„Spannende Tätigkeit“ - Der Eubigheimer Jurist Benedikt Englert ist seit 2018 beim DFB in der Abteilung Verbandsrecht tätig / Brennen Pyros, wird’s richtig teuer

Im Einsatz für mehr Gerechtigkeit

Von 
Klaus T. Mende
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Seit Januar des vorigen Jahres ist der Eubigheimer Benedikt Englert beim Deutschen Fußball-Bund in Frankfurt/Main in der Abteilung Verbandsrecht tätig. In dieser Funktion beschäftigt sich der 28-Jährige mit seinen beiden Kollegen Woche für Woche mit den sportlichen Verfehlungen von Aktiven, Trainern, Funktionären und Fans in den Stadien im Profibereich. © DFB

Benedikt Englert ist passionierter Jurist – und begeisterter Kicker. Was liegt da also näher, als beide Leidenschaften miteinander zu kombinieren? Genau dies hat der 28-Jährige getan: Seit Mitte Januar 2018 ist er nämlich beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt/Main in der Abteilung Verbandsrecht angestellt.

„Eine Tätigkeit, die sehr spannend ist und mir großen Spaß bereitet“, erzählt der Eubigheimer im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Zumal er und seine Mitstreiter während der Saison Woche für Woche bundesweit ihre „Spuren“ hinterlassen – jeweils im Anschluss von sportlichen Verfehlungen der Aktiven, Trainer, Funktionäre oder Fans im Profibereich.

Mehrere Teilstücke absolviert

Auf seinem beruflichen Rundstreckenkurs hat Benedikt Englert bereits mehrere Teilstücke mit Bravour absolviert – und ist jetzt am Etappenziel DFB angekommen. „Die erste Frage im Bewerbungsgespräch war, was denn genau die ‘Eubemer Boachscheißer’ sind. Scheinbar hatte man in meinem Lebenslauf unter anderem gelesen, dass ich aktiver Fastnachter bin. Für mich war das im Gespräch so etwas wie der Eisbrecher.“ Denn die Bewerbung war von Erfolg gekrönt. Mittlerweile ist er voll und ganz involviert und integriert in die Rechtsabteilung des Verbandes – und kann sich über mangelnde Arbeit wahrlich nicht beklagen. Und wie sieht diese genau aus?

„Wir sind drei Volljuristen in unserer Abteilung. Dr. Bastian Haslinger kümmert sich in erster Linie um die Bundesliga und die 2. Bundesliga, Dr. Dirk Krämer um die Dritte Liga, ich bin zuständig für die Frauen- und B-Juniorinnen sowie die A- und B-Junioren-Bundesligen. Wobei wir uns aber auch gelegentlich gegenseitig vertreten“, erklärt der 28-Jährige.

„Wir haben immer ab Montag all das aufzuarbeiten, was sich an den Wochenenden auf den einzelnen Plätzen abgespielt hat.“ Dies können Platzverweise von Spielern und neuerdings auch von Trainern sein, Pyrotechnik in den Stadien oder Hass-transparente auf den Tribünen. „Auf unsere Tische kommt all das, worüber die Referees einen Sonderbericht verfasst haben – oder was wir anderweitig, zum Beispiel durch Veröffentlichungen in den Medien, zugetragen bekommen.“ Und dies ist einiges, wie Englert bestätigt, „ich befasse mich pro Saison mit etwa 180 solcher Vorfälle.“

Wie läuft solch ein Verfahren ab? „Wenn zum Beispiel ein Akteur Rot aufgrund einer Notbremse sieht, fertigt der Unparteiische einen Sonderbericht an. Wenn dieser im „DFB-Net“ hochgeladen ist, tritt die Abteilung „Verbandsrecht“ auf den Plan“, so Englert.

Bereits Anfang der Woche befasse man sich mit der jeweiligen Angelegenheit, schaue sich die Situation eventuell auf Video genau an und beratschlage sich über den Vorfall, ehe der ebenfalls mit hochrangigen Juristen besetzte DFB-Kontrollausschuss eine Strafe beantragt – in den meisten Fällen entweder eine Sperre und/oder Geldstrafe.

Der Betroffene habe in der Regel zwei Tage Gelegenheit, den Strafantrag zu akzeptieren oder seine Nicht-Zustimmung zu erklären. Im letzten Falle werde der jeweils zuständige Einzelrichter des DFB-Sportgerichts ein Urteil erlassen. Wenn hiergegen dann Einspruch eingelegt wird, komme es zur mündlichen Verhandlung. „Das Ganze ist vergleichbar mit dem Ablauf in einem Strafprozess.“

In mehr als drei Viertel der Fälle werde das Urteil allerdings akzeptiert, so der Jurist, weshalb mündliche Verhandlungen die Ausnahme seien.

