Mannheim. Als Manuel Wiederer am Sonntag kurz vor Schluss zum 3:1 für die Eisbären Berlin traf, verließen die ersten Adler-Fans fluchtartig die SAP Arena. Der Stachel der Enttäuschung saß tief. Mit dem dritten Erfolg nacheinander liegen die Berliner nun mit 3:1-Siegen in der Play-off-Viertelfinalserie der Deutschen Eishockey Liga in Führung. Ein weiterer Erfolg reicht dem Hauptstadtclub, um ins Halbfinale einzuziehen. Den ersten von drei Matchbällen wollen die Adler an diesem Dienstag (19.30 Uhr) abwehren.
Den Glauben daran, das unmöglich scheinende doch noch möglich zu machen und mit drei Siegen am Stück in die Halbfinalserie gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven einzuziehen, haben die Adler nicht verloren. Auch wenn jeder weiß, dass die Aufgabe schwieriger kaum sein könnte. „Jedes Spiel der Serie war hart umkämpft. Die Zuschauer haben Eishockey auf sehr hohem Niveau gesehen“, sagte Adler-Angreifer David Wolf nach der 1:3-Niederlage am Sonntag und ergänzte fast ein bisschen trotzig: „Es macht nichts mit unserer Psyche, dass wir immer wieder bittere Rückschläge verkraften müssen.“
Adler-Verteidiger Gawanke kritisiert die Chancenverwertung
Teamkollege Leon Gawanke pflichtete Wolf bei. In keinem der vier Duelle waren die Eisbären besser - nur effektiver. „Wenn man nur ein oder zwei Tore schießt, ist es schwer, ein Eishockeyspiel zu gewinnen. Das ist der einzige Vorwurf, den wir uns gefallen lassen müssen“, sagte Gawanke, der einige vergebene Chancen hätte aufzählen können.
Die Führung bis weit ins dritte Drittel schmeichelte den Berlinern. Sie profitierten davon, dass die Adler fahrlässig mit ihren vielen Gelegenheiten umgingen. In der 3. Minute spielten Yannick Proske und Simon Thiel etwa einen Konter schlampig zu Ende, aber auch den Führungsspielern versagten die Nerven.
Tom Kühnhackl vergab in Unterzahl die Riesenchance zum 1:1 (26.), eine Minute später hatte sich Matthias Plachta - der Mann mit dem gesegneten Schuss - in Position gebracht. Doch statt abzuziehen, passte er zu Linden Vey. Der hatte einen schlechten Winkel beim Abschluss, der Puck rutschte parallel zur Torlinie aus der Gefahrenzone.
Wir haben viele Scheiben vors Tor gebracht - auch welche, die für den Torhüter ekelig sind
„Wir haben viele Scheiben vors Tor gebracht - auch welche, die für den Torhüter ekelig sind“, betonte Wolf. „Wenn wir so in Berlin spielen wie heute, werden sie reinfallen. Dann fallen sie richtig rein. Es gibt den altbekannten Spruch mit der Ketchupflasche. Wenn es anfängt zu laufen, dann so richtig.“
Wird der Eisbären-Torhüter den Adlern Mannheim zum Verhängnis?
Im ersten Duell mit den Eisbären hatten die Adler noch siebenmal eingenetzt. Dann folgte die Ausbeute von zweimal zwei Toren und nun nur noch einem Treffer. Es lässt sich der Eindruck gewinnen, dass sich Eisbären-Torhüter Jake Hildebrand in die Köpfe der Mannheimer gespielt hat, obwohl das im Adler-Lager natürlich niemand bestätigen wollte. Nach einem missratenen ersten Spiel hat sich Hildebrand aber auf eine Fangquote von 93,4 Prozent gesteigert und ist damit zu einem wichtigen Faktor geworden.
Zwei Teams schon weiter
- Zwei Clubs aus der Deutschen Eishockey Liga haben am Sonntag schon das Ticket für das Halbfinale gelöst: Hauptrundensieger Fischtown Pinguins Bremerhaven und Titelverteidiger EHC München benötigten nur vier Spiele, um sich in ihren Viertelfinalserien durchzusetzen.
- Bremerhaven gewann die vierte Partie gegen den ERC Ingolstadt mit 3:1, München setzte sich mit 2:1 gegen die Grizzlys Wolfsburg durch.
- Dagegen ist die Viertelfinalserie zwischen den Straubing Tigers und den Schwenninger Wild Wings wieder völlig offen. Nach der bitteren Heimniederlage am Freitag meldete sich Straubing am Sonntag mit einem deutlichen 5:1-Auswärtssieg zurück. In der Serie steht es damit 2:2.
- Klar ist seit Sonntag auch: Gelingt den Adlern in der Serie gegen die Eisbären Berlin tatsächlich noch die Wende, würden sie im Halbfinale auf Bremerhaven treffen. Um die Runde der Top Vier zu erreichen, müsste die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins die Spiele gegen Berlin am Dienstag, Gründonnerstag und Karsamstag gewinnen.
Als Jordan Szwarz den US-Amerikaner am Sonntag zum 1:1 (52.) bezwang, hatten die Adler das Momentum wieder auf ihrer Seite. Kühnhackl hatte das 2:1 auf dem Schläger (56.), ehe sich die spielentscheidende Szene ereignete, die bei den Mannheimern für Unverständnis sorgte. Die Schiedsrichter schickten Plachta gut drei Minuten vor Schluss in die Kühlbox, nachdem der Stürmer zuvor selbst hart angegangen worden war, ohne dass es eine Strafe gegeben hatte. Im folgenden Powerplay netzte Tobias Eder zum 2:1 für die Eisbären ein (58.).
„Wir haben alles versucht, um Hildebrand das Leben schwerzumachen. Wir sind vors Netz gezogen, haben ihm die Sicht genommen. An der Herangehensweise müssen wir nichts ändern“, sagte Adler-Trainer Dallas Eakins. Gawanke meinte: „Wir müssen noch mehr Biss zeigen, obwohl ich uns den eigentlich nicht absprechen will.“
Am Dienstag müssen die Adler alles raushauen, was noch im Tank ist. Bis zum letzten Tropfen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/sport/vereine_artikel,-adler-mannheim-adler-mannheim-greifen-in-berlin-nach-dem-letzten-strohhalm-_arid,2189913.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/sport_artikel,-sport-adler-trainer-dallas-eakins-das-laesst-dir-das-herz-zerbrechen-_arid,2189667.html