Motorsport

Star-Parade bei der Oldtimer-Rallye „Heidelberg Historic“

Über 190 historische Schmuckstücke gehen in Sinsheim an den Start. Die FN sind mit dem Team von Audi Tradition unterwegs. Weltmeister Walter Röhrl nimmt ebenfalls teil - und gibt hunderte Autogramme.

Von 
Fabian Greulich
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Die Ankunft mit dem Audi RS 2 Avant auf dem Marktplatz in Heidelberg war nur einer von vielen Höhepunkten bei der 28. Rallye „Heidelberg Historic“. © Fabian Greulich

Sinsheim/Odenwald-Tauber. Die 28. Auflage der Oldtimer-Rallye „ADAC Heidelberg Historic“ rollte am Wochenende auch durch die Region Odenwald-Tauber. Rund 190 historische Fahrzeuge waren mit von der Partie und sorgten für Begeisterung bei Teilnehmern und Zuschauern. Diese wurde durch die Teilnahme einer echten Motorsport-Legende förmlich auf die Spitze getrieben. Der zweifache Rallye-Weltmeister und vierfache Sieger der Rallye Monte Carlo, Walter Röhrl, ging in Sinsheim ebenfalls an den Start.

Die Fränkischen Nachrichten fuhren die Rallye an Bord eines Audi RS 2 Avant mit, erlebten die Faszination der außergewöhnlichen Motorsportveranstaltung hautnah und hatten auch Gelegenheit zu einem exklusiven Gespräch mit Walter Röhrl.

Start und Ziel sind bei der „Heidelberg Historic“ traditionell am Technik Museum in Sinsheim. © Fabian Greulich

Es ist früher Freitagmorgen. Als Teilnehmer der „Heidelberg Historic“ sitze ich als Co-Pilot im smaragdgrünen RS 2 mit der Startnummer 19. Unmittelbar vor dem Start herrscht am Sinsheimer Technikmuseum (Start und Ziel) reges Treiben. Überall knattern Motoren.

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Im Minutentakt gehen von hier aus mehr als 190 historische Fahrzeuge ins Rennen, darunter auch etliche Vorkriegswagen. Zwei Tagesetappen mit einer Gesamtlänge von rund 540 Kilometern, vielen Zeit- und Durchfahrtskontrollen sowie insgesamt 18 Wertungsprüfungen liegen vor ihnen.

Mit Nico Siebeck, dem „Leiter Vertrieb und Ersatzteilwesen“ bei Audi Tradition, habe ich einen Piloten an meiner Seite, der bei der „HD Historic“ zum dritten Mal an den Start geht und sich bestens mit den historischen Fahrzeugen aus dem Museum der Marke mit den vier Ringen auskennt. Mit dem RS 2 nehmen wir in einem echten Kultauto Platz. Das „Geburtstagskind“, das vor 30 Jahren (März 1994) in Produktion ging, es jedoch nur zu einer Stückzahl von rund 2900 Exemplaren brachte, handelt es sich zwar um einen sehr jungen Oldtimer, dafür aber um ein extrem leistungsstarkes (315 PS) Fahrzeug im Starterfeld und eine echte Rarität.

Start und Ziel sind bei der „Heidelberg Historic“ traditionell am Technik Museum in Sinsheim. © Fabian Greulich

Als Co-Pilot im RS 2 habe ich alles andere als eine gemütliche Ausflugsfahrt vor mir. Denn während der beiden Renntage werde ich alle Hände voll zu tun haben. Ich muss permanent bei der Sache bleiben: Vom Start weg bis ins Ziel darf ich den Routenplan nicht aus den Augen verlieren und im Umgang mit gleich mehreren Stoppuhren nicht durcheinander kommen. Sonst ist mein „Steuermann“ aufgeschmissen und das exakte Passieren der Lichtschranken bei den Wertungsprüfungen wird unmöglich. Oder – noch schlimmer – wir verpassen die richtige Ausfahrt, landen irgendwo im Nirgendwo und verlieren kostbare Minuten auf dem Weg zur nächsten ZK (Zeitkontrolle).

Atmosphäre genießen

Aber wir wollen ja auch nicht gleich die ganze Rallye gewinnen, dafür ist das Starterfeld sowieso viel zu hochkarätig besetzt. Hier gehen echte Profis an den Start, die den Gesamtsieg unter sich ausmachen. Es besteht also kein Grund zur Panik. Und so steht an Bord und im Team von Audi Tradition in erster Linie der Spaß an der Freude im Mittelpunkt.

