Interview

Rebecca Siemoneit-Barum verbringt ihre Weihnachtsferien im Zirkus

Im Heilbronner Weihnachtscircus hat man sich diesmal mit Rebecca Siemoneit-Barum, der Tochter der Zirkuslegende Gerd Siemoneit-Barum, eine besonders prominente Moderatorin ausgesucht.

Von 
Sabine Holroyd
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In der Manege ist Rebecca Siemoneit-Barum in ihrem Element. © Sabine Holroyd

Heilbronn. Die Schauspielerin, Sängerin und Unternehmerin hat das Zirkus-Gen geerbt und fühlt sich in der Manege in Heilbronn sichtlich wohl. Bis zum 8. Januar wird sie dort durchs Programm führen.

Im FN-Interview nach der ersten Familienvorstellung am Freitag ging es unter anderem um Spätzle, fleischgewordene Kuscheltiere und ein rosafarbenes Glitzertrikot.

Frau Siemoneit-Barum, Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Heilbronner Weihnachtscircus. Sie moderieren, singen, und wenn es sein muss, dann improvisieren Sie auch mal aus dem Stegreif. Wie geht es Ihnen nun, nach den beiden Premieren?

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Rebecca Siemoneit-Barum: Schon die Familienvorstellung am Freitagnachmittag war überragend. Wir hatten ein unglaubliches Publikum, die Stimmung war sensationell. Allerdings werde ich in den nächsten Wochen sehr auf meine Stimme achten müssen, außerhalb der Manege immer einen Schal tragen und viel Honig und heißen Tee zu mir nehmen. Die Show ist lang, ich erzähle viel und singe, das ist schon auch anstrengend. Aber ich bin total glücklich hier zu sein und zu spüren, wie toll unser Programm jetzt schon angenommen wird. Und das ist für uns die Hauptsache.

Sie sind in Ulm geboren. Liegt das vielleicht daran, dass der Zirkus Ihrer Eltern zum Zeitpunkt Ihrer Geburt gerade in Ulm gastierte?

Siemoneit-Barum: (lacht) Ja, das war tatsächlich so. Ich war eigentlich für Freiburg geplant . . .

Auf jeden Fall also in Baden-Württemberg.

Siemoneit-Barum: Das ist lustig, denn das war so etwas wie Schicksal. Ich kam nämlich drei Wochen zu früh auf die Welt, meine Eltern befanden sich mit dem Circus Barum noch in Ulm. Meine Kinder wurden beide dann in der Uniklinik in Freiburg geboren.

Als Ulmerin bin ich also ein „halbes Spätzle“. Hier in Heilbronn habe ich mich schon erkundigt, ob es hier eher Spätzle oder Maultäschle gibt (lacht). Da ich lange in Baden gelebt habe, kann ich auch badisch sprechen, verstehe schwäbisch aber auch sehr gut. In mir schlägt ein baden-württembergisches Herz. Jedoch habe ich bis jetzt noch nie Zeit in Ulm verbracht. Ich hoffe, eines Tages kommt es dazu – vielleicht sogar mal durch ein Engagement.

Was sind Ihre ersten Erinnerungen an Ihre Kindheit im Zirkus?

Siemoneit-Barum: Christel Sembach-Krone, die leider verstorbene Direktorin des Circus Krone im München, schenkte mir eine Herde Ziegen. Damals war ich drei oder vier Jahre alt. Ich liebte diese Ziegen, auch wenn sie relativ intensiv rochen. Das machte mir aber nichts aus, denn der Stall war ja mehr oder weniger mein Zuhause. Als Kind wollte ich nur bei unseren Tieren sein. Mein Bett im Wohnwagen war voller Kuscheltiere – Hunde, Ponys, Äffle, einfach alles. Puppen hatte ich keine. Heute schlafen meine beiden Hunde bei mir im Bett. Meine Mutter sagt immer: „Siehst du, jetzt sind deine Kuscheltiere Fleisch geworden.“

Ganz offensichtlich lieben Sie Tiere.

