Bilanz

Der fast unvermeidliche Absturz

VfR Bürstadt steigt nach einer verkorksten Saison zwar in die A-Liga ab, will sich dort aber konsolidieren

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hias
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Kapitän Royhat Akcan und der VfR Bürstadt konnten vor allem am Ende der Saison kaum noch etwas entgegensetzen. © Berno Nix/Julian Lösch

Bürstadt. Das hatte man sich anders vorgestellt: Beim VfR Bürstadt lief in der vergangenen Saison 2021/22 fast alles schief. Die Quittung: Der Traditionsverein geht runter. Nach 2003 und 2008 steigt der VfR schon zum dritten Mal in die Kreisliga A ab. Ob dieser Abstieg hätte verhindert werden können? Schwer zu sagen, denn Wohl und Wehe beim ehemaligen Zweitligisten hängen einfach davon ab, wie sehr sich externe Kräfte im Verein einbringen und mit welcher Identifikation sie beim VfR Fußball spielen. Auf solche externe Kräfte setzen zu müssen, findet in Reihen des VfR keine uneingeschränkte Zustimmung und so bemühte sich der Verein vor der neuen Saison intensiv um Talente aus den eigenen Reihen.

Mit Nikita Schröder, Umur Ueyen, David Duckert, Oliver Zimmermann, Royhat Akcan schloss sich dem Verein gar ein Quintett an, das vorher beim Jugendförderverein Bürstadt (JFV) gespielt hat. Gerne hätte der VfR alle fünf Spieler zu Erstmannschaftsspielern befördert, doch das haute nicht ganz hin: Nur Rojhat Akcan und Umur Üyen waren aus der ersten Mannschaft letztlich nicht mehr wegzudenken. Auf dem Weg zum Stammspieler befand sich auch Oliver Zimmermann, doch ließ er seinen neun Einsätzen, die er bis zur Winterpause verbuchte, keinen weiteren mehr folgen und legte eine schöpferische Pause ein.

VfR Bürstadt

VfR Bürstadt (Fußball-Kreisoberliga, 15 Punkte, Platz 16).

Die meisten Einsätze: Alaa Alhamo (32), Rojhat Akcan (25), Kevin Krezdorn (23).

Die besten Torschützen: Nadir-Volkan Cellikan (5), Alaa Alhamo, Bilen Yagiz, Serdar Özbek (alle vier).

Der höchste Saisonsieg: 5:2 auswärts beim FC Starkenburgia Heppenheim (5. September 2021).

Die höchste Saisonniederlage: 0:13 zu Hause gegen die SG Odin Wald-Michelbach (1. Mai 2022).

Aber die Verantwortung für das Vorhaben Klassenerhalt lag ohnehin auf anderen Schultern und nicht auf den ehemaligen Jugendspielern. Beispielsweise auf dem Brüderpaar Daniel und Dennis Böck, das als Trainer und Co-Trainer nicht nur als Übungsleiter in der Verantwortung stand, sondern ebenfalls auf dem Platz gefordert war. Dass sich die sportliche Existenzfrage für den VfR stellen würde, wurde bereits mit den beiden Auftaktniederlagen zu Hause gegen Azzurri Lampertheim (3:4) und bei der SG Unter-Abtsteinach (1:4) deutlich. Da freute es die eingefleischten VfR-Anhänger umso mehr, als die KSG Mitlechtern am 29. August 2021 mit 3:2 bezwungen wurde.

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Aber die guten Ansätze, die die Schwarz-Weißen immer wieder zeigten, waren einfach nicht nachhaltig genug. Kaum erreichte der Verein am 15. September ein mehr als achtbares 2:2 beim späteren Meister TSV Auerbach, ging er nur elf Tage später mit 2:10 bei der SG Odin Wald-Michelbach baden. „Meine Jungs hätten in der Spielersitzung einfach besser zuhören sollen“, schimpfte Trainer Daniel Böck. In diesen Herbstmonaten des Jahres 2021 war zwar nicht alles schlecht, aber auch nur weniges gut. Und bald stellte sich heraus, dass das Klima zwischen Verein, Trainer und Mannschaft nicht mehr stimmte. Dies war auch der Grund, weswegen Daniel Böck („Es haben sich bei mir einige Dinge aufgestaut“) und sein Bruder Dennis ihr Amt Ende November 2021 niederlegten. Da auch Markus Gölz zum Ligarivalen SC Olympia Lorsch wechselte, Serdar Özbek den Verein verließ und Maximilian Kölsch seine Torwarthandschuhe vorübergehend an den Nagel hängte, reduzierte sich die Anzahl von potenziellen Leistungsträgern drastisch.

Dies erkannte auch der neue Trainer Martin Göring, für den die Mission Klassenverbleib einem Himmelfahrtskommando gleichkam: Nach der 1:9-Niederlage am 19. Februar im Vorbereitungsspiel beim A-Ligisten FV Biblis warf er die Brocken wieder hin. Nun setzte keiner mehr einen Pfifferling auf den Traditionsverein, der lediglich am 10. April mit dem 0:0 gegen den TV Lampertheim noch einmal punktete und am 15. Mai mit der 1:8-Niederlage beim SC Olympia Lorsch endgültig abgestiegen war. Das wurde der aufopferungsvollen Arbeit des neuen Trainerduos Kevin Krezdorn/Andreas Kautzmann nicht gerecht.

Doch der VfR Bürstadt ist kein Club von Pessimisten. „So traurig die alte Saison auch war, haben wir die Hoffnung für bessere Zeiten in der Kreisliga A nicht aufgegeben. Und ich bin mir absolut sicher, dass wir uns in der neuen sportlichen Umgebung mit Trainer David Vorreiter wesentlich besser präsentieren werden als zuletzt“, sagte VfR-Pressesprecher Norbert Krezdorn zum Neuanfang. hias

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