Mozartfest

Wohlklang bis zum Abwinken

Singspiel „Der Stein der Weisen oder: Die Zauberinsel“ aufgeführt

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ferö
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Würzburg. Das Vergnügen, ein von ihm selbst neu editiertes Singspiel „Der Stein der Weisen oder: Die Zauberinsel“ beim Mozartfest im Kaisersaal der Würzburger Residenz zur Aufführung bringen zu können, war dem Dirigenten Rüdiger Lotter förmlich ins Gesicht geschrieben. Bestens gelaunt ließ er von der Hofkapelle München, ein von ihm seit 2009 geleitetes Spitzenensemble der historischen Aufführungspraxis, und von acht hochkarätigen Gesangssolisten nebst dem Projekt „Chor der KlangVerwaltung“ ein seit rund 200 Jahren so gut wie vergessenes Werk wieder erklingen.

Erst 1996 wurde in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg die Partitur des drei Stunden dauernden Singspiels wiederentdeckt. Gleich vier Komponisten, darunter Wolfgang Amadé Mozart, schrieben zusammen diese Oper mit gesprochenen Zwischentexten, die 1790 in Wien zur Uraufführung kam. „Der Stein der Weisen“ war schon am 10. Dezember letzten Jahres mit der Münchner Hofkapelle im Augsburger Parktheater Göggingen zu hören. Die Einladung zum Mozartfest war die beste Gelegenheit, um Assoziationen zu Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ nachzuspüren, die ein Jahr später ihre Uraufführung erlebte.

Es mag reizvoll sein, die wenigen musikalischen Ideen des Singspiels aufzuspüren, die Mozart umgesetzt und in der „Zauberflöte“ wieder aufgegriffen hat. Er selbst ist als Komponist eines Duetts und von zwei Teilen des Finales im „Stein des Weisen“ namentlich aufgeführt. Spekuliert wird darüber, dass Mozart die Kompositionen seiner Kollegen Johann Baptist Henneberg, Benedikt Schack und Franz Xaver Gerl teilweise überarbeitet haben könnte. Die Schwächen der verworrenen Handlung um den Waldaufseher Lubano hat er jedenfalls nicht behoben. Erzählt werden die Abenteuer einer Gruppe von Personen auf einer mysteriösen Insel, auf der ein magischer Stein Wünsche erfüllen kann.

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Der renommierte Deutsch-Kanadier Michael Schade füllte mit kernigem Tenor die Rolle des Astromonte als ein in den Wolken lebender Schutzgott der Insel machtvoll aus. Sein Kontrahent Eutifronte, den Sreten Manojlovic mit einem sonoren Bassbariton und bedrohlichen Untertönen auf die Bühne brachte, stand ihm als schrecklicher Erdgott in Sachen Zauberkraft in nichts nach. Gefühlt am häufigsten auf der Bühne erschien Bariton Jonas Müller als bodenständiger Lubano, der mit seiner lebenslustigen Angetrauten Lubanara, mit klarer Sopranstimme gesungen von Elena Harsányi, für einige komödiantische Momente sorgte. Ein weiteres Paar sind Nadir, exzellent und wortgewaltig gesungen von dem Tenor und Komponisten Daniel Behle, 2020 für seine „MoZart“ Einspielung mit dem Opus Klassik als „Sänger des Jahres“ ausgezeichnet, sowie die Sopranistin Leonor Amaral als Nadine,Tochter des Tempelpriesters Sadik (mit kraftvollem Bass: Joachim Höchbauer). Als Götterbote Genius mit dem Zaubervogel Astromentes brachte sich die Sopranistin Theresa Pilsl mit viel Charme ein.

Die Zuhörer im Kaisersaal und im Weißen Saal konnten sich ganz dem Musikgenuss hingeben, den der präzise und mit sparsamen Gesten dirigierende Rüdiger Lotter mit seinem Ensemble und den Gesangssolisten in beide Säle zauberte. Ein Wermutstropfen: Die gesprochenen Zwischentexte blieben auf dem Weg in den Weißen Saal akustisch auf der Strecke. Fazit: Das Singspiel offenbarte facettenreich den steinigen Weg zu einer großartig durchkomponierten Oper wie der „Zauberflöte“, und offenbar hat auch ein Mozart ein solches Meisterwerk nicht mit einem plötzlichen Geniestreich der Welt geschenkt. ferö

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