In einem Wagen wie dem RS 2 zu sitzen, ist tatsächlich eine wahre Freude. Zumal es sich um einen echten Publikumsliebling handelt. Fast an jedem Haltepunkt werden wir auf die elegante Sportskanone angesprochen. Wo wir mit diesem „Wolf im Schafspelz“ vorbei fahren, gehen die Daumen hoch und wird kräftig Beifall geklatscht.

FN-Chefredakteur Fabian Greulich (rechts) im Gespräch mit Rallye-Legende Walter Röhrl. © Ulla Wiesentheit

Das Wetter ist sommerlich warm. Im komfortabel ausgestatteten RS 2 sitzen wir zwar vor der Sonne geschützt, müssen aber damit leben, dass so eine Oldtimer-Rallye sehr schweißtreibend ist. Durchgeschwitzte „Rennkleidung“ nimmt man jedoch gerne in Kauf. Nico Siebeck und ich sind ein eingespieltes Team. Zwar läuft nicht jede Prüfung perfekt, aber wir sind zufrieden mit unseren Wertungen und fast immer pünktlich an den Zeitkontrollen.

Sportlicher Ehrgeiz gehört dazu, ohne dabei verbissen zu sein. Bei aller Konzentration gilt es in erster Linie, die tolle Atmosphäre zu genießen. Immer wieder sind wir hellauf begeistert: Es gibt viele tolle Prüfungen wie etwa im „Mini Monte Carlo“ Spechbach oder auf dem Hockenheimring, wo – zur Freude aller Teilnehmer – Walter Röhrl an Bord des originalen Audi Sport quattro S1 ordentlich Gas gibt und die Zuschauer nur staunen lässt.

Automobile Schmuckstücke

Auch auf dem Flugplatz in Lohrbach (Neckar-Odenwald-Kreis) und auf der Bosch-Teststrecke in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) warten attraktive und bestens vorbereitete „Rennstrecken“ auf die Teilnehmenden.

Überhaupt ist die gesamte Streckenführung der „Heidelberg Historic“ ein purer Genuss. Schöne Haltepunkte wie den Heidelberger Marktplatz oder das Audi-Forum in Neckarsulm gibt es obendrauf.

Für reichlich Gänsehaut sorgt immer wieder die große Begeisterung der Zuschauer, die überall auf uns warten, uns winken und zujubeln. Viele haben demonstrativ ihren eigenen „Oldtimer“ an der Strecke geparkt, schwenken Fahnen und haben sichtlich Spaß an dieser Star-Parade der automobilen Schmuckstücke. Fotografen lauern an jeder Ecke. Sie liegen auf der Jagd nach einem guten Schnappschuss teilweise im Straßengraben. Ganze Kindergartengruppen und Schulklassen begrüßen uns vom Straßenrand aus.

„Es ist immer wieder schön zu sehen, welche Begeisterung eine Rallye wie diese auslöst. Da hängen einfach Erinnerungen dran, schließlich gehörten viele Autos, die hier mitfahren, früher zum Alltag“, betont Walter Röhrl im Gespräch mit den FN. Doch nicht nur die Autos werden bei jedem Zwischenstopp von Fans umringt und fotografiert. Auch der 77-jährige Röhrl, der mit seinem Beifahrer Kuno Hug, dem Gründer und Gesicht der „Heidelberg Historic“, im Audi Sport quattro unterwegs ist, steht stets im Fokus und gibt Autogramme. Am Ende der Rallye werden es weit über 1000 sein.

Die Begeisterung und die Liebe zum Automobil ist tatsächlich längst nicht nur bei den Teilnehmern zu spüren, sondern auch und ganz besonders bei den Zuschauern und den vielen freiwilligen Helfern, die diese Veranstaltung überhaupt erst ermöglichen. Auch das „Team hinter dem Team“ von Audi Tradition ist immer da, wenn es gebraucht wird und hat alles bestens im Griff.

Am Ende sind wir total platt, aber glücklich im Ziel und freuen uns – ganz nebenbei – über eine passable Platzierung in der Gesamtwertung. Da landen wir auf Rang 90. Immerhin.

Redaktion FN-Chefredakteur

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