Als Zuschauer jenes Dienstags-Trainings des VfR Gommersdorf ist man zunächst ein wenig verwundert. Knapp drei Wochen vor dem ersten Verbandsliga-Punktspiel wird nicht gerannt, gesprintet und geschuftet. Nein, in zwei Gruppen trainiert der Meister der Landesliga Odenwald – Standards. Immer und immer wieder fliegen Flankenbälle in den Strafraum; zwischendurch spricht Trainer Manuel Hofmann mit seinen Spielern, regt neue Ideen und Laufwege an, die die Jungs unter sich dann verfeinern. „Standards haben eine Klasse höher einen noch höheren Stellenwert – vorne wie hinten“, erklärt der VfR-Coach dieses ausgeprägte Üben.
„Geochst“ haben die Spieler in den Wochen zuvor. Die Mannschaft ist fit für die Monsteraufgabe, die vor ihr liegt: den Klassenerhalt schaffen... in der höchsten Spielklasse des Badischen Fußball-Verbandes. Es ist die insgesamt zehnte Spielzeit, in der die Jagsttäler dort verbringen. „Wir wollen gar nicht so viel verändern, sondern uns trauen, auch gegen bessere Gegner selbst Fußball zu spielen und nicht nur zu verteidigen“, sagt Manuel Hofmann selbstbewusst. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, dass wir zwei, drei Situationen verinnerlicht haben, in denen jeder weiß, was der andere tut“, fügt Fabian Geissler, der spielende Co-Trainer beim VfR, an. Hofmann, selbst einst für die Spvgg. Neckarelz in der Regionalliga auf dem Feld, wird erst einmal nicht mehr spielen. „Von draußen sieht man mehr, und wir wollen und müssen flexibel sein und uns während des Spiels auch umstellen und anpassen können. Von außen kann ich da besser Einfluss nehmen“, begründet er diese Maßnahme.
Basis des Gommersdorfer Systems ist eine Viererkette, davor ist fast alles flexibel – je nach Gegner, je nach Spielstand und je nachdem, welches Personal zur Verfügung steht. „Viele können auf mehreren Positionen spielen. Während der Vorbereitung wollen wir herausfinden, welche Position für wen die ideale ist“, sagt Manuel Hofmann. Und sein Co Fabian Geissler fügt mit einem Grinsen hinzu: „Diese Variabilität macht es aber auch nicht einfacher.“ Geissler ist froh ob des guten Kaders. „Jeder hat eine prima Grundausbildung. Niveau und Konkurrenzkampf sind in jedem Training hoch.“ Über allem steht Kompaktheit. „Die hat uns in der Abstiegssaison ein wenig gefehlt“, weiß Geissler.
Trotz des Konkurrenzkampfes gibt es Stammspieler
Für den gestiegenen Konkurrenzkampf sorgen die Neuzugänge. „Alle“, beantwortet Manuel Hofmann prompt die FN-Frage, welche der vier Spieler den VfR auf Anhieb verstärken können und werden. Sportvorstand Jörg Olkus freut sich vor allem darüber: „Wir haben mit diesem Kader die Möglichkeit, von jeder Position aus Tempo zu machen.“ Dass das ein Pfund ist, hat man beispielsweise beim BFV-Pokalspiel in Lauda gesehen, das der VfR mit 6:1 für sich entschied.
Offen sind trotz aller Ausgeglichenheit im Kader nicht alle elf Startplatzpositionen. Auch der VfR hat seine Säulen, auf denen sich das Spiel der Jagsttäler stützt: Till Marekker, Fabian Geissler, Jan Reuther, Jakob Hespelt, Rouven Schmidt und Luca Walter zählen zu diesem Kreis. Eine Art interner Neuzugang könnte Elivelton Camicia werden, der sich nach zwei schnell aufeinanderfolgenden Kreuzbandrissen wieder der Startelf nähert. Bei den Standardübungen stehen auch die drei Torhüter Felix Pauels, Justin Haun und Sebastian Krappel unter genauer Beobachtung der Torwarttrainer Fabian Schmelz und Sebastian Stockert. Beide befinden sich in engem Austausch mit dem Trainerduo Hofmann/Geissler, das sich für die Saison auf eine klare Nummer 1 festlegen wird.
Einer wird mit Sicherheit zunächst einmal fehlen
Auf der anderen Seite des Spielfeldes wird man einen Akteur vermutlich erst einmal sehr vermissen: Luis Pfeiffer. Der Torschützenkönig der jüngsten Landesliga-Saison (36 Treffer) wechselte zu den Sportfreunden Schwäbisch Hall in die Verbandsliga Württemberg. „Dadurch fehlt uns natürlich Torgefahr“, weiß Manuel Hofmann, und Fabian Geissler erklärt, wie man diesen Verlust auffangen möchte: „Wir brauchen vier, fünf Spieler, die in dieser Saison an die Zehn-Tore-Marke rankommen.“
„Dazu benötigen wir gute Standards“, ergänzt Hofmann mit einem Augenzwinkern – und erklärt damit auch sein Ansinnen bei jenem beobachteten Dienstags-Training.
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