Basketball

Am Beispiel TSV Buchen: Freuden und Herausforderungen des Booms

Die deutsche Nationalmannschaft begeistert und animiert immer mehr Kinder und Jugendliche, sich mit diesem Spiel zu beschäftigen. Buchens Herren 1 starten wieder in der Oberliga.

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Michael Fürst
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Christian Saur macht es im Training des TSV Buchen immer noch vor. Die Oberliga-Basketballer stehen vor dem Saisonstart. © Michael Fürst

An jenem Freitagabend ist ganz schön etwas los in der Buchener Sport- und Spielhalle. Schuhe quietschen, Basketbälle prellen (PRALLEN) auf dem neuen Boden und klatschen anschließend an Bretter und Ringe. Laute Zurufe. Es ist Trainingstag der TSV-Basketballabteilung, und nachdem die Spielerinnen und Spieler diverser Nachwuchsmannschaften – und das sind einige - unter lautem Hallo die Spielfläche verlassen haben, betreten Frauen und Männer die Halle. Die Spieler haben gewechselt, die Geräusche bleiben die gleichen.

„Direkt nach dem EM-Titel hatten wir in der Jugend fünf neue Anfragen“, berichtet Thomas Götzinger. Er ist seit sage und schreibe 1989 Abteilungsleiter der TSV-Basketballer. Götzingetr freut sich natürlich darüber, dass die deutsche Nationalmannschaft mit ihrem WM-Titel vor zwei Jahren und mit dem Gewinn der Europameisterschaft vor zwei Wochen bei den Jugendlichen einen kleinen Basketball-Boom ausgelöst hat. Insgesamt zählt die Abteilung derzeit etwa 100 Spielerinnen und Spieler, die in fünf Jugend- und vier Seniorenmannschaften aktiv sind. Die Buchener sind die letzte Basketball-Bastion im Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis. Nur noch in wenigen Vereinen wird Basketball im Ligamodus gespielt. Beim TSV Tauberbischofsheim ist man gerade dabei, wieder mehr Mannschaften zu aktivieren.

Doch welches Talent muss man als Kind und Jugendlicher besitzen, um ein ordentlicher Basketball-Spieler zu werden? Das erklärt Christian Saur, der Trainer der Buchener Oberliga-Mannschaft: „Die Skills sind nicht immer entscheidend. Peripheres Sehen, Power, Stabilität und nicht zuletzt eine gewisse mentale Stabilität sind wichtig – auch wichtiger als die Größe.“ Das liegt auch daran, dass sich das Spiel in den vergangenen Jahren verändert hat. „Es geht viel mehr über Schnelligkeit als über das Positionsspiel“, erklärt Saur. Zudem sei der Dreipunkt-Wurf deutlich wichtiger als früher. Die Zeiten, in denen über einen bulligen und riesengroßen Center unterm Korb gespielt wurde, sind vorbei. Das zeigt auch das Spiel der deutschen Nationalmannschaft. „Unser Spielstil in Buchen ist genauso angelegt; natürlich auf einem deutlich niedrigeren Level“, berichtet Saur und grinst verschmitzt.

Doch noch einmal zurück zum Basketball-Boom. Der bringt für die Buchener auch große Herausforderungen mit sich. „Wir brauchen immer mehr Trainer und Betreuer, dazu Schiedsrichter“, sagt Thomas Götzinger. Da viele Spieler der Erwachsenen-Mannschaften von weiter herkommen (teilweise aus dem Raum Heidelberg), da es immer weniger aktive Basketball-Vereine gibt, von sportlich ambitionierten Clubs ganz zu schweigen, sei es schwer, die Leute ins Training einzubinden. Und Basketball-Coaches gibt es eben nicht wie Sand am Meer. All die Organisation, vor allem um die Nachwuchsmannschaften, macht eine Menge Arbeit, bei der sich Götzinger aber freut, vom TSV-Hauptverein und von der Stadt Buchen seit vielen Jahren gut unterstützt zu werden.

Wenn den Pässen noch die Oberliga-Schärfe fehlt

Dank dieser Unterstützung ist es dem TSV auch gelungen, sich in der Oberliga Baden zu etablieren. Die bereits vierte Runde in Folge und die insgesamt siebte der Vereinsgeschichte startet am Samstag mit dem Auswärtsspiel beim SSC Karlsruhe. „Wir können jeden schlagen, was aber auch heißt, dass wir gegen jeden verlieren können“, sagt Saur. So ein bisschen Lala ist für den 41-Jährigen aber nichts. Er übt seit 14 Jahren das Traineramt beim TSV aus und ist weiter vom Ehrgeiz getrieben, die Mannschaft voranzubringen. Deshalb greift er an jenem Abend auch intensiv ins Training der zweiten Mannschaft ein, um die Jungs dort weiterzuentwickeln: „Vielen eurer Pässe fehlt die Schärfe für die Oberliga“, kritisiert er beispielsweise. Bei der folgenden Übung wird prompt schärfer gepasst; das Spiel wird dadurch schneller – das Quietschen der Schuhe deutlich lauter.

Zuletzt schloss der TSV Buchen die Oberliga als Sechster ab. Wenn es nach Saur geht, darf es dieses Mal wieder ein bisschen mehr, sprich eine bessere Platzierung, sein. „Ein Traum wäre es, wenn wir mal Regionalliga spielen könnten“, philosophiert der Coach im FN-Gespräch ein bisschen und schaut an die Decke. Christian Saur will aber gleich verstanden wissen, dass das Saisonziel jetzt nicht „Aufstieg“ heißt. Thomas Götzinger lächelt milde: „Erst mal den Klassenerhalt schaffen. Das ist das Wichtigste.“

Vielleicht führt ja der Run von heute irgendwann zum Aufstieg von morgen. Wer weiß. Als nächsten Schritt wünscht sich Thomas Götzinger jetzt erst einmal: „Eine Schul-AG müsste wieder her.“ Wenn er nur ein bisschen mehr Personal für den derzeitigen Basketball-Boom hätte…

Heimspiele im Oktober



  • Samstag, 4. Oktober, 13.45 Uhr: U16 – Eberbach; 15.45 Uhr: Damen – Eppelheim/Wieblingen; 18 Uhr: Herren 1 – Leimen.
  • Samstag, 18. Oktober, 11.45 Uhr: U16 – Schönau; 13.45 Uhr: U18 – Sinsheim II; 18 Uhr: Herren 1 – Wiesloch; 20 Uhr: Damen – Eberbach/Schönau.
  • Samstag, 25. Oktober. 14.30 Uhr: U14 – Eppelheim; 16.30 Uhr: U16 – Eppingen II; 19 Uhr: Herren 1 – Lörrach.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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