Mannheim. Dallas Eakins war am Boden zerstört. „Manchmal ist es hart, gegenüber den Spielern die richtigen Worte zu finden. Denn sie haben heute alles reingeworfen“, sagte der Trainer der Adler Mannheim nach der 1:3 (0:1, 0:0, 1:2)-Niederlage im vierten Play-off-Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin. Um in der Deutschen Eishockey Liga noch ins Halbfinale einzuziehen, müssen die Adler nun drei Spiele in Folge für sich entscheiden. Schon am Dienstag (19.30 Uhr) in Berlin stehen sie mit dem Rücken zur Wand.
Das Bemühen war den Adlern in der mit 13 600 Zuschauern ausverkauften SAP Arena im ersten Drittel nicht abzusprechen. 11:5 Schüsse zählten die Statistiker. Allein: Die Berliner verteidigten ihren Kasten geschickt, ihr Torhüter Jake Hildebrand hatte freie Sicht und damit leichtes Spiel. Zwei Szenen demonstrierten den größten Unterschied beider Teams: In der 3. Minute liefen Yannick Proske und Simon Thiel einen aussichtsreichen Konter für die Mannheimer. Nach einem schlampigen Pass war die große Chance aber dahin. Auf der Gegenseite nutzten die Eisbären ihre einzige große Gelegenheit in den ersten 20 Minuten eiskalt. Adler-Verteidiger Korbinian Holzer sah sich zwei Berlinern gegenüber. Ein Pass und Marcel Noebels netzte ein (17.).
Adler lassen gegen Berlin zu viele gute Chancen liegen
„Wenn ein Verteidiger von uns vorne mit reingeht, muss ein Stürmer hinten auffüllen. Für Berlin war da ja das ganze Eis offen“, sprach Holzer in der ersten Drittelpause am Mikrofon von Magenta Sport die fehlende Kommunikation an. Zuvor hatte Mannheim das Spiel im Griff gehabt. Hildebrand parierte einen Schuss von Leon Gawanke (4.), Stefan Loibl scheiterte aus spitzem Winkel (9.), in Überzahl schlich sich Daniel Fischbuch vor das Tor, fand die Lücke aber ebenfalls nicht (15.).
Eakins reagierte früh. Er stellte auf zehn Stürmer um, Proske und Thiel ließ er sitzen. Die Chancen der Blau-Weiß-Roten wurden besser. Das Dumme nur: Die Verwertung stimmte nicht. In Unterzahl chippte Tom Kühnhackl einen Loibl-Pass vorbei (26.). Matthias Plachta - in der Hauptrunde noch bester Torschütze der Adler - legte aus aussichtsreicher Position noch einmal zu Linden Vey ab, statt sein Herz in die Hand zu nehmen. Vey hatte einen schlechten Winkel, wieder war es nichts mit dem Ausgleich (27.).
Die Adler blieben aber am Drücker. Jyrki Jokipakka und Vey fanden in Hildebrand ihren Meister (30.), David Wolf ließ das 1:1 ebenfalls liegen (31.). Um ein Haar wäre kurz darauf das 0:2 gefallen. Leo Pföderl sah den vor dem Tor lauernden Noebels, doch diesmal traf er nicht (33.).
Die Eisbären verstanden es nun besser, die Adler vom eigenen Kasten fernzuhalten. Die Minuten tickten herunter - bis die Mannheimer doch einen Weg fanden, den starken Hildebrand zu überwinden. Denis Reul schickte Markus Hännikäinen auf die Reise. Der Finne, der nach auskurierter Verletzung für Kris Bennett in die Aufstellung gerückt war, tankte sich über links durch und passte scharf in die Mitte. Dort hatte Jordan Szwarz Position bezogen und traf ins offene Tor zum 1:1 (52.).
Kühnhackl hatte dann die große Chance, das Spiel aufseiten der Adler kippen zu lassen, aber einmal mehr war Hildebrand zur Stelle (56.). „Er hat einen unglaublichen Job für uns erledigt“, lobte Eisbären-Trainer Serge Aubin seinen Goalie.
„Vieles deutete nach dem 1:1 darauf hin, dass es ein langes Spiel geben würde“, sagte Eakins. Zu einer Verlängerung kam es jedoch nicht. Das Unheil nahm aus Mannheimer Sicht seinen Lauf, als Plachta 3:35 Minuten vor Schluss eine Strafe kassierte. „Ich habe mir die Szene schon angeschaut, werde sie aber nicht kommentieren“, sagte Wolf zum Pfiff der Unparteiischen. Holzer hatte in Unterzahl zwar die Chance zum 2:1, stattdessen klingelte es im Gegenzug aber auf der anderen Seite: Tobias Eder überwand Arno Tiefensee. Per Videobeweis überzeugten sich die Schiedsrichter davon, dass der Puck tatsächlich hinter der Linie war (58.).
Den Adlern blieben nur noch gut zwei Minuten, Tiefensee verließ zugunsten eines sechsten Feldspielers das Eis. Die Eisbären brachten die Scheibe aus der eigenen Zone, Manuel Wiederer gewann das Laufduell gegen Ryan MacInnis und traf zur Entscheidung (59.).
„Wir haben wirklich alles versucht. Wir haben dem gegnerischen Torhüter die Sicht genommen, viel geschossen und hatten ab und zu auch viel Platz für den Rebound“, haderte Eakins nicht mit dem Aufwand, den seine Mannschaft betrieben hatte, aber mit dem Ertrag.
Adler-Stürmer David Wolf gibt die Hoffnung nicht auf
Obwohl trotz der vielen Torchancen nur ein Tor heraussprang und der Druck auf die Blau-Weiß-Roten immer größer wird, will Wolf bis zur letzten Sekunde kämpfen. „Natürlich stehen wir jetzt mit dem Rücken zur Wand. Wir fahren am Dienstag nach Berlin, um den ersten von noch drei nötigen Siegen zu holen“, sagte der Routinier.
Das Trainerteam um Eakins muss nun der Mannschaft nicht nur einen Weg aufzeigen, wie die Chancenverwertung verbessert wird, sondern auch psychische Aufbauarbeit leisten. Eakins war das nach der dritten Niederlage in Serie gegen die Eisbären bewusst: „Es lässt dir das Herz zerbrechen, wenn du ein Spiel kurz vor Schluss so verlierst“, sagte der Trainer. Nur wenn die Adler am Dienstag den Bock umstoßen, gibt es an Gründonnerstag ein weiteres Heimspiel.
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