Paukenschlag beim Fußballkreis Buchen: Schiedsrichter-Obmann und Einteiler Thomas Mistele ist mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern zurückgetreten. Das teilte Mistele in einer E-Mail mit, die er an den Kreisvorstand sowie die Obmänner der umliegenden Schiedsrichtervereinigungen verschickte. Der Hauptgrund für seinen Rücktritt: Differenzen mit seinem Einteiler-Kollegen Holger Jakob. Die beiden hatten sich die Aufgabe seit fünf Jahren geteilt. Mistele erhebt im FN-Gespräch gegen Jakob massive Vorwürfe. So habe Jakob den Ehrenkodex verletzt, indem er sein Amt zu seinen Gunsten ausgenutzt habe. Mistele erklärt dazu: „Schiedsrichterkollegen kamen auf mich zu, mit dem Hinweis, Holger Jakob würde unverhältnismäßig viele Spiele unter der Woche pfeifen.“ Er habe das anschließend nachgeprüft, 70 von 77 Spielen hätte Jakob unter der Woche gepfiffen. Dafür hätte er sich laut Mistele selbst eingeteilt.
Versuche, dieses Problem zu lösen, seien mehrfach gescheitert. Horst Saling als Vorsitzender des Fußballkreises Buchen wurde mit ins Boot geholt. „Es war von mir eine Art Hilferuf, der nicht wirklich erhört wurde“, erklärt Mistele. Ein Versuch sei gewesen, die Einteilung strikt zu trennen: Mistele übernahm die Herren und Frauen, Jakob die Junioren. Doch auch das habe an der angespannten Situation nichts geändert. Misteles Meinung nach hätte der Kreisvorstand mehr dazu beitragen müssen, um das Problem zu lösen. Das sei aber nicht passiert. Schließlich zog er nach 13 Jahren als Einteiler und sechs Jahren als Obmann die Reißleine.
Was das Fass zum Überlaufen gebracht hat
Der Streit mit Holger Jakob habe sich über Monate hinweg hochgeschaukelt, immer wieder seien laut Mistele Kleinigkeiten vorgefallen. Die vorgeworfene Verletzung des Ehrenkodex habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Besonders enttäuscht sei er darüber, dass gegen den mutmaßlichen Verursacher des Problems – Holger Jakob – von Seiten des Fußballkreises nichts unternommen worden sei. „Der Kreisvorstand konnte nicht erkennen, dass Holger Jakob einen groben Fehler begangen hat“, betont Kreisvorsitzender Horst Saling dazu gegenüber den FN.
Denn die Einteilungen der Spiele von Holger Jakob seien alle mit dem Account von Thomas Mistele getätigt worden. Mistele erklärt, dass die beiden ihre Accounts getauscht hätten, wenn sie sich selbst für Spiele eingeteilt hätten, um Differenzen mit den Vereinen zu vermeiden. „Das war im Nachgang betrachtet der größte Fehler, den ich begangen habe“, sagt Mistele. Daher können weder Fußballkreis noch Badischer Fußballverband (BFV) Holger Jakob ein Fehlverhalten nachweisen. Denn Jakob streitet die Vorwürfe ab. „Es steht Aussage gegen Aussage. Und wir müssen nach der Faktenlage beurteilen“, erklärt Saling.
In diese Problematik war auch BFV-Vizepräsident Rüdiger Heiß als Vorsitzender des Spielausschusses involviert. „Ich habe mir genau angeschaut, was passiert ist“, sagt er im FN-Gespräch. Er sei zu der gleichen Beurteilung wie der Kreisvorstand gekommen. Er bedauert, dass sich der Streit so hochgeschaukelt und Mistele alle seine Ämter niedergelegt habe. „Der größte Verlierer bei diesem Thema ist der Fußball“, betont er.
So geht es mit dem Spielbetrieb jetzt weiter
Das Geschäft im Spielbetrieb muss nun auch ohne Thomas Mistele weiterlaufen. Horst Saling teilt derzeit kommissarisch die Herren- und Frauenspiele ein, Holger Jakob weiterhin die Jugendspiele. „Es gibt schon einen Kandidaten für die Nachfolge von Thomas Mistele als Einteiler“, erklärt Saling. Er geht davon aus, dass sich der Schiedsrichterausschuss noch im September treffen wird. „Ich bin mir sicher, dass es zeitnah einen Nachfolger geben wird“, sagt der Kreisvorsitzende. Nach einer Übergangsphase, in der er den neuen Einteiler einarbeite, solle er die Aufgabe ab Ende des Jahres alleine übernehmen.
Ganz so schnell wird es beim anderen vakanten Posten – den des Schiedsrichter-Obmanns – nicht gehen. Dieser muss von der Schiedsrichtervereinigung gewählt werden. „Es wird voraussichtlich noch eine außerordentliche Jahreshauptversammlung stattfinden“, informiert Saling. Bis dahin hat Timo Noe kommissarisch das Amt des Obmanns inne.
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