Ungesichert und verschmutzt
Odenwald-Tauber. Im Kofferraum entdeckten die Beamten zwischen Koffern und Tüten eine Hundebox, die nicht ordnungsgemäß gesichert war. In dieser Box befanden sich zwei etwa zwölf Wochen alte Zwergspitze. Die Box war laut Polizeiangaben verschmutzt, und die Welpen wirkten nicht ausreichend versorgt.
Nach einer Abklärung mit den zuständigen Behörden nahmen die Beamten die kleinen Hunde in ihre Obhut. Mittlerweile befinden sich die Welpen in einem Tierheim.
Da der Fahrer und Besitzer des VW-Busses im Verdacht steht, die Jungtiere zum Verkauf nach Deutschland gebracht zu haben, muss er nun mit einer Anzeige rechnen. Auch die Kosten für die Impfungen und die Unterbringung muss der Mann tragen.
Dass der illegale Welpenhandel floriert, bestätigen Zahlen der Organisationen „Vier Pfoten“ und „Tasso“, die sich im Rahmen eines bundesweiten Expertennetzwerks für eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen einsetzen. Laut „Vier Pfoten“ wurden innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 2021 bereits 1157 Tiere aus illegalem Handel sichergestellt – damit sind bereits jetzt die Vorjahreszahlen deutlich überschritten: Für das gesamte Jahr 2020 konnte die globale Stiftung für Tierschutz 771 sichergestellte Tiere registrieren. Mit einer Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht „könnten Tiere zuverlässig ihren Besitzern zugeordnet und dem illegalen Welpenhandel ein Riegel vorgeschoben werden.“
Im Zuge der Corona-Pandemie sei die Nachfrage nach Heimtieren – besonders nach Hunden – enorm gestiegen. Wurden im Juni 2019 etwa 31 400 Hunde neu bei „Tasso“ registriert, waren es im Juni 2020 mehr als 39 000, das ist ein Zuwachs von rund 25 Prozent. Bis zum Frühjahr dieses Jahres setzte sich der Trend weitgehend fort: Höhepunkt war der April 2021, in dem „Tasso“ eine Steigerung von fast 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bei den Neuregistrierungen von Hunden verzeichnen konnte. „Dabei“, so die Organisation, „ist zu befürchten, dass sich nicht alle Menschen auf der Suche nach einem tierischen Familienmitglied ans Tierheim oder an einen seriösen Züchter wenden.“
Mit einer bundesweiten – und im nächsten Schritt EU-weiten – Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht könnte die Herkunft des Tieres vor dem Kauf festgestellt und Käufer vor illegalem Welpenhandel geschützt werden. Auch deshalb setzt sich das Netzwerk „Kennzeichnung und Registrierung (K&R)“, zu dem auch „Tasso“ gehört, seit Jahren für eine solche Pflicht ein.
Deutschland unter Schlusslichtern
Eine Rückverfolgbarkeit der Anbietenden und der Tiere in Europa sei „wichtiger denn je“. Denn nur so könnten Kriminelle auch strafrechtlich verfolgt werden. In Deutschland bestehe jedoch die Herausforderung regionaler Unterschiede bei der K&R. „Daher schlagen wir zur Umsetzung der geforderten Registrierungspflicht eine dezentrale Lösung in Form eines so genannten Registerverbunds mit einer eigenen zentralen Abfragestelle vor“, sagte Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Leiter des Netzwerks K&R. In über 20 EU-Ländern sei die Kennzeichnung und Registrierung für Hunde und oft auch Katzen längst obligatorisch, Deutschland gehöre hier laut „Tasso“ neben Estland, Polen und Tschechien zu den Schlusslichtern.
Übrigens machen sich auch Käufer strafbar, wenn sie sich vermeintlich günstige Tiere aus dem Ausland zulegen. Häufig würden dabei Welpen angeboten, die viel zu jung und auch krank den weiten Weg nach Deutschland antreten müssten. Generell sei große Vorsicht beim Online-Handel mit Tieren – etwa über Kleinanzeigenportale oder bei der Vermittlung von „Tierschutztieren“ im Internet – geboten: „Für den Käufer ist es extrem schwierig, hier zu erkennen, wer seriös und wer unseriös ist“. Eine seriöse Vermittlung von Tierschutztieren erfolge stets vor Ort im Tierheim oder in einer Pflegestelle.
Auch die Polizei warnt Personen, die an einem Kauf von Hunden aus dem Ausland interessiert sind, und empfiehlt dringend, sich nur an renommierte Züchter zu wenden und sich vorher genau über die Gesamtumstände zu informieren.
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