Fußball

Von Wachbach in die Welt

Leni Markert feierte ihre Premiere in der U15-Nationalmannschaft, und viele sagen ihr eine Karriere in der Bundesliga und in der Frauen-Nationalmannschaft voraus. Aktiv bei den Hollenbacher Jungs

Von 
Robert Stolz
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DFB-U15-Juniorinnen, „Vier-Länderturnier in Portugal“, Samstag, 18. November 2023, 18 Uhr, Estádio do Bonfim, Setúbal, Portugal – das Länderspiel der Deutschen U15-Juniorinnen-Nationalmannschaft gegen Portugal wird angepfiffen. Auf der Bank sitzt mit Leni Markert ein Mädel aus Wachbach. Ein Traum ist für sie in Erfüllung gegangen. Erstmals ist sie in den Kader der Nationalmannschaft berufen worden und fiebert ihrem ersten Einsatz entgegen.

„Sie war sehr aufgeregt und hat sich riesig gefreut“, berichten die stolzen Eltern Karin und Steffen Markert und fügen an: „Sie wollte natürlich gleich spielen und war entsprechend enttäuscht, erst auf der Bank zu sitzen. Dann kam sie aber in allen drei Spielen jeweils zirka 35 Minuten zum Einsatz und bekam jedes Mal auch Lob vom Trainerteam. Nach dem ersten Ballkontakt war die anfängliche Nervosität verflogen.“

Leni, die aktuell beim FSV Hollenbach spielt, berichtet von einer überragenden Stimmung im Team. Es hat großen Eindruck auf Leni gemacht, mit Polizeieskorte und Blaulicht durch den dichten Verkehr ins Stadion gebracht zu werden. Am Spieltag dann: In der Kabine alle Trikots aufgehängt, wie bei den Profis.

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Doch es gab nicht nur die pure Freude für den Fußball, nein, auch Schulstress stand beim Portugaltrip auf dem Programm. Leni musste eine Mathe- und eine Bioarbeit schreiben. Und nach dem Turnier zuhause musste sie viel nachholen und viele Arbeiten nachschreiben. „Das ist der Preis, den sie aber gerne bezahlt“, sagt Vater Steffen.

Eine sportliche Familie

Sport ist in der Familie Markert ein großes Thema. Mutter Karin spielte in der Bundesliga Volleyball in Creglingen und Feuerbach. Vater Steffen sagt mit einem Lächeln, dass es „nur“ Bezirksliga beim SV Wachbach war. Seit 15 Jahren ist er Trainer mit Lizenz und trainiert aktuell die A-Junioren der SGM Wachbach/TSV Althausen/Neunkirchen. Im vorigen Jahr erreichte er mit diesen, „seinen Jungs“ das Hohenloher B-Junioren-Pokalendspiel gegen die klassenhöherer Spvgg. Satteldorf (wir berichteten). Die drei sportbegeisterte Kinder Lia, Leni und Emilio machen die „Sportfamilie Markert“ komplett. Lia nahm 2022 an der Deutschen Meisterschaft im Hindernislaufen teil und hat seit 2021 ein Sportstipendium (Laufen 5000 Meter und Track and field) an der University of Charlston/USA. Bruder Emilio ist Mittelstürmer der A-Jugend Wachbach/Althausen/Neunkirchen und erzielte in der vergangenen Saison 21 Tore. Und dann ist da noch die Leni, die vor einer Karriere in der Deutschen Nationalmannschaft der Juniorinnen und vielleicht auch später bei den Frauen steht.

Mit sechs Jahren hat Leni 2016 in der F-Jugend beim SV Wachbach mit dem Fußballspielen begonnen. „Ich habe Leni ins Training geschickt. Sie hat sofort sehr viel Spaß daran gehabt, lernte unglaublich schnell Bewegungen und war technisch bald mit die Beste im Team“, erzählt der Vater. Leni war unter den Trainern Ralf Limbrunner und Steffen Puchler das erste Mädchen in einer Jungenmannschaft in Wachbach. „Sie hat sicherlich 50 Prozent mehr bringen müssen als ein Junge, um zu spielen“, deutet der Vater die besondere Situation für Leni an.

