Das große Stühlerücken bleibt aus. Der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) hat in diesen Tagen seine Personalstruktur für den Leistungssport vorgestellt (siehe unten rechts). Veränderungen, vor allem im Aktiven-Bereich, gibt es im Grunde nur eine: Das Damen-Florett-Team wird von Giovanni Bortolaso und Yoann Lebrun gemeinsam geführt. In den übrigen Waffen bleibt alles beim Alten.
"Diese Personalentscheidungen haben wir aus Überzeugung getroffen", sagt Sven Ressel. Dass es natürlich die eine oder andere Diskussion bei der Besetzung der Bundestrainer-Posten im Aktivenbereich gab, ist klar. Beispielsweise wurde in Erwägung gezogen, den scheidenden DFeB-Sportdirektor Manfred Kaspar (60) wieder in verantwortlicher Position beim Damendegen zu installieren. Doch er soll sich nun um neue Strukturen im Bereich Degen im Großraum "Leverkusen - Bonn - Solingen" kümmern.
Die zeitweise umstrittenen Fachbereichsleiter der verschiedenen Waffengattungen werden beibehalten. "Diese Ebene war uns ganz wichtig. Die Aufgaben sind nun klar definiert. Diese Trainer arbeiten nicht nur im Büro, sondern auch als Trainer in der Halle", erklärt Ressel. Von einigen "Fecht-Experten" wurde immer wieder bemängelt, dass diese Ebene nur Geld koste, das man im Sport besser einsetzen könne.
Der neue Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes hatte in den vergangenen Wochen viel Arbeit und wird sie weiter haben, denn: Noch liegen zwei Kernelemente der Zukunftsplanung im Dunkeln. Das sind zum einen die Athleten, von denen Ressel noch nicht gänzlich Rückmeldung erhalten hat, in wie weit sie aktiv weiter fechten werden, und zum anderen sind es die Fördergelder des DOSB und des BMI.
Zuwendungen dürfen nicht sinken
Zunächst zu den Finanzen: "Wir können noch nicht verlässlich planen", erklärt Sven Ressel und hofft, dass die Fechter den Status der vergangenen Olympiade zwischen 2008 und 2012 halten können. Dies wäre vor allem deshalb wichtig, dass Ressel in seiner Funktion als neuer Sportdirektor sein großes Ziel auch ernsthaft verfolgen kann: "Wir müssen im Nachwuchsbereich die Basis dafür schaffen, dass wir in einigen Jahren im Aktivenbereich wieder erfolgreicher sind. 2016 ist dabei schon etwas nahe, aber bis 2020 sollte dies gelingen."
Den finanziellen Status Quo zu halten, wird aber schon schwierig, nicht zuletzt, nachdem in dieser Woche der Deutsche Tischtennis-Bund vorpreschte und das seitherige DOSB-Vorgehen bei der Verteilung der Mittel anprangerte. "Wenn wir weniger erhalten würden, bekommen wir Riesenprobleme und können die Nachwuchsentwicklung nicht so wie gewünscht durchführen", sagt der 45-jährige Ressel.
Nun zu den Athleten: "Mit einem oder zwei Rücktritten müssen wir rechnen", sagt der DFeB-Sportdirektor, der in den kommenden Tagen die finalen Gespräche mit Deutschlands führenden Fechtern führen möchte. Unklar ist beispielsweise, ob die nun 37-jährige Imke Duplitzer weiter Leistungssport betreiben möchte. Auch Britta Heidemann äußerte sich bereits vor den Olympischen Spielen, dass sie sich vorstellen könne, eine Pause zu machen. Dass sich die Silbermedaillengewinnerin von London im Oktober/November noch auf China-Reise befindet, lässt zumindest darauf schließen, dass sie nicht gleich wieder voll einsteigen möchte. Im Säbel beginnt Max Hartung ein Studium am Bodensee. Wie sich dies mit seinem Trainingsort Dormagen verbinden lässt, ist auch noch nicht geklärt.
Nach Recherchen der Fränkischen Nachrichten muss der Deutsche Fechter-Bund und somit der FC Tauberbischofsheim künftig jedoch auf einen namhaften Fechter verzichten: Benjamin Kleibrink (27) wird sein Florett aus der Hand legen. Studium und Beruf gehen dem Olympiasieger von 2008 nun vor. Offiziell wollten weder Athlet, Verein noch Verband diese Personalie bestätigen.
Apropos Personalien: Matthias Behr bleibt Olympiastützpunktleiter, hat aber, auch auf eigenen Wunsch, keine Verantwortung mehr im sportlichen Bereich. Er leitet den OSP in seiner Eigenschaft als Service-Einrichtung des Deutschen Fechter-Bundes.
Künftig wird der DFeB in den Tauberbischofsheimer Hallen das Sagen haben. Deshalb soll ein Bundesstützpunktleiter installiert werden, der sämtlichen Trainern, egal ob von Bund, Land oder Verein finanziert, überstellt und weisungsbefugt ist (wir berichteten). Allerdings hat man noch keine geeignete Person hierfür gefunden und die Bewerbungsfrist bis 15. Oktober verlängert. Derzeit füllt Lothar Blase dieses Amt kommissarisch aus.
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