Die Zahlen 24, 25 und 56 werden Konstantin Schiler vermutlich ewig in Erinnerung bleiben. Warum? In der Saison 24/25 erzielte der Stürmer sagenhafte 56 Tore für den SV Osterburken in der Kreisliga Buchen. Sollte es kein Rekord für die Ewigkeit sein, so wird diese Bestmarke zumindest sehr lange Bestand haben. „Als die ersten Spiele gut liefen, habe ich mir gedacht: Ich gebe mal Gas, schließlich wusste ich um den bisherigen Rekord von Stefan Haber (Anm. d. Red.: siehe Infobox)“, erzählt der Top-Torjäger. Gegen Ende der Spielzeit fing er dann an zu rechnen, bis er den seitherigen Höchstwert geknackt hatte. 1,86 Tore pro Spiel waren es letztlich im Schnitt. Zahlreiche „Dreierpacks“ und auch einmal fünf Treffer in einer Begegnung (beim 6:2-Auswärtssieg in Altheim) katapultierten den 25-Jährigen zu diesem Rekord.
Dabei, und jetzt kommt etwas kaum Vorstellbares, ist er eigentlich gar kein gelernter Stürmer. Als er zur Saison 2014/15 zur U15 des SV Sandhausen wechselte, war er linker Außenbahnspieler, sein Zwillingsbruder Andreas beackerte die rechte Außenbahn. „Erst Trainer Marcel Baumann hat mich dann nach meiner Rückkehr zum SV Osterburken zum Stürmer gemacht. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte, doch dann hat es geklappt“, erinnert er sich. Und wie es geklappt hat, auch wenn die Trainer danach andere waren.
Fast dreiviertel aller SVO-Treffer waren Schiler-Tore
Wenn man einmal ins Feld führt, dass der SV Osterburken in der vergangenen Saison 99 Saisontore schoss, dann hat Konstantin Schiler 56,6 Prozent dieser Treffer erzielt. Und weiter ein bisschen Mathematik: Sein Bruder Andreas hat noch 18 „Buden“ gemacht, was so viel bedeutet wie: 74,5 Prozent aller SVO-Treffer der vergangenen Saison waren Schiler-Tore!
Aber warum spielen denn die beiden dann lediglich in der Kreisliga und nicht in einer deutlich höheren Klasse, zumal beide beim SV Sandhausen schon Junioren-Bundesliga-Luft schnupperten? „Für mich war klar: Wenn es für mich mit dem höheren Fußball nicht klappt, dann spiele ich wieder für meinen Heimatverein SV Osterburken“, sagt Konstantin Schiler. Er würde nur noch einmal ins Grübeln kommen, wenn es ein Angebot eines Vereins aus der Ober- oder Regionalliga geben würde. So eines war im Sommer nicht dabei, wenngleich es natürlich zahlreiche Anfragen wegen eines Vereinswechsels gab – wie er offenlegt. Dass er in der Römerstadt blieb, hat aber auch diesen Grund: „Der Aufstieg in die Landesliga soll und muss in dieser Saison klappen“, sagt er ganz nach seinem Naturell – offensiv.
Dominik Reichert freut natürlich, dass ihm Konstantin Schiler weiter zur Verfügung steht. Reichert ist seit Jahresbeginn Coach des SVO und sagt über seinen Spitzenstürmer: „Er geht immer voran, auf ihn kann man sich verlassen, auch weil er sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Zudem bindet er beim Gegner meist zwei Spieler.“ Natürlich weiß der Coach auch um die Abhängigkeit der Mannschaft von der Treffsicherheit des Konstantin Schiler. „Deshalb haben wir auch während der Vorbereitung versucht, ein bisschen etwas umzustellen, um diese Abhängigkeit zu reduzieren“, lässt Reichert durchblicken.
Der erste Kontakt könnte noch etwas besser sein
Kann sich solch ein top ausgebildeter Spieler in der Kreisliga überhaupt noch verbessern? „Jeder kann sicher verbessern; zum Beispiel in taktischen Dingen“, weiß Dominik Reichert. Konstantin Schiler selbst sagt zu seinen fußballerischen Schwächen: „Mein erster Kontakt dauert noch zu lange, und die Defensivarbeit ist nicht so meins. Dafür erledige ich vorne meinen Job.“ Für weitere Tore soll auch der Aberglaube ein bisschen helfen: Konstantin Schiler trägt seit der U17 die Rückennummer 7 – die seines fußballerischen Vorbilds Cristiano Ronaldo. „Seine Kaltschnäuzigkeit hat mich schon immer beeindruckt.“
Zu seinem Erfolgsgeheimnis gehören aber auch seine Mitspieler, hier vor allem sein Bruder Andreas, „der mir viele dieser 56 Tore aufgelegt hat“. Der hätte auch die eine oder andere „Kiste“ selbst machen können, aber oft habe er noch einmal uneigennützig quer gelegt. Den Zwilling eint die Schnelligkeit, doch nach Meinung von Kon-stantin sei er der robustere, „gröbere“ Spieler, während sein Bruder deutlich mehr mit Köpfchen agiere.
Und wie viele Tore möchte der Linksfuß in der neuen Saison schießen? „Am wichtigsten ist der Aufstieg mit der Mannschaft in die Landesliga. Wenn der gelingt, bin ich schon mal glücklich. Aber so um die 40 Tore habe ich mir schon vorgenommen.“ Solch ein klasse Stürmer muss natürlich mit einem gewissen Selbstvertrauen ausgestattet sein – und mit dem ausgeprägten Selbstverständnis zum Toreschießen.
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