München. Nicht schwarzmalen, nicht dramatisieren. Nach dem herben Rückschlag im Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) waren alle im Lager der Adler Mannheim bemüht, die Ruhe zu bewahren. „Nach unserem Sieg am Sonntag haben wir uns nur kurz gefreut, jetzt sind wir kurz enttäuscht“, sagte Kapitän Marc Michaelis nach der 2:5-Niederlage am Mittwochabend.
Keine Frage: Im zweiten Duell war der EHC München die klar bessere Mannschaft. Dabei mussten die Bayern nicht einmal eine Klasseleistung zeigen. Es reichte, auf die Fehler der Adler zu warten, die in steter Regelmäßigkeit kamen.
Das Team von Trainer Don Jackson profitierte von den individuellen Aussetzern der Mannheimer ab dem zweiten Drittel. Eine Erklärung, warum – wie am Sonntag beim 2:1-Erfolg nach Verlängerung – auf einen ordentlichen Auftakt ein desaströser zweiter Abschnitt folgte, hatte niemand.
Spielaufbau der Adler Mannheim eine große Baustelle
„So etwas passiert im Verlauf einer Saison“, sagte Adler-Trainer Dallas Eakins, der kein Muster erkannte. Ist es wirklich so einfach? Es hat den Anschein, dass sein Pendant Jackson während einer Partie die effektiveren Anpassungen vornimmt.
Die Blau-Weiß-Roten kamen jedenfalls nicht mehr mit dem aggressiven Forechecking der Münchner zurecht. Der Spielaufbau der Adler wurde nicht nur gebremst, er kam zum Erliegen. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor des bemitleidenswerten Arno Tiefensee zu. Der 22-Jährige konnte aber auch nicht verhindern, dass München im zweiten Drittel auf 3:1 davonzog.
München – Adler 5:2
- Drittelergebnisse: 1:1, 2:0, 2:1.
- Die Adler: Tiefensee – Gawanke, Cicek; Fohrler, Kälble; Gilmour, Jokipakka; Pilu – Reichel, Esposito, Hännikäinen; Plachta, Michaelis, Kühnhackl; Fischbuch, MacInnis, Bennett; Proske, Loibl, Heim.
- Tore: 1:0 Hirose (10:47), 1:1 Reichel (17:06), 2:1 Varejcka (25:24), 3:1 Rieder (32:04), 4:1 Eisenschmid (41:51), 4:2 Fohrler (46:05), 5:2 Kastner (55:42).
- Schiedsrichter: Marian Rohatsch und Sirko Hunnius.
- Zuschauer: 10.796 (ausverkauft).
- Strafminuten: München 8 – Mannheim 10.
- Nächstes Spiel, 3. Viertelfinale: Adler – München (Freitag, 19.30 Uhr).
Die Adler sprachen großzügig Einladungen aus. Vor dem 2:1 von Filip Varejcka (26.) ging Leon Gawanke mit zu wenig Körperspannung in den Zweikampf an der Bande, unmittelbar vor dem Kasten störte Ryan MacInnis den Torschützen nicht energisch genug. Vor dem 3:1 von Tobias Rieder (33.) leistete sich Nick Cicek einen bösen Scheibenverlust an der gegnerischen blauen Linie. Klar: So lässt sich nur schlecht ein Eishockeyspiel gewinnen – erst recht nicht in den Play-offs.
Dabei hatte die Partie vor 10.796 Zuschauern im ausverkauften SAP Garden aus Mannheimer Sicht ordentlich angefangen. „Wir haben den Schwung vom Sieg aus Spiel eins ein wenig mitnehmen können“, sagte Michaelis. Taro Hirose (11.) brachte München zwar in Führung, das beeindruckte die Adler aber wenig. Kristian Reichel besorgte nach starker Vorarbeit von Markus Hännikäinen den verdienten Ausgleich (18.).
Wie am Sonntag: Unerklärlicher Einbruch im zweiten Drittel
Das 1:1 hätte den Blau-Weiß-Roten weiteren Schwung verleihen sollen. Stattdessen folgte der Einbruch im zweiten Drittel. „Eigentlich hatten wir genau darauf den Fokus gelegt, dass uns das nicht wie am Sonntag passiert“, betonte Michaelis.
Doch die Parallelen zum Auftaktspiel waren unverkennbar. Mit einem Unterschied: Am vergangenen Sonntag hatten die Münchner die Unzulänglichkeiten im Mannheimer Auftritt nicht so gnadenlos ausgenutzt.
Fohrler weckt Hoffnungen, doch es reicht nicht
Die Adler erkannten ihren Leistungsabfall selbstkritisch an. Bei der Frage nach der Ursache tappten sie aber im Dunkeln. „Wir haben angefangen, denen zu viel Platz zu lassen. Wir standen zu weit weg von unseren Männern“, sprach Verteidiger Tobias Fohrler das Offensichtliche an.
Nachdem Markus Eisenschmid im Powerplay gar auf 4:1 gestellt hatte (42.), brachte Fohrler die Gäste mit einem Schuss von der blauen Linie noch einmal auf 2:4 heran (47.). „Ich habe gehofft, dass danach ein Ruck durch die Mannschaft geht. Und ich hatte auch den Eindruck, dass wir uns danach bessere Chancen erspielt haben. Es hat aber nicht gereicht“, sagte Fohrler.
Mannheimer Überzahlspiel ist noch überhaupt kein Faktor
In einem späten Powerplay hatten die Adler die Chance auf den Anschlusstreffer. Statt die Partie noch einmal spannend zu machen, schlug es aber auf der anderen Seite ein. Maximilian Kastner entwischte auf der rechten Seite und ließ Tiefensee beim 5:2 (56.) keine Abwehrchance.
„Die Tugend einer guten Play-off-Mannschaft ist es, so ein Spiel direkt abzuhaken und sich nicht zu zermürben“, sagte Fohrler. Bis zum dritten Duell an diesem Freitag (19.30 Uhr) in der SAP Arena bleibt nur wenig Zeit für eine grundlegende Analyse. Es würde aber schon reichen, von Anfang bis Ende eine play-off-würdige Leistung abzurufen. Eakins hat personelle Alternativen, vor allem im Sturm mit dem Ex-Münchner Austin Ortega und mit Jordan Szwarz.
Spannend wird es auch sein, zu beobachten, wie sich Münchens Topscorer Chris DeSousa in die Viertelfinalserie einfügt. Der Kanadier hat seine Sperre aus der Hauptrunde nun abgesessen und steht am Freitag wieder zur Verfügung. „Er wird uns einen Schub geben“, sagte Münchens Co-Trainer Pierre Allard. Gut möglich ist aber, dass die Bayern auf Nationaltorhüter Mathias Niederberger verzichten müssen. Er humpelte im ersten Drittel in die Kabine, wurde von Evan Fitzpatrick allerdings gut ersetzt.
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