Landesliga Odenwald

Die Aufsteiger als Wundertüte

Die Landesliga Odenwald startet spannend: Aufsteiger und Favoriten im Kampf um den Titel. Wer mischt oben mit?

Von 
Felix Röttger
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Lauda gegen Königshofen: Das Prestige-geladene Stadtderby wird es auch 2025/26 geben. © Martin Herrmann

Die Landesliga Odenwald geht mit frischem Wind in die Saison 2025/26. Einige Fragen tun sich auf: Können die Aufsteiger bestehen? Ist der Verbandsliga-Absteiger gleich wieder Favorit? Und wer mischt sonst noch oben mit? Schon immer ließen die Aufsteiger gerade zum Saisonstart etablierte Landesligisten straucheln und belebten die Konkurrenz. Das Tabellenbild kann nach dem Saisonstart rasch ein falsches Bild vermitteln, wenn Stammspieler noch im Urlaub sind und sich die spielstärkste Elf erst wieder finden muss.

Insgesamt 16 Teams kämpfen um Punkte, Prestige und Perspektiven. Doch der spätere Landesligameister hat keinen Grund, überheblich in die folgende Verbandsliga-Runde zu gehen. Denn in den verletzten zehn Jahren ging es oft gleich wieder eine Klasse tiefer, weil das fußballerische Niveau, das in Badens höchster Spielklasse gefordert ist, zu selten auf den Platz gebracht werden konnte.

Immerhin: Der VfR Gommersdorf konnte sich vier Jahre als Verbandsligist behaupten, während der FV Lauda und die Spvgg. Neckarelz drei Spielzeiten und der TSV Strümpfelbrunn sowie Türkspor Mosbach nur in der Spielzeit 2016/17 der Verbandsliga angehörten.

Der Absteiger aus der Verbandsliga ist diesmal Türkspor Mosbach und zählt damit gleich zum Favoritenkreis. Ein großes Aber: Als Absteiger wird man automatisch zum Gejagten. Allerdings schied er jetzt gleich in der zweiten Runde des Badischen Pokals mit 1:3 beim SV Königshofen aus; es war ein ruppiges Spiel, das mit vier Roten Karten endete. Im Punktspiel am ersten Spieltag an gleicher Stelle sollte es sportlicher zugehen. Dennoch ist nach unserer Umfrage wieder ein Mosbacher Verein Titelfavorit. Statt des Verbandsliga-Absteigers Türkspor ist es der FV, dem von der Konkurrenz am meisten zugetraut wird.

Der FV Lauda verstärkt vor allem „den Stuff“

Der FV Lauda mischte in der vergangenen Runde wieder oben mit, doch ohne die nötige Konstanz reichte es diesmal mit einem beachtlichen Abstand zum Spitzenquartett nur zu Platz 5. Statt nur auf vermeintliche Verstärkungen zu setzen, geht der FV beispielhaft einen neuen Weg und verstärkt vor allem das Umfeld. Gesucht wurde ein Athletiktrainer – fündig wurde man im eigenen Kader. Simon Würkner ist bereits seit sieben Jahren ein fester Bestandteil der ersten Mannschaft und ist dabei, im Bereich Fußball-Athletiktraining seine A-Lizenz zu absolvieren. Sein Fokus liegt auf Prävention, Belastungssteuerung und individueller Leistungsentwicklung. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und die Zusammenarbeit mit der Mannschaft. Die Verbindung aus Spieler- und Trainerrolle ist für mich eine neue und spannende Herausforderung, auf die ich richtig Lust habe“, meinte Würkner. Im Trainer- und Betreuerbereich sieht sich der FV nach Vereinspräsident Kristofer Schädle und Sportdirektor Christian Moll gut aufgestellt. Trainer Steven Becker stehen Co-Trainer Daniel Fell, Serkan Özden als Betreuer der ersten Mannschaft, Uwe Liebenstein und Jens Külsheimer als Torwarttrainer und im physiotherapeutischen Bereich Maximilian Schild und Vanessa Müller zur Seite.

Mit Oberliga-Erfahrung

Der Lokalkonkurrent SV Königshofen hatte in der Hinrunde einen Leistungsknick, fing sich aber wieder und stieß bis auf Platz 6 vor. Nach einem tollen Saisonstart schwächelte der TSV Tauberbischofsheim etwas, blieb jedoch immer einstellig und durfte sich in der Endabrechnung über Platz 7 freuen. Nicht nur wegen des neuen Torhüters, dem Oberliga-erfahrenen Philipp Hörner, will der TSV in dieser Saison noch etwas klettern in der Tabelle. Hörner muss aufgrund eines Kreuzbandrisses aber noch ein paar Wochen pausieren.

Nicht ganz die Erwartungen erfüllen konnte der TSV Mudau. Als Vizemeister des Vorjahres reichte es nur zu Platz 8. Auch bei den Odenwäldern geht der Blick in dieser Saison wieder weiter nach oben. Dank seiner Abwehr, die mit 32 Gegentoren nur drei „Buden“ mehr einfing als der VfR Gommersdorf, überzeugte dagegen der FC Grünsfeld mit einem verdienten vierten Rang. Der FCG hat sich seit einigen Jahren in der Spitzengruppe etabliert – und das soll freilich so bleiben.

Testpartien und Pokalspiele zeigten, dass sich die Aufsteiger VfK Diedesheim, TSV Billigheim, VfB Sennfeld und FSV Tauberhöhe gewaltig strecken müssen, aber im Kampf um den Klassenerhalt nicht chancenlos sind. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten ist Martin Michelbach, Sportlicher Leiter des SV Königshofen, sogar überzeugt davon, „dass alle Aufsteiger wohl mit ganz unten nichts tun haben werden. Zum einen wurde teilweise personell kräftig aufgerüstet und zum anderen ist die Landesliga kein Neuland für die Neulinge. Für mich sind Türkspor Mosbach, TSV Mudau, FV Mosbach und FC Grünsfeld die spielstärksten Teams. Einer von diesen Vereinen wird sicherlich hochgehen. Dahinter dürfte das Teilnehmerfeld relativ ausgeglichen sein.“ Eher tief stapelt Michelbach, wenn es um die Messestädter geht: „Für uns gilt von Beginn an, sich in sicheren Gefilden aufzuhalten. Wie schnell man in die gefährliche Zone rutschen kann, haben wir im letzten Spätherbst erleben müssen.“

Wer schafft in die Phalanx der Großen vorzudringen?

Die Landesliga Odenwald verspricht eine Saison voller Überraschungen. Die Mischung aus Routiniers, hungrigen Aufsteigern und ambitionierten Rückkehrern sorgt für Spannung. Wer am Ende oben steht – das entscheidet sich nicht auf dem Papier, sondern auf dem Rasen. Und die Frage ist: Gibt es eine Überraschungsmannschaft, welche in die Phalanx der Favoriten eindringen kann?

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