In einer Vielzahl standardisierbarer Fälle, in denen es um Zuschauerfehlverhalten geht, zum Beispiel, wenn Fans „Pyros“ in den Arenen zünden, werde seit der Saison 2018/19 ein Strafenkatalog angewendet, um die Strafzumessung transparenter zu gestalten.

„Wenn ich ein Spiel im Fernsehen anschaue, achte ich gleich auch mit auf das Drumherum“, schmunzelt der Jurist, der im Übrigen gerade an seiner Doktorarbeit schreibt. „Wenn etwa pyrotechnische Gegenstände aufs Spielfeld geworfen werden, kann man oftmals schon grob abschätzen, wie teuer es für den entsprechenden Verein wohl werden wird.“ In Zahlen: Für ein brennendes Pyro wird ein Erstliga-Club in aller Regel mit 1000 Euro zur Kasse gebeten, wird es geworfen oder geschossen, kostet es gar 3000 Euro. „Und hier gibt es durchaus Wiederholungstäter“, die immer wieder im Fokus der Ermittlungen stünden. „Neben den persönlichen Strafen kommt da bei den Geldbußen alles in allem eine beträchtliche Summe zusammen.“

Bis 2015 Jura studiert

Benedikt Englert, der bis 2015 in Heidelberg Jura studiert hat und von 2015 bis 2017 am Landgericht Mosbach als Referendar tätig war, möchte die „abwechslungsreiche Arbeit“ beim DFB nicht missen. Er habe die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, seine eigenen „Duftmarken“ zu setzen und könne wertvolle Erfahrungen sammeln, von denen er auf seinem weiteren beruflichen Weg noch sehr profitieren könne.

Und wer jetzt glaube, die Tätigkeit beschränke sich ausschließlich auf die Festlegung von Strafmaßen, der liegt komplett falsch. Nein, sie sei äußerst umfang- und facettenreich – vor allem jetzt wieder direkt vor dem DFB-Bundestag am 27. September in Frankfurt/Main, wo auch die Wahl des neuen Präsidenten anstehe.

Im Vorfeld dieses Großereignisses gehe es in den Räumlichkeiten der Abteilung „Verbandsrecht“ hoch her. „Hier ist es unsere Aufgabe unter anderem, rund 170 Seiten Anträge vorzubereiten, durchzuarbeiten und sie für die Delegierten zusammenzustellen“, sagt der 28-Jährige. So stünden beispielsweise die Themen Strukturreform oder Neuerungen im Schiedsrichterwesen auf der Agenda.

„Die Anträge landen in schriftlicher Form auf unseren Tischen, werden genau gesichtet, erhalten den letzten juristischen Feinschliff und werden gegebenenfalls so mit den jeweiligen Antragstellern ausgearbeitet, damit alles satzungskonform ist.“

Darüber hinaus nimmt der Eubigheimer beratend an den Sitzungen des DFB-Jugendausschusses teil und ist mit von der Partie, wenn die organisatorischen und wirtschaftlichen Zulassungsverfahren im Drittliga- und Frauen-Bereich entschieden werden. „Hierbei kann es darum gehen, Liquiditätslücken zu vermeiden, um so insgesamt für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.“ Und auch beim Thema Erteilung oder Entzug von Trainerlizenzen sitze er bisweilen mit im Boot.

Als „In-house-Kanzlei“ in der DFB-Zentrale sei eine enge Verzahnung Garant für ein erfolgreiches Wirken, „bei dem der Begriff Transparenz großgeschrieben wird“. Seine Abteilung sei im Interesse des Fußballs tätig, wobei er die Ansicht vertrete, dass „der Videobeweis im Sport insgesamt für mehr Gerechtigkeit sorgt“.

Verbundenheit zur Heimat

Ach ja, Benedikt Englert spielt nicht nur in der DFB-Abteilung „Verbandsrecht“ in sportjuristischer Hinsicht mit seinen Kollegen gewissermaßen die erste Geige – er ist auch sonst musikalisch. So finde er, der 13 Jahre klassischen Klavierunterricht erhielt, bisweilen Entspannung, „wenn ich in der Eubigheimer Kirche die Orgel spiele“. Seine große Passion gehöre aber nach wie vor dem Fußball.

Während er früher in Diensten des FC Eubigheim dem Ball nachgejagte, tut er dies nun regelmäßig in der DFB-Betriebsauswahl. Seine Verbundenheit zur Heimat kann er jedoch nicht verleugnen – und will dies auch nicht. Dazu genügt bereits ein Blick auf das Kennzeichen seines in Frankfurt zugelassenen Pkw: F-CE– . . .

Benedikt Englert will sich, so betont er abschließend im Gespräch mit unserer Zeitung, in beruflicher Hinsicht auch in Zukunft dafür einsetzen, dass der Fußball das bleibt, was er ist: die schönste Nebensache der Welt.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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