Neckar-Odenwald-Kreis. Nach einjähriger intensiver Planung ist es nun so weit: Der Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin im Neckar-Odenwald-Kreis steht in den Startlöchern. Die Planungen sind abgeschlossen, die Verträge unterschrieben und die Akteure freuen sich sehr, nun endlich in die Umsetzung zu gehen. Erste Ärzte in Weiterbildung haben sich bereits für die Teilnahme angemeldet. Ein runder Tisch am Standort Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken als Auftaktveranstaltung mit wesentlichen Akteuren besiegelte am Mittwoch den Startschuss.
„Für uns ist das ein ganz wichtiger weiterer Baustein, um die flächendeckende ärztliche Versorgung in unserem gesamten Kreisgebiet auch morgen und übermorgen noch gewährleisten zu können. Nach repräsentativen Umfragen ist für die Menschen die Allgemeinmedizinerin oder der Allgemeinmediziner vor Ort nämlich immer noch das allerwichtigste überhaupt. Und: Im ländlichen Raum fällt dieses Meinungsbild sogar noch einmal sehr viel deutlicher aus als in der Stadt. Die Menschen wünschen sich nichts sehnlicher als eine Arztpraxis, die für sie auf kurzen Wegen erreichbar ist und ihnen vor allem auch einen persönlichen Kontakt ermöglicht“, leitete Landrat Dr. Achim Brötel ein.
Immer informiert sein
Auch der Präsident der Bezirksärztekammer Nordbaden Professor Dr. med. Dr. med. dent. Christof Hofele, M. Sc. erläuterte, wie wichtig die Initiierung eines Weiterbildungsverbundes ist: „Ich freue mich für die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt in einem strukturierten System über Versorgungsgrenzen hinweg ihre Weiterbildung durchlaufen dürfen. Nach den Erfahrungen bleiben viele Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten der Region ihrer Weiterbildungsstätte treu, weil sie eben auch die positiven Seiten einer Region kennenlernen. Ich freue mich aber auch für die Menschen in dieser Region, die dann letztendlich Nutznießer sein werden, wenn es gelingt, eine adäquate allgemeinmedizinische Versorgung aufrechtzuhalten.“
„Wir freuen uns sehr, mit unserem Seminarprogramm der KWBW die Ärztinnen und Ärzte mit zu begleiten“, ergänzte Dr. Sandra Stengel, Koordinatorin des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin an der Universität Heidelberg.
Vernetzung aller Akteure
Koordiniert wird der Weiterbildungsverbund durch die Stabsstelle Kreisentwicklung im Landratsamt, die sich mit den Ärzten in Weiterbildung sowie mit den Neckar-Odenwald-Kliniken, den niedergelassenen Hausarztpraxen und auch Facharztpraxen abstimmt. „Das ist auch unser vorrangiges Ziel. Alles soll für die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung so einfach und reibungslos wie möglich gestaltet werden. Ein enger Kontakt mit allen Beteiligten und die gute Vernetzung aller Akteure innerhalb des Kreises liefern uns damit eine hervorragende Voraussetzung“, erklärte Kreisentwicklerin Lisa-Marie Bundschuh.
Der Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin bietet Ärzten in Weiterbildung durch verlässliche Rotationen die Möglichkeit, die Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin über die Gesamtdauer der Weiterbildung ohne Umzug oder erneute Bewerbung zu absolvieren. Dazu kooperieren stationäre und ambulante Weiterbildungsstätten im Kreis. Die Weiterbildung gliedert sich in folgende Abschnitte: Zwölf Monate im Gebiet Innere Medizin in der stationären Akutversorgung, 24 Monate in Allgemeinmedizin in der ambulanten hausärztlichen Versorgung, sechs Monate in einem anderen Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung (ambulant oder stationär), 18 Monate in Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung (ambulant oder stationär) und 80 Stunden Kursweiterbildung psychosomatische Grundversorgung.
Ein maßgeblicher Pfeiler des Weiterbildungsverbunds sind, neben den ambulanten Praxen, die Neckar-Odenwald-Kliniken, ohne deren Beitrag das System nicht möglich wäre. Vertreten waren die Kliniken deshalb bei dem Gespräch durch den Ärztlichen Leiter Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker sowie die Chefärzte Dr. Bernd Gritzbach, Leiter der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Dr. Thomas Hüttenhain, Leiter der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, und Dr. Rüdiger Mahler, Leiter der Klinik für Inneren Medizin am Standort Buchen.
Erfahrungsbericht
„Auch für die Kliniken ist eine Verzahnung aller Akteure essenziell. Wir arbeiten tagtäglich sehr eng mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus dem hausärztlichen Bereich zusammen und freuen uns, dass diese Kooperation nun weiter ausgebaut werden kann. Auch haben wir große Freude daran, jungen Medizinerinnen und Medizinern eine sehr gute Weiterbildung in den Kliniken zu bieten“, ordnete Dr. Mahler stellvertretend bei dem Auftakt ein.
Andreas Harsch, Allgemeinmediziner in Billigheim, der einen Teil seiner Weiterbildung in den Neckar-Odenwald-Kliniken absolvierte, berichtete dann von seinen Erfahrungen: „Ich war selbst Weiterbildungsassistent und hierbei fast drei Jahre in den Neckar-Odenwald-Kliniken im Bereich der Inneren Medizin am Standort Mosbach tätig. Hierbei wurde ich von den Kliniken hervorragend unterstützt und von dieser Zusatzweiterbildung profitiere ich heute noch. Ich finde es toll, dass dies im Kreis angeboten und auch vonseiten der Kliniken gefördert wird.“ Ein Weiterbildungs-Stammtisch soll in Zukunft als Austauschplattform für die Weiterbildungsassistenten dienen. Die Weiterbildung ist sowohl in Voll- als auch in Teilzeit möglich und es wird Unterstützung bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen, Wohnungen, Immobilien oder Bauplätzen geboten. Hervorragende Zukunftsperspektiven in den Kliniken und allgemeinmedizinischen Praxen runden das „Rund-um-Sorglos“-Paket ab. „Die Initiative wird unter folgendem Slogan geleitet: Wir unterstützen Dich dabei, deinen Weg für die Weiterbildung in einer wunderschönen Region, mit hoher Lebensqualität, der Nähe zur Natur und einer echten Work-Life-Balance zu finden“, betonten abschließend Lisa-Marie Bundschuh und Sinja Göltl, die beiden Betreuerinnen des Medizin(er)-Netzwerks.
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