"Musicalnacht unter den Sternen"

Schlossfestspiele Zwingenberg: Musikalische Leuchtfeuer gezündet

Bei der „Musicalnacht unter Sternen“ wurden die Zuschauer mitgerissen

Von 
Adrian Brosch
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Der Kinderchor mit Jana Marie Gropp begeisterte in Zwingenberg. © Adrian Brosch

Zwingenberg. Opulent, mitreißend und niveauvoll: Diese drei Adjektive beschreiben treffend die „Musicalnacht unter Sternen“, mit denen die 39. Zwingenberger Schlossfestspiele fortgesetzt wurden. Der feierliche Gala-Abend schenkte den zahlreichen Besuchern ein Wiederhören mit bekannten und beliebten Melodien aus der Welt des Musicals: Impressario Rainer Roos und die Solisten Jana Marie Gropp, Brigitte Oelke, Alex Melcher und Sascha Lien überzeugten ebenso sehr wie ein (wohlbekannter) Überraschungsgast.

Überraschungen der sehr angenehmen Art waren es auch, mit denen das Publikum musikalisch konfrontiert wurde. Sie alle wussten durch anspruchsvolle Arrangements, klar akzentuierten Gesang, hervorragende Rhythmik und gelungene Darbietung zu gefallen, so unterschiedlich sie auch waren: Bei manch flottem Stück wollte man sein Gefühl nur so voller Leidenschaft in den (Sommer-)Himmel über dem Schloss Zwingenberg schreien, während manche Ode von dramatischem, ja geradezu elegischem Charakter für einen Anflug von Melancholie sorgte.

Sascha Krebs war der Überraschungsgast bei der „Musicalnacht unter Sternen“ im Rahmen der Schlossfestspiele Zwingenberg. © Adrian Brosch

Die Titelliste war so bunt wie die Welt des Musicals selbst. So erwies sich die klangstarke Ouvertüre aus „Jesus Christ Superstar“ als ebenso eingängig wie etwa „Hinterm Horizont“ und „Mein Ding“: Die Klassiker Udo Lindenbergs stammen aus dem Musical „Hinterm Horizont“, das für den umwerfenden Alex Melcher eine Reise in die eigene Vergangenheit bedeutete. Er hatte Udo Lindenberg zwei Jahre lang auf der Bühne verkörpert und den Altmeister mehrfach selbst getroffen, was er dem amüsierten Auditorium mit launigen Anekdoten näher brachte.

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In Bestform zeigte sich auch Brigitte Oelke: Ungemein dynamisch und kraftvoll beschenkte sie die Zuhörer mit „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“. Nicht minder überzeugend war ihre Interpretation von „The Show Must Go On“: Gekonnt spielte Brigitte Oelke mit den Herausforderungen der Tonleiter, dass es eine echte Freude war. Das Gesamtensemble trumpfte schließlich mit „We Will Rock You“ ebenso auf wie mit „From Not On Home Again“. Angesichts der überwältigen Vielzahl erstklassiger Beiträge fällt es schwer, einen Höhepunkt herauszuheben. Aber soviel sei angemerkt: Die Lieder aus „Rock Of Ages“ erwiesen sich als Publikumsrenner. Sie lieferten einen ansprechenden Vorgeschmack auf das nächste Paradestück der Festspiele: Die Zuhörer wussten jeden Akkord nicht nur zu goutieren, sondern feierten sie schlichtweg. Das lag vielleicht auch am „Überraschungsgast“, der hier seinen umjubelten Einsatz hatte: Sascha Krebs, dessen Auftritt auf Schloss Zwingenberg bereits 2019 für Furore gesorgt hatte, entzündete stimmgewaltig – wie gewohnt – ein weiteres musikalisches Leuchtfeuer. Sehr zur Freude des Publikums. Als die Sonne über dem Neckar versank, hielten Chor, Band und Darsteller kurz inne: Rainer Roos schritt auf die Bühne, die er aber gleich wieder verließ. Seine Aufgabe hatte nun darin bestanden, voller Stolz und Freude den Kinderchor anzusagen: Zusammen mit Jana Marie Gropp stimmten die Mädchen und Jungen das liebenswert-gewitzte, speziell für Zwingenberg auf äußerst launige Weise mit einem deutschen Subtext versehene Lied „Do-Re-Mi“ aus „The Sound Of Music“ an, ehe mit „Wir ziehen in den Frieden“ ein weiteres Werk Udo Lindenbergs dargeboten wurde – hier mit Alex Melcher als musikalischem Paten. Ein in jeder Hinsicht „starkes Stück“, bei dem spontan die erleuchteten Smartphones in die Höhe gingen: Sie setzten wie das lebhafte, zur aktuellen Situation der Zeit passende Stück ein leuchtendes Fanal für den Frieden und das Miteinander. Es sind aber nicht nur die musikalischen Ausrufezeichen, aus denen die Schlossfestspiele ihr einzigartiges Charisma schöpfen: Als berührend erwies sich einmal mehr das Ambiente jener „badischen Sommernacht unter dem Sternenhimmel“ gerade in Verbindung mit der sichtbaren Begeisterung aller Akteure.

Auch Rainer Roos war seine Freude darüber anzumerken, nach dreijähriger Pause endlich wieder auf Schloss Zwingenberg agieren zu können. „Wir sind sehr glücklich darüber, Gäste des Hauses von Baden sein zu dürfen“, bemerkte er in seiner Moderation. Diese hatte es freilich in sich: Beschwingt und unaufdringlich führte Roos ganz im Stil eines klassischen Conférenciers durch den Abend, den er auf diese Weise trefflich abrundete.

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