Erding. Die 55 war allgegenwärtig – seine Nummer. Für Felix Schütz war diese Nummer in seiner langen und erfolgreichen Eishockey-Laufbahn nicht nur eine Zahl. Sie wurde über die Jahre zu seinem Markenzeichen. Am Samstag trug Schütz die 55 zum letzten Mal. Beim Abschiedsspiel vor 2600 Zuschauern im ausverkauften Erdinger Eisstadion beendete der 36-Jährige, der 2018 mit der deutschen Nationalmannschaft die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gewann, seine Karriere.
„Natürlich habe ich in den vergangenen Tagen und Wochen oft von diesem Tag geträumt. Ich habe mich gefragt, ob sich all die Arbeit lohnt. Ich muss sagen: Sie war es wert“, sagte Schütz, der in seine Heimatstadt zwei Mannschaften eingeladen hatte: Das „Team Olympia 2018“ verlor gegen die „International Friends“ klar mit 8:13 (1:2, 3:6, 4:5). Doch das Ergebnis spielte am Samstag nicht einmal eine untergeordnete Rolle. Es war egal.
Eishockey-Karriere von Felix Schütz: Ein emotionaler Abschied
Der Spaß stand im Vordergrund – und die Liebe zum Sport. „Eishockey hat mir viel gegeben“, sagte Schütz, der in seiner Karriere viel erlebt hat. Unvergessen bleibt den deutschen Eishockey-Fans neben Olympia-Silber vor sechs Jahren die Szene vom Eröffnungsspiel der Heim-WM in der Arena „auf Schalke“ 2010. Gegen die favorisierten USA ging eine packende Partie vor der Weltrekordkulisse von knapp 80 000 Zuschauern in die Verlängerung. Der gebürtige Lampertheimer Constantin Braun zog ab, Schütz gab dem Puck vor dem gegnerischen Tor die entscheidende Richtungsänderung. Die Fans des DEB-Teams lagen sich in den Armen. Doch sie mussten einige bange Momente überstehen. Denn die Frage war: Zählte der Treffer auch? Die Schiedsrichter zogen den Videobeweis zu Rate, die Kamera der Stadionregie fing Schütz an, wie er über der Bande lehnte und die Entscheidung kaum abwarten konnte. Dann die Erlösung: Die Unparteiischen gaben den Treffer, er war der Beginn eines Märchens: Die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Krupp belegte einen starken vierten Platz. Unvergessen blieben vor allem der Viertelfinal-Sieg in der Mannheimer SAP Arena gegen die Schweiz und die packende Leistung bei der Niederlage im Halbfinale gegen Russland.
Olympia 2018: Der Höhepunkt einer Karriere
„So schön dieses Turnier auch war, an Olympia 2018 kommt es nicht heran. Dass wir in Pyeongchang Silber holten und sogar von Gold träumen durften, stellt alles andere in den Schatten“, sagte Schütz, der am Samstag – so kennt man ihn – auch offen Dinge ansprachen, die ihn störten: Für sein Abschiedsspiel musste er einige kurzfristige Absagen hinnehmen. Manche konnte er nachvollziehen, andere weniger. „Wenn ich in der Vergangenheit zu einem Abschiedsspiel eingeladen wurde, habe ich mir diesen Termin immer dick im Kalender notiert. Klar kann dann immer noch etwas dazwischen kommen, aber ich habe immer versucht, meine Zusagen einzuhalten.“
Die meisten Zuschauer kamen am Samstag zwar aus Erding und der Umgebung, andere waren aber extra zu der Partie angereist – und mussten vor Ort erfahren, dass die absoluten Topstars wie Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) und Philipp Grubauer (Seattle Kraken), um nur einige zu nennen, nicht da waren. „Was kann es Schöneres geben im Sommer? Einen Tag relaxen, einen Tag Eishockey schauen“, sagte Heike Junker, die mit ihrem Mann Andy das Spiel verfolgte. Am Tag zuvor hatten die Adler-Fans aus Offenburg die Therme in Erding besucht. Die Junkers jubelten Schütz zu, als er seine Profikarriere 2020/21 beendete. Dass er seine Schlittschuhe nach dem Halbfinal-Aus gegen die Grizzlys Wolfsburg an den Nagel hängen würde, wusste Schütz damals noch nicht. Er legte ein Sabbat-Jahr ein, wollte am Gardasee Kraft für neue Herausforderungen tanken. Doch die passenden Angebote kamen nicht mehr.
Rückkehr in die Heimat und neue Herausforderungen
Statt noch ein bisschen Profi-Eishockey zu spielen, zog es Schütz zurück in die Heimat. Bei seinem Heimatverein machte er in der Bayernliga erste Gehversuche als Trainer und Manager. Wie es nun weitergeht, weiß der 36-Jährige noch nicht. Klar ist nur: Die Profikarriere ist vorbei. Zu „Servus, mach’s gut“, drehte Schütz seine Ehrenrunde. Seine Frau und seine drei Kinder empfingen ihn auf dem roten Teppich, seine ehemaligen Teamkollegen standen Spalier, es flossen Tränen. Im Spiel hatte Schütz das gemacht, was er in seiner Laufbahn am liebsten tat: Er schoss Tore, zwei an der Zahl, je eines für jede Mannschaft. Es war eine randnotiz an einem emotionalen Abend.
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