Siemoneit-Barum: Ich bin ein totaler Tiermensch. Lange hatte ich nach meiner Zirkuszeit auch ein Pferd, doch aus beruflichen Gründen geht das leider nicht mehr. Aber das fehlt mir sehr. Deshalb bin ich so froh an meinen Hunden. Wenn man so wie ich aus einer klassischen Zirkusfamilie stammt und mit Tieren aufgewachsen ist, dann kann man nicht ohne sie sein. Sie erden mich und schenken mir so viel Liebe, die sie natürlich von mir doppelt und dreifach zurückbekommen.

In Ihrer Moderation erzählen Sie, dass Sie das Duo Garcia, das mit seiner spektakulären Raketen-Nummer zum Programm des Weihnachtscircus gehört, schon lange kennen.

Siemoneit-Barum: Pablo kenne ich seit 1989. Das war das letzte Jahr, das ich im Zirkus verbrachte, bevor ich nach Köln zur „Lindenstraße“ ging. Ein ganzes Jahr lang habe ich als Elfjährige mit dem damals 25-jährigen Pablo und seinen Geschwistern trainiert – sie waren damals schon für ihren Trainingsfleiß bekannt. Er brachte mir den einarmigen Handstand und den Flicflac bei. Mit seiner Familie verbindet mich nun eine über 30-jährige Freundschaft.

Sie sind Schauspielerin und Sängerin. Ist die Manege vielleicht dennoch Ihre liebste „Bühne“?

Siemoneit-Barum: Das Tolle am Zirkus ist, dass man jede Generation begeistert. Zirkus ist das großartigste Live-Entertainment für die ganze Familie. Zirkus liegt bei mir im Blut, dazu noch die Livemusik, das ist immer etwas ganz Besonderes. Natürlich liebe ich es auch, live Theater zu spielen. Während Covid haben wir Künstler uns ja alle ein bisschen umorientiert. Deshalb gestalte ich nun zum Beispiel das Unterhaltungsprogramm für die Landesgartenschau 2023 im niedersächsischen Bad Gandersheim. Da bin ich in meinem Element. Ich weiß, was ein Familienpublikum braucht und erleben möchte. Das ist mein Steckenpferd, darin gehe ich voll auf – und auch hier in Heilbronn werde ich wieder inspiriert.

Wie gefällt Ihnen Clown Chisterrinn?

Siemoneit-Barum: Ich bin so beeindruckt, wie er das ganze „Haus“ mitreißt, wie toll er als Mexikaner mit seiner lateinamerikanischen Comedy beim Publikum ankommt. Ich bin einfach glücklich, hier dabeisein zu dürfen. Schließlich sind das ja meine Weihnachtsferien, die ich hier mit zwei Shows am Tag verbringe. Meine Kollegen aus der „wirklichen Welt“ fragen mich immer: „Warum fährst du nicht in Urlaub über die Feiertage?“ Dann antworte ich, dass ich hier im Zirkus meine Künstlerseele auftanke. Eine bessere Kur kann es für mich gar nicht geben.

Wie werden Sie Heiligabend verbringen?

Siemoneit-Barum: Wir werden alle zusammen feiern. Meine Mutter ist bereits in Heilbronn. Meine Kinder werden auch kommen. Meine Tochter arbeitet im „Varieté et cetera“ in Bochum als Luftakrobatin. Mein Sohn ist Lichtdesigner und für das Licht in der „teatro Dinnershow“ in München verantwortlich.

Erinnern Sie sich noch an Ihr allererstes Trikot?

Siemoneit-Barum: Ich besitze es sogar noch: ein kleines, rosafarbenes Glitzerkostüm mit Pailletten. Eine polnische Artistenfamilie, die mit mir am Russischen Barren trainiert hat, schenkte es mir. Ich habe es geliebt. Es erfüllte meine Ur-Sehnsucht nach der Dame im Glitzertrikot am Trapez – genau das, was meine Tochter nun ist.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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