Mannheim. Plötzlich ging alles ganz schnell. Adler-Torwart Arno Tiefensee wurde innerhalb kürzester Zeit zum „Star“. Drei Tage nach dem Halbfinal-Aus in den Play-offs der Deutschen Eishockey Liga gegen die Eisbären Berlin wurde der 22-Jährige von seinem Agenten kontaktiert. „Er hat mir gesagt, dass er mich für ein Telefonat brauche. Eine halbe Stunde später hatte ich dann schon den Vertrag vorliegen und ihn unterschrieben“, berichtete Tiefensee am Donnerstag auf der Abschlussveranstaltung der Adler Mannheim gegenüber dieser Redaktion.
Bei dem unterschriebenen Arbeitspapier handelt es sich um den zweijährigen Einstiegsvertrag bei den Dallas Stars aus der National Hockey League (NHL) – der besten Eishockeyliga der Welt. Die Texaner hatten sich bereits 2023 in der fünften Runde die Rechte am 1,94 Meter großen sowie 96 Kilogramm schweren Torhüter gesichert und Tiefensee nun – nach seiner starken Entwicklung in den vergangenen beiden Spielzeiten – fest verpflichtet. Für den Schlussmann erfüllt sich damit, wie für jeden Eishockeyprofi, ein Kindheitstraum. Für den gebürtigen Weißwasseraner ist das aber kein Grund zum Abheben. So tickt Tiefensee, der unter anderem zwischen den Pfosten auch durch seine große Ruhe und Gelassenheit überzeugt – einfach nicht.
Tiefensee: „Da drüben geht es hart zur Sache, man bekommt nichts geschenkt“
„Ich erwarte jetzt nicht, dass ich ab Tag eins direkt in der NHL bin. Ich glaube, so clever muss man auch sein, dass man da nicht mit zu hohen Erwartungen reingeht, sondern einfach schaut, dass man jeden Tag ein bisschen besser wird. Irgendwann reicht es dann vielleicht für den Sprung nach oben“, betonte der Jungnationalspieler und ergänzte: „Ich habe schon mit vielen geredet, die drüben waren, und die haben gesagt, dass die richtige Arbeit erst jetzt beginnt. Da drüben geht es hart zur Sache, man bekommt nichts geschenkt.“
Immerhin: Tiefensee kennt sich in Dallas und der Organisation der Stars bereits etwas aus. Der Schlussmann absolvierte 2023 und 2024 das sogenannte Entwicklungscamp der gedrafteten Spieler und konnte sich so schon ein paar Eindrücke verschaffen. „In Dallas ist alles ein bisschen größer, Texas eben“, sagte er mit einem breiten Grinsen. „Ich habe aber auch schon gehört, dass Austin ein paar schöne Ecken hat“, betonte er mit Blick auf die Stadt, in der das Farmteam der Dallas Stars, die Texas Stars, ihre Heimspiele in der zweitklassigen American Hockey League austragen.
Noch aber ist er in Mannheim und hat dem achtfachen deutschen Eishockey Meister laut eigener Aussage „sehr, sehr viel“ zu verdanken. „Die Adler haben mir die Möglichkeit gegeben, hier Profieishockey zu spielen und mich stets unterstützt“, betonte Tiefensee. 2019 wechselte der Linksfänger als 17-Jähriger aus Bad Tölz in die U-20 Mannschaft der Jungadler Mannheim. Direkt am Ende dieser Saison schlug Corona zu. Die Blau-Weiß-Roten statten ihn mit einem Profivertrag aus, wollten ihn über den Kooperationspartner Heilbronner Falken über die zweite Liga an die Adler heranführen. Da aber damals ein Saisonstart lange Zeit unsicher war, standen „sieben Monate harte Arbeit“ auf dem Programm. Bereits damals mit Rat und Tat an seiner Seite: Felix Brückmann, der seit der Saison 2022/2023 das Torhüterduo mit Tiefensee bei den Adlern bildete.
„Felix war damals schon genauso wie dann bei unserer gemeinsamen Zeit bei den Adlern einfach nur ein toller Mensch und ein toller Mentor, von dem ich so viel gelernt habe, dass ich gar nicht alles aufzählen kann“, sagte Tiefensee über seinen zwölf Jahre älteren Kollegen, mit dem er sich am Donnerstagabend auf der Bühne in der SAP Arena gemeinsam von den Adler-Fans emotional verabschiedete.
Tiefensee hat noch ein großes Ziel: Die WM-Teilnahme mit dem DEB-Team
„Arno hat das unglaublich gut gemacht. Man ist dann natürlich auch ein Stück weit stolz, wenn man Ratschläge gibt und sieht, dass das von der anderen Seite angenommen und umgesetzt wird“, spielte Brückmann den Puck des Lobes zurück und ergänzte: „So ein junger Torwart, der in kurzer Zeit so viele Schritte nach vorn gemacht hat, schon so erwachsen spielt und in dem Alter auch schon drei komplette Play-offs absolviert hat, ist sehr selten. Deshalb freut es mich unheimlich, dass Arno jetzt die Chance in Nordamerika bekommt.“
Bevor Tiefensee aber ein neues Kapitel seiner noch jungen Karriere in Nordamerika aufschlägt, verfolgt er noch ein weiteres Ziel. „Ich würde mich natürlich freuen, zur Nationalmannschaft zu fahren und dann auch bei der Weltmeisterschaft im Mai dabei zu sein“, betonte er. Erst danach möchte Tiefensee „ein bisschen abschalten“ und die Zeit nutzen, um seine steile Entwicklung in den vergangenen Jahren Revue passieren zu lassen. „Und dann geht’s wieder mit dem Training los“, unterstrich Tiefensee. Die harte Arbeit hat erst begonnen.
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