga oder überwiegen doch die Zweifel bei der Saison-Fortsetzung?

Martin Lanig: Manche Dinge, die im Vorfeld abgegangen sind, trüben die Vorfreude schon ein wenig. Es gibt Vereine, die unbedingt weiter spielen wollen und solche, die einen Abbruch bevorzugten. Das gibt einem dann schon irgendwie ein komisches Gefühl.

Sehen Sie die Chancengleichheit also auch nicht als gegeben an, weil die Teams verschiedene Trainingsvoraussetzungen hatten oder immer noch haben?

Lanig: Die Chancengleichheit ist definitiv nicht gegeben; deshalb wird der Rest der Saison kein „richtig“ sportlicher Wettbewerb sein. Alibis für Niederlagen sind da unter Umständen schnell gefunden. Aber es ist auch für die Mannschaften unangenehm, gegen Teams zu spielen, von denen man weiß, dass sie noch nicht lange im Mannschaftsverbund trainieren durften.

Wird die Tabelle nochmals gehörig durcheinander gewirbelt?

Lanig: Ich denke, da wird sich noch einiges ändern. Mannschaften, die von ihren Fans getragen werden, wie zum Beispiel Waldhof Mannheim oder der 1. FC Kaiserslautern, werden das schon merken.

Wer steigt in die 2. Bundesliga auf?

Lanig: Duisburg schätze ich am stärksten ein, auch Unterhaching traue ich viel zu. Dahinter wird es spannend. Ingolstadt, Waldhof und Rostock können ebenfalls eine gute Rolle im Aufstiegsrennen spielen.

Was trauen Sie des Würzburger Kickers noch zu?

Lanig: Sie gehören zum erweiterten Feld der Aufstiegskandidaten. Die Mannschaft hat sich im Laufe der Saison gut stabilisiert. Aber man hat immer so das Gefühl, dass sie eben dieses eine Spiel nicht gewinnen, wenn sie mal ganz oben reinrutschen könnten. Was beeindruckend ist, nicht erst seit dieser Runde: Sie haben es nach Negativserien immer geschafft, da herauszukommen – auch ohne ständige Trainerwechsel.

Sie waren Selbst viele Jahre Profi. Wie empfinden Sie die „Geisterspiele“ ohne Zuschauer, ohne Stimmung vor?

Lanig: Es erinnert mich sehr stark an die Freundschaftsspiele im Trainingslager.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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