Am Tag des Mädchenfußballs 2017 in Bühlerzell wurde Leni vom Württembergischen Fußballverband (WFV) gesichtet und zur Talentfördergruppe Mädchenfußball Hohenlohe eingeladen. Sie trainierte ab da wöchentlich zusätzlich zum Vereinstraining in Triensbach in der Talentfördergruppe. Am Saisonende ihres zweiten E-Jugendjahrgangs wurden von den Trainern des SV Wachbach einige Jungs zur Sichtung nach Hollenbach geschickt. „Leni aber nicht, sie war ja ein Mädchen“, sagt Steffen Markert.

„Du musst was machen“

Zusätzlich zum Training im Verein hatte Leni die Würzburger Fußballschule unter Michael Hochrein besucht, die sich professionell mit der Talentförderung von Sechs- bis 14- Jährigen befasst. Hochrein entdeckte sehr frühzeitig Lenis Talent. „Steffen, mit ihr musst da was machen“, sagte Hochrein 2020. „Sie hat ein unglaubliches Talent, du musst sie fördern.“ Aber wie macht man so etwas, fragte sich Vater Steffen. Die Anfrage beim FSV Hollenbach, beim damaligen Jugendkoordinator Charly Brand, ob er mit seinem Kind (dass es ein Mädchen war erwähnte Markert erst am Ende des Gespräches mit Brand) aufgrund der Einschätzung von Michael Hochrein zur Sichtung kommen darf, wurde positiv beschieden. „Wir durften kommen und Leni war das erste Mädchen in einer Jungenmannschaft beim FSV Hollenbach. 2020 wechselte Leni dann auch zum FSV. Das erste Jahr war hart. In Hollenbach gilt das Leistungsprinzip. Leni war technisch sehr gut, körperlich den anderen klar unterlegen. Sie bekam kaum Spielzeit. Parallel wurde sie vom WFV gesichtet und in den Landeskader der U12-Mädchen berufen. Sie durfte alle vier Wochen zu einem Lehrgang in die Sportschule Ruit. „Das hat sie aufgebaut, daraus hat sie die Kraft genommen dran zu bleiben“ sagt Vater Steffen. „In ihrer zweiten D-Jugendsaison in Hollenbach, 2021/22, machte sie einen enormen Entwicklungssprung. Sie schaffte es in die Stammmannschaft, wurde Bezirksmeister, qualifizierte sich mit ihrem Team für die Talentrunde 1 und spielte gegen so renommierte Gegner wie den VfB Stuttgart, 1. FC Heidenheim, SSV Ulm.

Parallel dazu wurde Leni im Oktober 2021 als jüngste Spielerin vom WFV-Auswahltrainer Patrick Fähnrich in den U14 Landeskader berufen und hat dann im Juni 2022 als eine der jüngsten Spielerinnen am Länderpokal in Duisburg teilgenommen. Damals hat es noch nicht ganz für die Nationalmannschaft gereicht.

Die Saison 2022/23 spielte sie mit einer Sondergenehmigung in der U13 des FSV Hollenbach, obwohl sie altersgemäß der U14, dem ersten C-Jugend-Jahrgang, angehört hätte. Bei Mädchen, die im Landeskader stehen, ist das nach Absprache mit dem zuständigen Verbandstrainer möglich. Sie war in dieser Saison Kapitänin der Jungs und wurde mit ihrem Team Bezirksmeister.

Der Weg zur Nationalmannschaft

Beim Länderpokal 2023 in Duisburg wurde Leni von der DFB-Bundestrainerin Bettina Wiegmann gesichtet und im Juli zu einem DFB-Lehrgang nach Bitburg eingeladen. Dort präsentierte sich Leni so gut, dass sie im August zum Lehrgang der deutschen U15-Nationalmannschaft eingeladen wurde. Im Herbst folgte dann die erstmalige Berufung in die Nationalmannschaft. Und da hat sie überzeugt; die nächste Einladung zum DFB-Lehrgang hat sie schon erhalten. Seit Donnerstag und noch bis morgen ist Leni im DFB-Campus in Frankfurt.

Etliche Bundesligisten sind auf Leni bereits aufmerksam geworden. Vor allem der SC Freiburg zeigt großes Interesse und hat Leni mit ihren Eltern vor einigen Tagen in das Nachwuchsleistungszentrum nach Freiburg eingeladen. „Das war sehr beeindruckend“, sagt Steffen Markert.

In den nächsten Tagen soll ein Gespräch mit Jugendkoordinator Volker Beck beim FSV Hollenbach folgen. Leni möchte wohl vorerst beim FSV Hollenbach bleiben und sich in der U15-Oberliga durchsetzen. Aktuell spielt Leni in der U14 beim FSV in der Leistungsstaffel.

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